By Published On: 8. Januar 2025Categories: Digitalisierung

Eine repräsentative Studie von bitkom im August 2024 zeigt: 92 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab 6 Jahren nutzen in Deutschland das Internet (bitkom, 2024). Digitale Medien spielen für Kinder und Jugendliche eine große Rolle. Wie früh und in welcher Form nutzen Kinder und Jugendliche digitale Medien und sind Kinder in Netz ausreichend geschützt? Wird Ihnen durch die Schulbildung ausreichend digitale Kompetenz vermittelt?

Mediennutzung bereits bei 2- bis 5- jährigen

Laut der miniKIM- Studie 2023 vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest bei der 600 Elternteile über die Mediennutzung ihrer Kinder befragt wurden, wachsen Zwei- bis Fünfjährigen mit vielen Möglichkeiten der Mediennutzung auf. Ein Fünftel der Kinder der befragten Eltern besitzen bereits ein Tablet, 13 Prozent der Kinder ein eignes Smart TV mit Streaming- Abonnement und jedes zehnte Kleinkind sogar ein eigenes Handy. Auch wenn der tägliche Alltag immer noch überwiegend von draußen und drinnen Spielen, Vorlesen und Malen und Zeichnen bestimmt wird und die Eltern die Selbstbestimmung ihrer Kinder bezüglich digitaler Medien einschränken und Gefahren in Verbindung mit digitalen Medien kennen, zeigt sich ganz deutlich das digitale Medien in der Lebenswelt von Kleinkindern gegenwärtig erscheinen und ihnen immer mehr in Selbstbestimmung zur Verfügung stehen (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2023a).

Digitale Lebenswelt von Jugendlichen

Nicht nur in der Freizeit dominieren digitale Geräte den Alltag von Jugendlichen. Die Digitalisierung nimmt zunehmend Einfluss in der Schule und auf den Unterricht. Die höchsten Stellenwert haben dabei in der Freizeit das Smartphone, das Internet und das Musikhören. In der Schule spielen eher Online- Unterricht, die Nutzung von Tablets, Laptops oder auch Schulclouds und Smartboards eine Rolle. Daneben ist die Nutzung von Sozialmedia- Diensten und Kommunikationsapplikationen Jugendlichen sehr wichtig. 2023 verbrachten sie im Durchschnitt 224 Minuten am Tag Online. Von den 1200 befragten Jugendlichen der JIM- Studie 2023 hatten 58 Prozent in ihrer Zeit im Netz Kontakt zu Fehlinformationen oder Beleidigungen. 14 Prozent erlebten Anfeindungen gegen die eigne Person, 23 Prozent ungewollte pornographische Inhalte, aber auch Kontakt zu extremen politischen Ansichten, Verschwörungstheorien und Hassbotschaften (Medienpädagogischer Forschungsbund Südwest, 2023b).

Digitalisierung und Schule

Die international vergleichende Schulleistungsstudie ICILS vergleicht computer- und informationsbegleitende Kompetenzen von Achtklässler*innen weltweit aber auch die damit verbundenen Rahmenbedingungen des Kompetenzerwerbs beim schulischen Lernen und Lehren. Die Ergebnisse 2023 zeigen das in Deutschland mehr als 40 Prozent der Achtklässler*innen nur sehr geringe Kompetenzen im Umgang und der Reflektiertheit mit digitalen Medien verfügen. Auch zeigt sich eine Diskrepanz zwischen gymnasialen Schulformen und darunter liegenden Schulformen. Deutschland zeigt dabei erhebliche Unterschiede in der gleichberechtigten Teilhabe bei der Aneignung digitaler Kompetenzen. Besonders betroffen sind dabei Jugendliche mit Zuwanderungshintergrund und mit sozial benachteiligter Herkunft.
Zurückzuführen ist das auf eine nur bedingte Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften in Bezug auf Digitalisierung aber auch auf einen Mangel an Priorisierungen der Digitalisierung durch die Schulleitungen der befragten Schulen. Auch spielt der Zugang von Schüler*innen zu geeigneten Endgeräten eine Rolle als auch die Bereitstellung innovativer digitaler Anwendungen und eine Anbindung an leistungsfähiges Internet. Um der Bildungsungleichheit entgegenzuwirken fehlen umsetzbare Konzepte, die Unterstützung von Schulen durch Ressourcen und das Angebot des Lernens außerhalb des Unterrichtes (Eickelmann, 2023, S. 290- 295).

Mediennutzung zwischen Recht, Schutz und Befähigung

Die UN- Konvention über die Rechte des Kindes erkennt in Artikel 17die wichtige Rolle der Massenmedien an und verpflichtet die Vertragsstaaten Kindern insbesondere Zugang zu Informationen und Materialien zu ermöglichen. Im Vordergrund stehen dabei das soziale, seelische und sittliche Wohlergehen als auch die körperliche und geistige Gesundheit des Kindes. Die Vertragsstaaten sollen dabei eigene Richtlinien bereitstellen die unter Beachtung des Kindeswohls und der Meinungs- und Informationsfreiheit des Kindes, den Schutz des Kindes vor Informationen und Material gewährleisten welches das Wohl gefährdet. Massenmedien sollen dabei Informationen und Material zur Verfügung stellen, welches für das Kind von sozialem und kulturellem Wert sind und die Bildung fördern (UN- Kinderechtskonvention, 2024). In Deutschland spiegelt sich das in einer Vielzahl von Gesetzen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen wider beispielsweise im Kinder- und Jungendschutzgesetz, dass 2021 novelliert wurde und grundlegend den Kinder und Jugendmedienschutz erneuert hat um eine stätige Weiterentwicklung dessen zu gewährleiten. Die Gesetzgebung muss sich dabei an der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen orientieren aber zeitgleich Schutz, Befähigung und Teilhabe ermöglichen (Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz, 2022). Zusätzlich ist im Mai 2024 das Digitale- Dienste- Gesetz in Kraft getreten, welches sich am Digital Services Act (Gesetz über digitale Dienste) der EU orientiert (Bundesregierung, 2024). Das Gesetz über digitale Dienste soll für Bürger*innen den besseren Schutz der Grundrechte, mehr Kontrolle und Auswahl als auch eine Vereinfachung des Meldens illegaler Inhalte ermöglichen und einen stärkeren Schutz von Kindern im Internet im europäischen Raum bieten. Prinzipiell soll die Verbreitung von illegalen und schädlichen Online- Aktivitäten verhindert werden (Europäische Kommission, 2022). Doch nicht nur der Gesetzgebung übernimmt eine wichtige Rolle um Kinder und Jugendliche im Internet zu schützen. Große Verantwortung tragen auch die Eltern und das Schulsystem, deren Rolle einen großen Teil zur Befähigung von Kindern und Jugendlichen beitragen soll. Dazu können Eltern aber auch Fachkräfte, auf eine Vielzahl von Online- Angebote zurückgreifen, um sich über digitale Medien und Erziehung zu informieren und ihre Handlungsoptionen zu erweitern, abzuwägen und die Entwicklung digitaler Kompetenzen bei ihren Kindern zu fördern. Beispiele dafür sind Projekte wie: „Gutes Aufwachsen mit Medien“ eine zentrale Anlaufstelle für pädagogische Fachkräfte, Ehrenamtliche und Eltern, oder auch „Schau Hin!“ zur Unterstützung von Eltern und Erziehenden. Weitere Angebote sind über die Seite des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zugänglich (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2021).

Fazit

Kinder und Jugendliche verbringen mehr Zeit mit der Nutzung von digitalen Medien als jemals zuvor. In einer zunehmend digitalisierten Welt, müssen Kinder und Jugendliche sich auch immer früher mit digitalen Medien auseinandersetzen. Der gesunde Umgang mit digitalen Medien bei Kindern und Jugendlichen, ist demnach als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu betrachten, die es notwendig macht eine rechtliche Grundlage zu schaffen und zudem Möglichkeiten für Eltern, sich zu informieren und Unterstützung zu finden, um ihren Kindern einen gesunden Umgang mit digitalen Medien vermitteln zu können. Auch ist es wichtig Schulen bei der Digitalisierung zu unterstützen, um Lehrkräfte ausreichend weiterzubilden, damit eine angemessene Förderung digitaler Kompetenz, nicht nur für bestimmte Personengruppen erfolgt, sondern gerade für die Personengruppen die in Gefahr sind digital abgehängt zu werden. Demnach bewegt sich das Nutzen von digitalen Medien bei Kindern und Jugendlichen immer zwischen Recht, Schutz und Befähigung von Kindern, Jugendlichen und Eltern.

Literaturverzeichnis

bitkom (2024). Presseinformation, Kinder und Jugendliche verbringen täglich gut zwei Stunden am Smartphone. In https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Kinder-Jugendliche-taeglich-zwei-Stunden-Smartphone, abgerufen am 10.11.2024.

Bundesregierung (2024). Das Gesetz über digitale Dienste. Wie geht es weiter. In https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/gesetz-ueber-digitale-dienste-2140944, abgerufen am 18.11.2024.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2021). Medienkompetenz stärken. In https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/kinder-und-jugend/medienkompetenz/medienkompetenz-staerken-75350, abgerufen am 18.11.2024.

Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (2022). Mehr als bloße Abschirmung: Neues Jugendschutzgesetz bringt Kinder- und Jugendmedienschutz voran. Kinder- und Jugendmedienschutz grundlegend modernisiert. In https://www.bzkj.de/bzkj/service/alle-meldungen/mehr-als-blosse-abschirmung-neues-jugendschutzgesetz-bringt-kinder-und-jugendmedienschutz-voran-197040, abgerufen am 18.11.2024.

Eickelmann, B. (2023). In Eickelmann et al. (Hrsg.), ICILS 2023 #Deutschland, Computer- und informationsbezogene Kompetenzen im Bereich Computational Thinking von Schüler*innen im internationalen Vergleich. Kapitel IX ICILS 2023: Gesamtdiskussion der Ergebnisse und mögliche Entwicklungsperspektiven für Deutschland, S. 290- 295. In https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4949, abgerufen am 16.11.2024.

Europäische Kommission (2022). Gesetz über digitale Dienste. Was sind die zentralen Ziele des Gesetzes über digitale Dienste. In https://commission.europa.eu/strategy-and-policy/priorities-2019-2024/europe-fit-digital-age/digital-services-act_de, abgerufen am 18.11.2024.

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2023a). miniKim- Studie 2023, Kleinkinder und Medien, 13. Zusammenfassung. In https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/miniKIM/2023/miniKIM2023_web.pdf, abgerufen am 10.11.24.

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2023b). JIM- Studie 2023, Jugend, Information, Medien, 15. Zusammenfassung. In https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2022/JIM_2023_web_final_kor.pdf, abgerufen am 10.11.2024.

UN- Kinderrechtskonvention (2024). Artikel 17, Artikel 18, Artikel 13. In https://www.kinderrechte.de/kinderrechte/un-kinderrechtskonvention-im-wortlaut/#c3248, abgerufen am 18.11.2024.

Titelbildquelle

[skalekar1992], people-312071_1280.jpg, unter CCO- Lizenz über https://pixabay.com/de/photos/mensch-mann-erwachsene-hände-3120717/, abrufen am 18.11.2024.

Nutzungsbedingungen unter https://www.pixabay.com/service/terms, abgerufen am 18.11.2024.

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