By Published On: 17. November 2021Categories: Psychologie

Dieser Blog-Beitrag wurde ausgelöst durch eine Situation, die ich gestern mit einem mir sehr nahestehenden Menschen erlebt habe und meiner besten Freundin, die Streit mit ihrem Freund hatte, weil er sie ihrer Meinung nach einfach nicht verstehen wollte.

Fakt ist: Jeder will verstanden werden. Doch was steckt dahinter? Wie können wir Missverständnisse in der Kommunikation vermeiden?

„Man kann nicht nicht kommunizieren.“

Paul Watzlawick

Arten der Kommunikation

Kommunikation lässt sich nicht vermeiden, sie findet immer statt. Der Unterschied liegt darin, ob dies bewusst oder unbewusst sowie verbal oder nonverbal geschieht (Lasswell, H.D. 1948). Nonverbale Kommunikation wird täglich erlebt und meint Verständigung durch optische Zeichen, also Gestik Mimik und Körpersprache. Verbale Kommunikation bezieht sich ausschließlich auf Gesprochenes. Um den Unterschied zwischen bewusster und unbewusster Kommunikation zu veranschaulichen ein Beispiel: Eine Person sitzt im Wartezimmer und starrt vor sich hin. Jetzt wird vielleicht gedacht, dass nicht kommuniziert wird. Unbewusst drückt sie jedoch aus, dass sie nicht reden möchte.

Transaktionsanalyse

Mithilfe von Kommunikationsmodellen können unterschiedliche Aspekte des sozialen Austausches erklärt werden. Die Transaktionsanalyse von Berne (Mitte 20. Jahrhundert) ist ein Kommunikationsmodell, welches eine systematische Sichtweise beschreibt.

Unter Transaktion wird die Grundeinheit aller sozialen Verbindungen verstanden. Ziel ist es, ein besseres Selbstverständnis sowie Verständnis für den Gesprächspartner zu erlangen, mehr Toleranz zu üben und in schwierigen Situationen angemessener und flexibler reagieren zu können.

Transaktionsstimulus wird der Kontakt, der durch Begegnung von 2 oder mehreren Menschen in einer sozialen Situation entsteht, genannt.

Transaktions-Reaktion wird die Reaktion einer Person auf den vorausgegangenen Transaktionsstimulus genannt (Stewart, I. & Joines, V. 2000).

Zusammenfassend versucht die Transaktionsanalyse herauszufinden, welcher Ich-Zustand einer bestimmten Reaktion zu Grunde lag. Es gibt folgende Ich-Zustände (Berne, E. 1991):

  • Das fürsorgliche Eltern-Ich (loben, behüten und fürsorglich sein)
  • Das kritische Eltern-Ich (korrigieren, verbieten und schimpfen)
  • Das Erwachsenen-Ich (rational, relativ emotionslos auf Wahrnehmung und Wissen ausgerichtet, geht von der Symmetrie zwischen den Kommunikationspartnern aus)
  • Das freie Kindheits-Ich (Intuition, Kreativität und spontane Freude)
  • Das angepasste Kindheits-Ich (ist bemüht, Erwartungen zu erfüllen und passt sich im Verhalten an)

Optimal ist es, wenn die Kommunikation auf gleicher Ebene stattfindet. Dies nennt sich dann Komplementäre Kommunikation. Eine Komplementäre Kommunikation findet dann statt, wenn beide Gesprächspartner im gleichen Ich-Zustand kommunizieren.

Hierzu ein Beispiel: Lena kommt jedes Wochenende mit ihrem Mann und seinen Freunden zum Bouldern mit. Sie wünscht sich, dass er ihr gelegentlich mehr helfen würde, indem er sie z.B. unterstützt. Lena befindet sich damit in einem kindlichen Ich-Zustand, da sie sich hilflos vorkommt. Das Verhalten Ihres Mannes wird zunächst negativ gewertet (’’ich bin ihm nicht wichtig’’ oder ’’er ist rücksichtslos’’) und Lena wird beginnen sich zu ärgern und damit in den wertenden Eltern-Ich-Zustand wechseln. Im nächsten Schritt wird ihr bewusst, dass sie um Hilfe bitten kann und macht dies daraufhin auch. Ihr Mann gibt ihr seitdem die Unterstützung, die sie anfangs wollte. Dadurch, dass ihr ihr kindlicher Ich-Zustand bewusst geworden ist und sie um Hilfe bat, konnte der Ich-Zustand erneut gewechselt werden, hin zum Erwachsenen-Ich (Taglieber, B. & Raebricht, S. 2020).

Abb. 1: Wechsel der Ich-Zustände (Taglieber, B. & Raebricht, S. 2020)

Er hat das codierte Signal wahrgenommen und richtig decodiert. Es hätte auch sein können, dass keine komplementäre Kommunikation stattfindet, wenn ihr Mann z.B. sagen würde: „Wieso bekommst du nicht einmal so etwas allein hin? Immer muss ich dir helfen!“ (Kritische Eltern-Ich).

Ein weiteres Beispiel:
Erwachsenen- Ich: „Wollen wir dieses Jahr vielleicht nach Italien in den Urlaub
gehen?“
Kind- Ich: „Du entscheidest immer, wo wir hinfahren!“

Hier findet keine komplementäre Kommunikation statt. Dies wäre der Fall, wenn auch das Erwachsenen-Ich antworten würde z.B. mit „Ja das wäre mal eine erfrischende Abwechslung“ oder „In Italien war ich schon sehr oft, ich würde gerne an einen anderen Ort, aber wir können uns nachher gerne zusammensetzten und in Ruhe darüber reden“.

Fazit

Die Transaktionsanalyse ist nützlich, um das eigene Kommunikationsverhalten sowie das anderer besser zu verstehen. Wenn das Konzept verstanden und verinnerlicht wurde, können signifikante Verbesserung im menschlichen Miteinander beobachtet werden. Dazu muss man jedoch bereit sein, sein eigenes Verhalten zu reflektieren bzw. eine gewisse Distanz dazu zu haben, damit Probleme auf sachliche Art geklärt werden können.


Quellenangaben

Berne, E. (1991). Transaktionsanalyse der Intuition, Paderborn. S.10 ff.

Lasswell, H.D. (1948). The structure and function of communication. In: Bryson, L.: The communication of ideas. A series of addresses, New York. S.37-51.

Stewart, I. / Joines, V. (2000). Die Transaktionsanalyse – Eine Einführung. Herder, Freiburg im Breisgau. S. 10-11.

transaktionsanalyse-online.de: Taglieber B. / Reabricht, S. (2020). Transaktionsanalyse – Eine Theorie für die Praxis. https://www.transaktionsanalyse-online.de/transaktionsanalyse/#tab-con-7, abgerufen am 29.10.21.

Abbildung 1: transaktionsanalyse-online.de: Taglieber B. / Reabricht, S. (2020). Transaktionsanalyse – Eine Theorie für die Praxis. https://www.transaktionsanalyse-online.de/transaktionsanalyse/#tab-con-7, abgerufen am 02.11.21.

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Zitat: Watzlawick, P. (2002). Die erfundene Wirklichkeit. Piper, München. S.1.

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