By Published On: 3. März 2016Categories: Gesundheit, Psychologie, Wirtschaft

Ständig das Handy in der Hand – habe ich einen neuen Kommentar in Facebook? – hat meine Freundin mir schon bei Whatsapp geantwortet? – was sind die neusten Tutorials auf YouTube?

Die Jugendlichen von heute sind umgeben von sozialen Netzwerken. Doch wie wirken sich Internet & Co auf die Persönlichkeit der „Generation App“ aus? Sind die Jugendlichen von heute anders als die der früheren Generation? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Psychologieprofessoren Howard Garner und Katie Davis und untersuchten dabei folgende drei Bereiche: 1. Entwicklung der Persönlichkeit, 2. Beziehung und Bindung zu anderen, 3. Kreativität.

 

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Die Forschungen zeigen, dass Jugendliche kaum noch Zeit für eigene Gedanken haben – der Blick nach innen bleibt zu kurz. Denn die Teenager sind stark an ihrer Außendarstellung orientiert, sie sind ständig mit Freunden verbunden, so dass einfach keine Zeit bleibt sich über ihr Inneres Gedanken zu machen. Zudem erhalten sie durch SMS, Kommentare auf Twitter ständig eine Art Selbstbestätigung. Auch von Seiten der Eltern werden die Jugendlichen immer mehr behütet und entwickeln so selten Eigenständigkeit. Sie haben aufgrund der neuen Medien im Schnitt bis zu 13-mal die Woche, heißt mehrmals täglich, Kontakt zu ihren Eltern. Vor der Generation App haben Kinder ihre Eltern erst am Nachmittag oder Abend nach der Schule Zuhause gesehen und konnten sich mit ihnen austauschen. Einen Vorteil in Bezug auf die Identitätsentwicklung der Teenager zeigen Faktoren wie, die jungen Menschen scheinen heute freier zu sein Identitäten anzunehmen, sie sind toleranter was Religion oder ethische Hintergründe betrifft und finden sich über das Internet oftmals zu außergewöhnlichen Interessensgruppen zusammen, wie es in dieser Form im „wahren Leben“ nicht stattgefunden hätte. Ein weiterer Punkt der nicht außer Acht gelassen werden sollte, sind Ergebnisse darüber, dass junge Menschen, die sich häufig in sozialen Netzwerken aufhalten meinen andere seien glücklicher als sie selbst. Doch wie kommt diese Annahme zustande?

Man sollte doch meinen, dass aufgrund des ständigen Kontaktes untereinander die Jugendlichen sich glücklich und gemeinschaftlich einbezogen fühlen? Jugendliche aus Amerika schreiben im Schnitt bis zu 60 Nachrichten am Tag – dabei geht es in der Regel darum, Treffen auszumachen oder kurze Nachrichten zu schreiben wie „wie geht’s dir?“. Laut Gardner und Davis fühlen sich jungen Menschen heute eher einsam als früher. Ob und in welchem Maße die neuen Medien hier Einfluss nehmen, konnte bisher noch nicht abschließend erforscht werden. Zwei Anhaltspunkte die jedoch dafür sprechen sind: 1. Die Teenager sehen in Facebook Posts von anderen jungen Menschen wie diese auf einer Party Spaß hatten oder spannende Freizeitaktivitäten erlebten – da scheint es einigen so, als wäre das eigene Leben langweilig und unspektakulär. 2. Trotz des ständigen Kontaktes, geht der Trend immer mehr dahin andere Menschen als Objekte zu sehen und diese für sich selbst und die eigenen Zwecke zu nutzen. Schon wieder Werbung im TV oder der Bus hat Verspätung und ich muss nun noch 15 Minuten warten – ach, ich rufe mal meine Schulkameradin an. Die Kommunikation die in solchen Situationen entsteht ist nicht dadurch begründet, dass man wirklich wissen möchte wie es dem anderen geht, sondern sie kommt eher durch den Wunsch nach Ablenkung und Aufheiterung zustande.

Den dritten Bereich den Gardner und Davis untersuchten, war die Kreativität der heutigen jungen Menschen im Vergleich zu den Jugendlichen vor einigen Jahren. Das Ergebnis dieser Untersuchungen zeigte, dass die Kreativität heutzutage zwar durch verschiedene Apps wie „Bilder Bearbeitung“ oder „Filme drehen“ angeregt wird, unterm Strich der Kreativitätmotor der heutigen Teenager aber gedämpft ist. Als Grund zeigen Gardner und Davis die fehlende Zeit zu kreativen Inspirationen auf. Wurde früher der Fußweg zur Schule oder die Zeit im Bus für solche kreativen Phasen genutzt, werden diese heute im Zeitalter des Smartphones durch das Surfen im Internet ersetzt.

Fazit: Die Frage, ob Jugendliche in der heutigen Zeit anders sind als früher konnte bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend erforscht werden. Es gibt mit Sicherheit einige Anhaltspunkte, die ausschlaggebend dafür sein könnten. Grundsätzlich kann man festhalten, dass die neuen Gerätschaften wie Smartphone, Tablet & Co. das Denken, Handeln und Fühlen der Menschen verändert hat. Im gleichen Atemzug sind wir Menschen jedoch auch dafür verantwortlich, dass uns genau diese neuen Techniken zur Verfügung stehen. Zumal es neben den Einflüssen der „neuen Social Media Welt“ viele weitere Einflüsse aus Politik und Wirtschaft gibt, die das Verhalten der Menschen und im speziellen der heutigen jungen Menschen prägt.

 

Literarturquellen:

Davis, K./ Gardner, H.: The app generation: How today´s youth navigate identity, intimacy and imagination in a digital world. Yale University Press. New Haven. 2014

Dittler, U./ Hoyer, M.: Aufwachsen in sozialen Netzwerken. Chancen und Gefahren von Netzgemeinschaften aus medienpsychologischer und medienpädagogischer Perspektive. Kopaed. 1. Auflage. 2012

Bildquellen:

https://pixabay.com/de/m%C3%A4nner-silhouetten-telefonieren-97291/

https://pixabay.com/de/medien-social-media-apps-998990/

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