By Published On: 23. April 2025Categories: Inklusion, Kommunikation

Einleitung

In einer Welt, die zunehmend digitalisiert wird, bleibt eines unverändert: Kommunikation ist der Schlüssel zur sozialen Teilhabe. Doch was passiert, wenn Menschen aufgrund von Kommunikationsbarrieren ausgeschlossen werden? Wie können wir eine Gesellschaft schaffen, in der jeder – unabhängig von Behinderung, Herkunft oder Sprache – in der Lage ist, aktiv und gleichwertig zu kommunizieren? Barrierefreie Kommunikation ist nicht nur ein Ideal, sondern eine Notwendigkeit.

Barrierefreie Kommunikation: Zugang für alle schaffen und Teilhabe ermöglichen

Barrierefreie Kommunikation sorgt dafür, dass Informationen und Interaktionen für alle Menschen zugänglich sind – unabhängig von physischen, kognitiven oder sprachlichen Fähigkeiten (Mälzer, 2016, S. 15). Dies reicht von einfachen Anpassungen wie klarer, verständlicher (Einfache/Leichte) Sprache bis hin zu komplexeren Technologien, etwa Screenreadern oder der Unterstützung durch Gebärdensprach- und Schriftdolmetscher (Mälzer, 2016, S. 21). Das Ziel ist, eine Kommunikationsumgebung zu schaffen, die allen Menschen die gleiche Teilhabe ermöglicht. Kommunikation ist jedoch weit mehr als der bloße Austausch von Informationen. Sie ist ein dynamischer Prozess, der sowohl das Verstehen als auch die gegenseitige Anerkennung zwischen den Gesprächspartnern umfasst.

Warum Barrierefreiheit in der Kommunikation unerlässlich ist

Inklusion in der Kommunikation bedeutet mehr als nur das Bereitstellen von Informationen. Es bedeutet, Barrieren in der Wahrnehmung, im Verständnis und in der Zugangsmöglichkeit abzubauen. Wenn Informationen nicht zugänglich sind – sei es durch Sprachbarrieren, fehlende Unterstützung bei visuellen oder auditiven Beeinträchtigungen oder durch unverständliche Texte – werden bestimmte Bevölkerungsgruppen ausgeschlossen. Laut der UN-Behindertenrechtskonvention (2006) haben Menschen mit Behinderungen das gleiche Recht auf Zugang zu Information und Kommunikation. Dies ist eine der grundlegenden Forderungen der Konvention, die die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sicherstellen soll (UN, Convention on the Rights of Persons with Disabilities, 2006).

Barrierefreie Kommunikation in der Praxis

Im Alltag gibt es zahlreiche Situationen, in denen barrierefreie Kommunikation von entscheidender Bedeutung ist – und oft erkennen wir ihren Wert erst, wenn wir selbst in die Position geraten, sie zu benötigen. Ein einfaches, aber unverzichtbares Beispiel ist die Bereitstellung von Untertiteln. Für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen öffnen sie die Tür zu Fernsehsendungen und Online-Videos, die ansonsten verschlossen bleiben würden. Was zunächst wie eine Selbstverständlichkeit wirken mag, ist in Wahrheit ein entscheidender Beitrag zur Inklusion und Teilhabe. Doch die Herausforderung geht weit über Untertitel hinaus. Besonders im digitalen Raum stellen sich noch größere Hürden. Eine Webseite, die nicht barrierefrei gestaltet ist, wird für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen schnell zu einer unüberwindbaren Barriere. Screenreader, Programme, die Text vorlesen, sind auf eine präzise Formatierung angewiesen. Ohne diese Anpassungen bleibt der digitale Raum für viele unzugänglich – ein Umstand, der nicht nur Menschen mit Behinderungen ausschließt, sondern auch all jene, die mit digitalen Technologien weniger vertraut sind oder über begrenzte technische Ausstattung verfügen. Ein weiteres zentrales Beispiel für barrierefreie Kommunikation ist die Arbeit von Schriftdolmetschern, eine Tätigkeit, die ich selbst 5,5 Jahre selbstständig ausübte. Als Schriftdolmetscherin hatte ich die Verantwortung, gesprochene Sprache nahezu in Echtzeit zu verschriftlichen, damit hörbeeinträchtigte Menschen an Diskussionen und Veranstaltungen teilnehmen können. Diese Form der barrierefreien Kommunikation ermöglicht es, dass auch Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung gleichzeitig und ohne Verzögerung die Inhalte eines Vortrags, einer Konferenz oder eines Gesprächs durch Ablesen, wie zum Beispiel auf einem Tablet, erfassen können. Es geht dabei nicht nur um das bloße Bereitstellen von Dolmetschern – vielmehr muss sichergestellt werden, dass die Informationen klar und verständlich aufbereitet sind. Der Schriftdolmetscher achtet darauf, dass die geschriebenen Texte präzise, d.h. grammatikalisch korrekt für alle Teilnehmer einer Veranstaltung ablesbar sind. Der größte Vorteil der Schriftdolmetschung liegt darin, dass sie Kommunikation in Echtzeit und ohne Missverständnisse für alle zugänglich macht – wichtig ist das besonders in komplexen oder schnellen Gesprächssituationen. Insgesamt zeigt sich, dass barrierefreie Kommunikation nicht nur für Menschen mit Behinderungen wichtig ist, sondern für alle, die sich mit der digitalen Welt auseinandersetzen und Zugang zu Informationen benötigen. Wenn diese Barrierefreiheit fehlt, schließt sie nicht nur eine bestimmte Gruppe von Menschen aus, sondern auch jene, die aufgrund fehlender technischer Kenntnisse oder unzureichender Ausstattung in ihrer Teilhabe eingeschränkt sind.

Technologische Lösungen für barrierefreie Kommunikation

Die Technologie spielt eine entscheidende Rolle bei der Beseitigung von Kommunikationsbarrieren. Heutzutage gibt es eine Vielzahl an Tools und Apps, die barrierefreie Kommunikation ermöglichen. Dazu gehören automatische Transkripte, die gesprochene Sprache in Text umwandeln, Software, die Texte in Sprache umwandelt (Text-to-Speech), oder Übersetzungs-Tools, die mehrsprachige Kommunikation ermöglichen. Die European Accessibility Act der Europäischen Union hat Standards gesetzt, die bis 2025 eine barrierefreie digitale Kommunikation für alle öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen vorschreiben. Dies bedeutet, dass digitale Inhalte – von Webseiten über mobile Apps bis hin zu Online-Diensten – für alle zugänglich gemacht werden müssen (European Accessibility Act, 2019).

Fazit

Die Fähigkeit zur Kommunikation ist elementare Grundlage menschlichen Zusammenlebens und eine Grundvoraussetzung für die die individuelle Teilhabe einer Gesellschaft am sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben. Barrierefreie Kommunikation ist nicht nur eine gesetzliche Vorgabe, sondern ein fundamentales Bedürfnis jeder Gesellschaft, die Inklusion anstrebt. Wenn wir Kommunikation wirklich inklusiv gestalten wollen, müssen wir sicherstellen, dass niemand aufgrund von Barrieren ausgeschlossen wird. Nur wenn Kommunikation für alle zugänglich ist, wird sie ihrem vollen Potential gerecht und trägt zu einer gerechteren und vielfältigeren Gesellschaft bei.

Quellen:

European Commission. (2019). European Accessibility Act. Zugriff am 30.03.2025. Verfügbar unter https://ec.europa.eu/info/business-economy-euro/banking-and-finance/financial-services-consumers/accessibility_en

Mälzer, N. (2016). Barrierefreie Kommunikation – Perspektiven aus Theorie und Praxis. Berlin: Frank & Timme GmbH Verlag für wissenschaftliche Literatur. ISBN 978-3-7329-0231-6

UN, Convention on the Rights of Persons with Disabilities (2006). Artikel 9. Zugriff am 30.03.2025. Verfügbar unter https://www.ohchr.org/en/instruments-mechanisms/instruments/convention-rights-persons-disabilities

Bildquellen:

Eigene Fotografien.

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