By Published On: 11. Juni 2024Categories: Gesundheit


Während früher Meditation nur mit Religion und Spiritualität in Verbindung gebracht wurde, ist die Meditation in der heutigen Gesellschaft im „Kommen“ und wird immer häufiger praktiziert. Wie kann es sein, dass sich die Meditation zu einem Trend entwickelt hat, obwohl die Religion immer mehr in den Hintergrund rückt? Was genau ist denn die Meditation und kann diese aus wissenschaftlicher Sicht doch zu einer Verbesserung der Gesundheit beitragen?

Die Wurzeln der Meditation und die heutige Bedeutung

Die Wurzeln der Meditation liegen weit zurück und sind in verschiedenen Kulturen und Religionen zu finden. Eine der ältesten Form der Meditation stammt aus dem alten Indien, wo sie im Hinduismus und später im Buddhismus praktiziert wurde. In den alten indischen Schriften wurde oft der Begriff „bhāvanā“ verwendet, was genau übersetzt kultivieren, hervorbringen und pflegen bedeutet. Der Begriff „bhāvanā“ wurde oft als Meditation übersetzt. In diesen Traditionen wurde Mediation als Weg angesehen, um heilsame Gewohnheiten zu entwickeln sowie zu pflegen. Meditation sollte zudem dabei helfen, die Art wie etwas erlebt wird, zu verändern und Sichtweisen zu verinnerlichen (Malinowski, 2019, S. 6, 7). Auch die antiken Griechen und Römer praktizierten Formen der Meditation, um ihre geistige Klarheit und Konzentration zu verbessern. Im 18. Jahrhundert wurde das tibetische Totenbuch ins Englische übersetzt und weckte im Westen das Interesse über das Praktizieren von Meditation. Ein weiterer Anstoß wurde durch den deutschen Schriftsteller Hermann Hesse gegeben. Er schrieb das Buch Siddharta, indem die Geschichte eines Mannes über seine Selbstfindungsreise erzählt wird. So verbreiteten sich Lehren über Meditation, wodurch auch die Forschung über die Wirksamkeit von Meditation im 20. Jahrhundert ihren Lauf nahm. Der Schwerpunkt der Forschung lag auf Entspannung, Stressabbau und Selbstverbesserung (Watt, 2023).

Heutzutage wird im Allgemeinen unter Meditation eine Zusammenfassung von Selbstregulierungspraktiken verstanden, die sich darauf konzentrieren, die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein zu schulen, um geistige Prozesse unter größere freiwillige Kontrolle zubringen und dadurch das allgemeine geistige Wohlbefinden und die Entwicklung oder spezifische Fähigkeiten wie Ruhe, Klarheit und Konzentration zu fördern (Shapiro & Walsh, 2006, S. 228). Nach West (2016) ist Meditation eine Übung, bei der der Einzelne seine Aufmerksamkeit oder sein Bewusstsein auf ein einzelnes Objekt, ein Konzept, einen Klang, ein Bild oder eine Erfahrung richtet, mit der Absicht, zu einer größeren erfahrungsbezogenen und existenziellen Einsicht zu erlangen oder ein besseres psychologisches Wohlbefinden zu erreichen (S. 4).

Grundprinzipien und Arten von Meditation

Meditation besteht aus drei Hauptkriterien. Zum einen muss eine bestimmte Meditationstechnik angewendet werden, zum anderen muss es sich um eine Entspannung während der Übung handeln, d.h. es darf keine Absicht zu beurteilen, zu analysieren oder zu erwarten vorhanden sein und zuletzt muss dieser Zustand selbst herbeigeführt sein. Weitere Kriterien, die von Meditationsexperten als wichtig erachtet werden, sind ein Zustand psychophysischer Entspannung, die Verwendung einer Fähigkeit oder eines Ankers zur Selbstfokussierung, das Vorhandensein eines Zustands der Aussetzung logischer Denkprozesse, ein religiöser, spiritueller oder philosophischer Kontext oder ein Zustand mentaler Stille (Bond K., Ospina M. B., Hooton N., Bialy L., Dryden D. M., Buscemi N., et al., 2009, S. 135).

Beim Meditieren geht es überwiegend darum, seine Aufmerksamkeit auf eine Sinneswahrnehmung zu fokussieren und diese zu beobachten. Dies kann auf unterschiedliche Arten erfolgen. Die bekannteste Meditationstechnik ist die passive Meditationsform, in dem die Person in einer Haltung wie beispielsweise im stillen Sitzen verharrt und sich auf ein Meditationsobjekt (z.B. Atem, Ton etc.) konzentriert. Dabei treten in der Regel viele ablenkende Gedanken, Bilder oder Empfindungen auf, von denen sich die Person nicht ablenken darf und ihre Aufmerksamkeit zurück auf die gewählte Sinneswahrnehmung lenken muss. Daneben gibt es auch aktive Meditationsformen, in denen sich die Person bewegt, tanzt oder singt. Die konzentrierte Aufmerksamkeit kann auf unterschiedliche Meditationsarten trainiert werden. Die Meditationsarten haben sich aus unterschiedlichen Traditionen heraus entwickelt. Zu den bekanntesten Meditationsarten zählen beispielsweise: Yoga-, Mantra-, Vipassana-, Zen-, Chakra-, Metta-, Qigong- und Musik-Meditation. Um mit Meditation positive Ergebnisse zu erreichen, muss regelmäßig meditiert und eine Routine entwickelt werden. Die Uhrzeit und Länge für das Meditieren kann dabei frei ausgewählt werden (AOK-Gesundheitsmagazin, 2022).

Auswirkung von Meditation auf den Körper und ihre Anwendungsfelder

Es ist laut Malberg (2011) wissenschaftlich bewiesen, dass die Meditation die Aufmerksamkeit und Konzentration steigern kann. Zudem kann sich Meditation hemmwirkend auf Schmerzen auswirken. Dies wurde u.a. in einer Studie der Wake Forst University (USA) nachgewiesen. Hierbei bekamen 15 Versuchspersonen zunächst ein Wärmeschmerz am Bein, bei dem die Schmerzreaktion im Gehirn mithilfe von Kernspintomografie aufgezeichnet wurde. Die Versuchspersonen mussten zudem ihr Schmerzempfinden protokollieren. Dabei empfanden mehr als die Hälfte der Versuchspersonen den Schmerz als intensiv oder stark. Als nächstes wurden die Versuchspersonen in das Meditieren eingeführt. Bei der hier gewählten Meditationstechnik mussten sich die Versuchsteilnehmer*innen auf das Atmen fokussieren. Das Training dauerte ungefähr eineinhalb Stunden. Danach wurde den Versuchspersonen der gleiche Wärmeschmerz erneut beigefügt. Die Schmerzen wurden diesmal bis zu 57 % als weniger unangenehm und bis zu 40% als weniger intensiv wahrgenommen. Hierbei wurde der schmerzlindernde Effekt durch Meditation quantitativ gemessen, aber auch die Gehirnvorgänge bestätigten dies. Die Meditation führte im Gyrus postcentralis, die Region, welche auch für die Intensität von Schmerzempfindung zuständig ist, zu einer reduzierten Aktivität, sodass die Schmerzempfindung geringer wahrgenommen wurde als vorher (S. 17).

In psychologischen, therapeutischen und medizinischen Bereichen wird besonders die Achtsamkeitsmeditation eingesetzt, um die Behandlung bestimmter diagnostizierter Krankheiten zu unterstützen. Dabei werden die Achtsamkeitsübungen als Intervention im Behandlungsmodell eingebettet, um Gesundheitsprobleme abzubauen. Vor allem werden damit Erkrankungen mit chronischen Schmerzen und psychischen Ursachen wie Stress, Depressionen, Ess- oder Angststörungen behandelt. Aber auch bei körperlichen Erkrankungen wie z.B. Krebs werden achtsamkeitsbasierende Verfahren unterstützend eingesetzt. Meditationsbasierende Verfahren finden darüber hinaus auch in anderen Bereichen wie Drogenabhängigkeit, Arbeitslosigkeit, Schulen bis hin zu Hochleistungssport Einzug (Malinowski, 2018, S. 18).

Meditation wirkt sich also positiv auf den Körper aus. Besonders in der Medizin und im Gesundheitswesen findet die Meditation daher immer mehr Akzeptanz und Anwendung. Auch wird Meditation in der Freizeit von vielen Personen praktiziert, um Stress, Druck, Sorgen und negative Gedanken zu verringern, um im Inneren mehr Ausgeglichenheit und Ruhe zu erlangen.

Fazit

Die Ursprünge der Meditation befinden sich in alten religiösen Kulturen wieder, jedoch wurde Meditation in sehr vielen Religionen auf der ganzen Welt praktiziert. Meditation ist weniger etwas Spirituelles, sondern vielmehr eine Praktik, bei der es darum geht, den Fokus auf etwas bestimmtes zu legen, sich zu konzentrieren, die Psyche zu beruhigen und innere Ruhe zu finden. Das Ziel dabei ist, sich von störenden Gedanken zu befreien und tiefe Entspannung zu erreichen. Mit der Zeit haben sich verschiedene Formen der Meditation entwickelt, welche immer weiter angepasst wurden. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Meditationspraktiken, die aus verschiedenen Traditionen stammen und sich auf unterschiedliche Ziele und Techniken konzentrieren. Die Meditation findet heutzutage immer mehr im Alltag Anwendung, um Stress abzubauen, die Konzentration sowie das eigene Wohlbefinden zu steigern. Auch in der Medizin wird Meditation oft behandlungsbegleitend eingesetzt, um beispielsweise Schmerzen zu lindern, Ängste zu reduzieren, aber auch Depressionen und andere psychische Erkrankungen besser behandeln zu können. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Ergebnisse von Meditation von Person zu Person unterschiedlich sein können und es Zeit und Übung erfordert, bis positive Ergebnisse erzielt werden können.

Literatur

AOK-Gesundheitsmagazin (2020). Meditation und Achtsamkeitstraining für den Alltag. Aufgerufen am 30.08.2023. Verfügbar unter https://www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/achtsamkeit/meditation-und-achtsamkeit/?s_kwcid=AL!10517!3!476254516216!e!!g!!meditation%20anleitung&cid=aok;1;4;Gesundheitsmagazin;1;42&gclid=CjwKCAiAvJarBhA1EiwAGgZl0OHK22RFutEa0tljTXULB9rOWrbyuOi-In1cqSszKMO8WGkd9ZbwshoC9HkQAvD_BwE

Bond K., Ospina M. B., Hooton N., Bialy L., Dryden D. M., Buscemi N., et al. (2009). Defining a complex intervention: the development of demarcation criteria for “meditation”. Psychol. Relig. Spirit. 1, S. 129-137. https://doi.org/10.1037/a0015736

Malberg, K. (2011). Meditation lindert starke Schmerzen. MMW – Fortschritte der Medizin 153, 17. https://doi.org/10.1007/BF03368282

Malinowski, P. (2019). Vielfalt Meditation – Ein Überblick über Meditations- und Achtsamkeitsübungen. Springer: Wiesbaden.

Walsh R., Shapiro S. L. (2006). The meeting of meditative disciplines and western psychology: a mutually enriching dialogue. The American psychologist, 61 (3), S. 227–239. https://doi.org/10.1037/0003-066x.61.3.227

Watt, M. (2023). Meditation: Geschichte, Vorteile, Typen, Techniken, Zitate, Mythen, Missverständnisse und Mediation. Aufgerufen am 31.08.2023. Verfügbar unter https://www.siddhiyoga.com/de/meditation/meditation

West M. A. (2016). The Psychology of Meditation: Research and Practice. Oxford University Press: Oxford.

Titelbildquelle

Bild von René Rauschenberg (2018). In Pixabay. Aufgerufen am 31.08.2023. Verfügbar unter https://pixabay.com/de/photos/sunrise-yoga-natur-meditation-3848628/

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