Manipulation ist ein Thema, dass jedem bekannt ist, doch niemand nimmt es wirklich wahr. Obwohl wir uns alle damit beschäftigen sollten, fällt es oft nicht auf, wenn man selbst Opfer der Manipulation wird. Gerade am Arbeitsplatz werden solche Strategien oft eingesetzt. Doch wie erkennt man solche Situationen und noch wichtiger: wie kann man sich davor schützen?
Die Manipulation ist eine gezielte Einflussnahmen auf einen anderen Menschen, um Dinge zum eigenen Vorteil zu erhalten. Meist geschieht die Manipulation ohne dem Wissen des Auserwählten und damit häufig gegen deren Willen. Der Anschein der Entscheidungsfreiheit bleibt dabei jedoch erhalten. In der Wissenschaft wird die Methode oft in der Werbepsychologie verwendet oder bei Experimenten zur Beeinflussung von Variablen, um gezielte Ergebnisse zu erhalten. (spektrum.de 2000)
Die unterschiedlichen Kontexte der Arbeitswelt sind oft besonders förderlich für Manipulationsprozesse. Manipulation findet vor allem in wettbewerbsorientierten Sektoren statt, bei denen der Druck von außen groß ist. Dabei kann die Manipulation in unterschiedlichen Beziehungsebenen stattfinden. Ein Vorgesetzter kann seine Mitarbeiter gezielt manipulieren, damit diese Aufgaben übernehmen, welche über das vertragliche Maß hinausgehen. Auch zwischen Kollegen*innen können Manipulationen stattfinden, um die eigenen Ziele zu erreichen oder Aufgaben abzuwälzen. (Fraipont 2019, S. 7)
Eine Manipulation erkennen
Aber wie kann man eine Manipulation erkennen? Oftmals verhält sich der Täter anfänglich sehr sympathisch und hilfsbereit und versucht, freundschaftliche Beziehungen zu knüpfen. Er zeigt Interesse an der Person und bietet seine Hilfe an. Weitere Anzeichen sind eine unklare Kommunikation und das Hervorbringen von Selbstwertkomplexen beim Opfer. Dabei stellt der Manipulator bewusst eine Frage mit einem falschen Inhalt, um dadurch mehr über das Opfer zu erfahren. Außerdem leugnet er, etwas gefordert zu haben, um damit die undurchsichtige Kommunikation aufrechtzuerhalten. Eine andere gängige Methode ist die eigene Darstellung als unschuldiges Opfer. Dies geschieht beispielsweise durch die Behauptung gesundheitlicher Probleme, Arbeitsüberlastung oder personeller Sorgen. So kommt es vor, dass der Manipulator sich in letzter Sekunde an das Opfer wendet, weil er „darauf vergessen hat“ oder „keine Zeit hatte“. Eine weitere Strategie die häufig verwendet wird, um die Ziele zu erreichen, ist die Erzeugung von Angst. Der Täter nimmt dabei eine autoritäre Haltung ein und gibt Aufgaben ab mit der Ausrede, sie wären ein Notfall. Dabei werden vor allem von Führungskräften Beförderungen versprochen oder Drohungen einer Kündigung ausgesprochen. Beispielsweise machen Opfer Überstunden auf Kosten des Privatlebens, weil ein Kollege über eine mögliche Entlassung gehört haben will. Wird den Forderungen nicht nachgekommen, reagiert der Manipulator gereizt oder aggressiv. (Fraipont, 2019, S. 13-16)
Sich dagegen wehren
Es gibt verschiedene Ansätze sich gegen Manipulationsversuche zu wehren. Ein Manipulationsversuch besteht aus der Erzeugung von Zeitdruck. Jemand lädt Sie beispielsweise zu einer Veranstaltung ein und zwingt Sie, sofort antworten. Zunächst sollte in so einer Situation überlegt werden, ob der Zeitdruck künstlich erzeugt wird oder ob dieser berechtigt ist. Stellt sich heraus, dass ersteres zutrifft, kann mit einem freundlichen Satz um Bedenkzeit gebeten werden. Meist lenken die anderen dann ein. Sollte das nicht der Fall sein und eine „Jetzt-oder-nie-Strategie“ angewendet werden, sagt man am besten offen und ehrlich: „Wenn das sofort entschieden werden muss, kann ich es nicht sagen. Da sage ich lieber nein.“ (Wawrzinek, 2022, S. 22)
Eine zweite Manipulationssituation ist der emotional erzeugte Druck. Beispielsweise kann oder will man eine bestimmte Aufgabe nicht übernehmen und teilt dies dem/r Kollegen*in mit. Dieser äußert daraufhin Sätze wie „Das enttäuscht mich jetzt aber“ oder „Das bringt mich aber in Zeitverzug“. Hier wird versucht, mit Gefühlen auf Beziehungsebene Einfluss auszuüben. Diese Strategie benutzen oft nahestehende Personen, deshalb ist es angebracht, sie auf dieser Ebene wertzuschätzen, auf der Sachebene jedoch abzugrenzen. Hier könnte beispielsweise der Satz „Das tut mir leid, aber ich kann die Aufgabe wirklich nicht übernehmen.“ Oder „Ich freue mich, dass du an mich denkst, aber jetzt ist es gerade ganz schlecht“. (Wawrzinek, 2022, S. 23)
Oft werden auch Drohungen wie „Das merke ich mir“ oder „ Das nehme ich dir wirklich übel“ ausgesprochen. Solche Sätze werden oft verwendet, wenn einem widersprochen oder ein Konflikt ausgetragen wird. Auf der inhaltlichen Ebene gibt es keinen Handlungsbedarf. Um die Beziehung zu der Person zu schützen wäre es aber sinnvoll, wieder einen respektvollen Umgang zu erreichen. Hier kann es helfen, Einsatzbereitschaft bezüglich Kontakterhaltung und Konfliktlösung zu zeigen. Das zeugt an Interesse, ohne die eigene Meinung ändern zu müssen. (Wawrzinek, 2022, S. 23)
Bei einem weiteren Manipulationsversuch werden Ideen pauschal abgeschmettert. Beispielsweise bringen Sie einen Vorschlag im Team und ein Mitarbeiter spricht sofort dagegen. Hier ist es wichtig, zunächst freundlich nachzufragen, warum er dieser Meinung ist. Dies fordert den Gegenüber auf, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Bringt die Person dann stichhaltige Argumente und weicht von seinem Standpunkt nicht abS, bleiben Sie trotzdem beharrlich. Sätze wie „Möglich, dass du Recht hast, ich würde das trotzdem gerne ausprobieren“ oder „Es kann sein, dass du diese Erfahrung gemacht hast, es mir aber wichtig, das zu versuchen.“ (Wawrzinek, 2022, S. 23)
Literaturverzeichnis
Wawrzinek, Ursula (2022): Erste-Hilfe-Sätze gegen Manipulation. In: Psychologie Heute 49. (2), S. 22–23.
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