By Published On: 21. Februar 2025Categories: Digitalisierung, Kommunikation

Die Unterstützung der Menschen durch Roboter ist bereits weit verbreitet. Sie begleiten uns bei der Arbeit, beim Einkaufen und in unserer Freizeit. Dabei kommen sie in unterschiedlichen Größen und Arten zum Einsatz. Ebenso haben sie den Weg in die Therapien gefunden. In den letzten Jahren hat der Einsatz bei der Unterstützung und Therapie von Autismus erheblich zugenommen. Menschen mit Autismus zeigen oftmals unterschiedliche Besonderheiten im Verhalten und der Kommunikation. Sozioemotionale Signale ihrer Mitmenschen können sie schwer einschätzen. Ihre Reaktionen auf Gefühle werden meist als nicht angemessen wahrgenommen. Es erfolgt kein flexibler Einsatz der Sprache. Hieraus ergibt sich, dass ein wechselseitiges Gespräch schwierig zu führen ist. Die Verhaltensmuster von Menschen mit Autismus können eingeschränkt und stereotyp wirken (Bundesverband Autismus Deutschland e.V., o. J.). Roboter bieten innovative Ansätze um die soziale Interaktion, Kommunikation und Lernfähigkeit von Menschen mit Autismus zu verbessern. Bisher erfolgt der Einsatz meist bei Kindern, dafür werden meist die Roboter „Nao“ und „Pepper“ eingesetzt.

„Nao“ und „Pepper“

Es werden je nach Einsatzgebiet unterschiedliche Roboter verwendet. Sehr bekannt sind 2 Roboter mit der Bezeichnung „Nao“ und „Pepper“. „Nao“ ist ein 58 cm großer humanoider Roboter mit Gelenken, Sensoren, Kameras, Mikrofonen und Lautsprechern. Er kann Bewegungen, Gesten und Sprache nachahmen, was bei der Entwicklung sozialer und emotionaler Kompetenzen hilft. Pepper hingegen ist 120 cm groß. Er interagiert leicht mit Menschen durch präzise Bewegungen von Armen, Händen und Kopf. Er bewegt sich auf Rädern und navigiert selbständig durch verschiedene Sensoren. Ein Touchscreen auf der Brust bietet zusätzliche Interaktionsmöglichkeiten (Aldebaran, 2022).

Auswirkungen durch den Einsatz von Robotern

Es stellt sich nun die Frage, warum die Roboter in der Arbeit mit Menschen, die einen Autismus haben, eingesetzt werden. Ein Grund liegt darin, dass die Interaktion damit einfacher und vorhersehbarer ist. Dies beginnt bei den einfachen Gesten wie Hände schütteln oder Umarmungen. Ein weiterer Aspekt ist, dass Roboter langsamere und deutlichere Gesten zeigen können wie Freude, Trauer oder Ärger (Der Spiegel, 2010). Sie helfen somit Emotionen besser zu erkennen (Arbeitsgruppe für Supply Chain Services des Fraunhofer IIS, 2024). Die Kommunikationsumgebung wird für viele Menschen mit Autismus angenehmer, da sie weniger komplex und somit vorhersehbarer ist. Die Roboter können Bewegungsabläufe vormachen, die die Personen nachahmen sollen, um somit ihre motorischen Fähigkeiten zu verbessern (Der Spiegel, 2010). Im nächsten Schritt wird betrachtet, wie sich die Zusammenarbeit mit den Robotern auf sie auswirkt.

Menschen mit Autismus zeigen bei der Interaktion mit Robotern weniger stereotype Verhaltensweisen und mehr Aufmerksamkeit sowie Nachahmung. Es werden dabei Rollenwechsel und Abwechslungen trainiert. Somit werden in Therapiestunden durch die Vorhersehbarkeit der Stress reduziert. Zudem ermöglichen sie zuverlässige Wiederholungen zum Erwerb neuer Fähigkeiten. Bei Ablenkungen wird die Aufmerksamkeit auf die Aufgaben zurückgeführt. Alltagsnahe Aufgaben gelten dabei als besonders effektiv (Charpiot & Steffgen, o. J.; Cordis – Forschungsergebnisse der EU, 2024; Mitrevski & Schröder, 2024). Es gilt die negativen Auswirkungen beim Einsatz von Robotern im Blick zu behalten.

Grenzen beim Einsatz von Robotern

Es hat sich gezeigt, dass Roboter die Mimik der Menschen nicht realitätsnah wiedergeben können. Dies liegt an den Motorengeräuschen während der Nachahmung von Gesichtsausdrücken. Weiter stehen weniger Gelenke, für die Darstellung zur Verfügung als beim Menschen. Der Roboter selbst hat Probleme die Gesten wahrzunehmen, da sie oft subtil oder zu kurz sind. Bei der Anwendung gilt zu bedenken, dass es keine vollständige Sicherheit in Bezug auf die Datenspeicherung gibt. Ebenso besteht die Gefahr, dass der Mensch mit Autismus den Kontakt mit Pepper oder einem anderen Roboter, denen mit Menschen vorzieht. Emotionen können vom Roboter zudem falsch wahrgenommen und rückgemeldet werden und somit zu einer Eskalation führen (Witzel, 2019, S. 44–98). Es gibt noch weitere Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit Autismus.

Einsatzmöglichkeiten im Alltag

Der Avatar AV1 ist ein Schulroboter, der mithilfe von Telepräsenz-Technologie Schüler mit psychischen oder physischen Beeinträchtigungen unterstützt. Er wird in der Schule platziert und vom Schüler zu Hause über ein Tablet gesteuert, sodass beispielsweise Menschen mit Autismus aus einem geschützten Raum am Unterricht teilnehmen können. (Fletcher, Bond & Qualter, 2024, S. 74–76).

Fazit

Der Einsatz von Robotern zur Unterstützung von Menschen mit Autismus beinhaltet Risiken und viele Vorteile. Der Einsatz erstreckt sich zum Großteil noch auf den Therapiebereich, in dem Verhaltensweisen angelernt und gefestigt werden (Charpiot & Steffgen, o. J.)
. Dies sind wichtige Bereich, damit diese Menschen lernen mit sich und vor allem mit ihrer Umwelt umzugehen. Viele Interaktionen sind für Menschen mit Autismus besonders und führen daher häufig zu Problemen in der Gesellschaft. Durch den Einsatz von Robotern können Unsicherheiten genommen werden. Sie können dafür so programmiert werden, dass sie immer genau gleich agieren. Für den Menschen ist es schwer bis nicht möglich immer die genau gleichen Worte oder Bewegungen in derselben Abfolge zu nutzen. Ebenso wie die Modulation meist unterschiedlich ist. Bei vielen Wiederholungen führt dies zu sehr unterschiedlichen Ausführungen. Für Menschen mit Autismus sind es folglich unterschiedliche Informationen, mit denen es für sie schwierig sein kann umzugehen. Der Roboter als Stellvertreter in der Schule ist ein erster Ansatz für den Einsatz im Alltag. Bei allen Herausforderungen für den Menschen mit Autismus, bleibt der Kontakt zur Schulgemeinschaft erhalten. Dies könnte auch auf andere Lebensbereiche für sie ausgebaut werden. Bei all den vielversprechenden Ansätzen in Therapie und Bildung müssen die Risiken wie Datensicherheit, Abhängigkeit und Grenzen der Technologie berücksichtigt werden. Es ist ein vielversprechendes Gebiet und sollte weiter erforscht werden, vor allem auf den Einsatz im Alltag hin. Mit dem aktuellen Forschungsansatz der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in dem es um „Inklusionschancen, Exklusionsrisiken und Aufgabenveränderungen […] durch den Einsatz von Softwaretools und digitalen Technologien […]“ (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, o. J.) sind Schritte in diese Richtung festzustellen.

Literaturverzeichnis

Aldebaran. (2022). Pepper und NAO, Roboter für die Bildung, Zugriff 03.12.2024. Verfügbar unter: https://www.aldebaran.com/de/pepper-and-nao-robots-education

Arbeitsgruppe für Supply Chain Services des Fraunhofer IIS. (2024). Roboter als Teil der Therapie. Interaktive Strategien für Kinder mit eingeschränkten sozio-emotionalen Fähigkeiten, Zugriff 05.12.2024. Verfügbar unter: https://www.scs.fraunhofer.de/de/referenzen/erik.html

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. (o. J.). Forschung – Inklusionschancen, Exklusionsrisiken und Aufgabenveränderungen für Menschen mit Beeinträchtigungen durch den Einsatz von Softwaretools und digitalen Technologien am Beispiel kooperativer und einfacher Tätigkeiten, Zugriff 04.12.2024. Verfügbar unter: https://www.baua.de/DE/Forschung/Forschungsprojekte/f2535.html%C2%B4

Bundesverband Autismus Deutschland e.V. (o. J.). Was ist Autismus?, Zugriff 04.12.2024. Verfügbar unter: https://www.autismus.de/was-ist-autismus.html

Charpiot, L. & Steffgen, G. (o. J.). Roboter bei Autismus. Mit Robotern in der Intervention bei Autismus arbeiten, Zugriff 02.12.2024. Verfügbar unter: https://autisme.uni.lu/de/les-robots-dans-lautisme-de/

Cordis – Forschungsergebnisse der EU. (2024). Controlled Autonomous Robot for Early detection and Rehabilitation of Autism and Intellectual Disability, Zugriff 04.12.2024. Verfügbar unter: https://cordis.europa.eu/project/id/703489/reporting/de

Fletcher, M., Bond, C. & Qualter, P. (2024). Using AV1 robots to support pupils with physical and emotional health needs. Educational Psychology in Practice, 40(1), 74–95. https://doi.org/10.1080/02667363.2023.2269082

Mitrevski, A. & Schröder, P. (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Hrsg.). (2024). Forschungsteam der H-BRS entwickelt Lernroboter für autistische Kinder, Zugriff 03.12.2024. Verfügbar unter: https://www.h-brs.de/de/kum/pressemitteilung/forschungsteam-der-h-brs-entwickelt-lernroboter-fuer-autistische-kinder

Der Spiegel. (2010). Spielkamerad und Therapeut: Roboter sollen autistischen Kindern helfen, Zugriff 05.12.2024. Verfügbar unter: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/spielkamerad-und-therapeut-roboter-sollen-autistischen-kindern-helfen-a-712663.html

Witzel, B. (Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen, Hrsg.). (2019). Erik. Entwicklung einer Roboterplattform zur Unterstützung neuer Interaktionsstrategien in der Therapie von Kindern mit eingeschränkten sozio-emotionalen Fähigkeiten, Zugriff 02.12.2024. Verfügbar unter: https://www.scs.fraunhofer.de/de/download/studien/download-studie-erik.html

Titelbildquelle

Titelbild von Mentagie veröffentlicht am 27.09.2021 über https://pixabay.com/illustrations/nao-robot-machine-humanoid-robot-6654027/, abgerufen am 16.02.2025

Nutzungsbedingungen unter https://pixabay.com/de/service/terms/, abgerufen am 26.01.2025

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