By Published On: 1. März 2021Categories: Psychologie

In diesem Blogbeitrag werden die Big three der Motivationsforschung an den Handlungen der Charaktere aus den Harry Potter Filmen dargestellt. Die Figur des berühmten Zauberers Harry Potter geht zurück auf die Autorin J. K. Rowling. Von 1997 bis 2007 veröffentlichte sie sieben Bände mit Abenteuern des Zauberers Harry Potter und seinen Freunden in der Welt der Zauberei und Hexerei, die auch verfilmt wurden. Viele Handlungen finden in Hogwarts, Schule für Hexerei und Zauberei statt. Als Waisenjunge von der nichtmagischen Familie seines Onkels großgezogen findet der Zauberer Harry Potter mit elf Jahren den Weg in die Schule und trifft dort auf die magische Welt mit beeindruckenden Charakteren.[1] Die Charaktere sind sehr authentisch beschrieben, differenziert entworfen und dargestellt, sodass sich die Big three der Motivationsforschung sehr anschaulich an diesen erklären lassen.

Als Motivation wird die Ausrichtung des Verhaltens einer Person auf ein Ziel bezeichnet.[2] Die Motivationsforschung fasst die Handlungen zu Aktivitätseinheiten zusammen und versucht sie zu erklären.[3] Als die „Big three“ der Motivationsforschung werden drei grundlegende Motive bezeichnet, die aus den Grundbedürfnissen des Menschen abgeleitet sind. Es handelt sich hierbei um das Leistungsmotiv, das Machtmotiv und das Anschlussmotiv.[4] Alle drei Motive weisen zwei Richtungen auf, aus denen das Bedürfnis befriedigt werden kann. Das Hoffnungsmotiv, das annäherungsorientiertes Handeln auslöst und das Furchtmotiv, das vermeidungsorientiertes Handeln hervorruft.[5]

Das Leistungsmotiv

Als leistungsmotiviertes Verhalten wird das Verhalten einer Person bezeichnet, wenn sie ihr Verhalten an ihren eigenen Gütestandards ausrichtet. Sie bestimmt also für sich, welche Leistung gut und ein Erfolg ist, und welche nicht. Der Schwierigkeitsgrad des gesetzten, zu erreichenden Ziels ist dabei gerade so schwer gewählt, dass ein Nichterreichen und ein Erreichen des Ziels möglich ist und es eine Herausforderung darstellt. Eine Leistungsmotivation besteht nicht, wenn eine Person eine Handlung nur zeigt, um Eindruck auf andere Menschen zu machen.[6] Das Leistungsmotiv wird als eine stabile Persönlichkeitseigenschaft (Trait) angesehen. Das bedeutet, das gezeigte Verhalten wird nicht durch die aktuelle Situation hervorgerufen, sondern wird von der Person stabil über viele Situationen gezeigt.[7]

Das annäherungsmotivierte Leistungsmotiv ist sichtbar in den Handlungen des Charakters Hermine Granger. Sie ist eine sehr wissbegierige und fleißige Junghexe. Die Figur liest aus Interesse viele Bücher und eignet sich dadurch ein hohes Maß an Wissen an. Als sie im dritten Teil der Reihe so viele Kurse belegen will, dass sie zum Teil an zwei Orten gleichzeitig sein muss, gibt ihr die Professorin McGonagall einen magischen Zeitumkehrer, mit dem sie es schafft die Zeit zurückzudrehen und zwei parallellaufende Kurse zu besuchen. Die anderen Schüler wissen zunächst nichts davon. Sie richtet hier ihre Handlungen an ihren inneren Gütestandards aus und versucht möglichst viel zu lernen.[8] Eine andere Szene in dem das annäherungsmotivierte Leistungsmotiv sichtbar wird, ist im vierten Teil zu sehen. Dort müssen die Teilnehmer des Trimagischen Zauberturnieres verschiedene Aufgaben bewältigen. Harry Potter wird unverschuldet Teilnehmer des Turnieres. In einem der Wettkämpfe kommt er in die Situation, in der jeder Teilnehmer eine ihm zugeordnete, geliebte andere Person retten muss. Aufgrund unglücklicher Umstände kommt Harry in die Situation, dass er zusätzlich zu seiner zugeteilten Person eine weitere vor dem Tod retten muss.[9] Durch den Zeitverlust gibt er die Möglichkeit auf einen Sieg des Wettkampfes auf, weil er zwei Personen rettet. Hier wird deutlich, dass er sich an seinen internen Gütekriterien für eine erfolgreiche Leistung orientiert und nicht, an dem, was ihm einen Sieg mit Ruhm und Ehre eingebracht hätte.

Das vermeidungsmotivierte Leistungsmotiv wird in seiner Ausprägung Furcht vor Misserfolg ebenfalls sichtbar. Beispielsweise, als Nevil Longbottom sich eines Nachts seinen Mitschülern in den Weg stellt um sie am Verlassen des Hauses zu hindern. In Hogwarts steht auf das nächtliche Verlassen der Schlafsäle die Strafe des Punkteverlusts. Das Haus mit den meisten Punkten bekommt in der Feier am Ende des Schuljahres den Hauspokal verliehen. Nevil stellt sich den anderen in den Weg mit den Worten: „Ihr sollt Gryffindor keinen Ärger machen“.[10] Nevil beabsichtigt hier Misserfolg zu vermeiden und einem Punktverlust vorzubeugen.

Das Machtmotiv

Das Machtmotiv stellt das Bedürfnis nach körperlichem, mentalen oder emotionalen Einfluss dar. Eine Person mit einem ausgeprägten Machtmotiv will durch den Ausdruck von Überlegenheit und Dominanz die eigene Stärke spüren und sichtbar sein.[11]

Das annäherungsorientierte Machtmotiv in seiner Ausprägung Hoffnung auf Macht, kommt an vielen Stellen der Filme zum Vorschein. Bereits beim ersten Aufeinandertreffen mit Harry Potter im Zug Hogwartsexpress, demonstriert Hermine Granger eine starke Ausprägung des Machtmotivs. Die Situation stellt sich so dar, dass Harry, Hermine und andere neue Schüler zum ersten Mal in die Zauberschule fahren. Als sie Harry Potters kaputte Brille im Zug gekonnt mit einem Zauberspruch repariert, demonstriert sie ihren, im Vergleich zu ihr, ahnungslosen Mitschülern die erfolgreiche Anwendung eines Zauberspruches und stellt damit ihre Überlegenheit zur Schau.[12] Während Hermines Taten eher von Experten- und Informationsmacht getrieben werden, gibt es andere Charaktere, die die Macht aus anderer Quelle speisen. Der Antagonist Lord Voldemort, der immer wieder und immer stärker in den Filmen präsent ist, zeigt ebenfalls ein ausgeprägtes annäherungsorientiertes Machtmotiv. Anders als bei den Protagonisten speist sich sein Machtmotiv aus der Quelle der Belohnungs- und der Bestrafungsmacht. Das wird besonders deutlich, als Lord Voldemort zum ersten Mal wieder in einer menschlichen Gestalt zu sehen ist und seine Gefolgsleute um ihn einen Kreis bilden. Er ist enttäuscht, weil sich über die vergangenen Jahre keiner seiner Leute um seinen Verbleib kümmerte. Nacheinander geht er durch die Reihe und bestraft sie. Übrig bleibt unter anderem ein Tod Esser, der seinen Arm für die Wiederauferstehung des Lord Voldemort opferte. Der Gefolgsmann wird im weiteren Verlauf der Handlung durch Lord Voldemort für sein Opfer belohnt.[13]

Das Machtmotiv in seiner Ausprägung Furcht vor Machtverlust stellt sich in der Gestalt des Lehrers Gilderoy Lockhart dar. Er gilt in der Zauberwelt als populäre Berühmtheit, weil er sich sehr gut vermarkten kann. Im Film ist er als Lehrer im Fach „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ zu sehen. Kommt er im Film jedoch in solche Situationen, trägt er nie etwas zur Lösung der Probleme bei. Im Laufe der Handlung kommt heraus, dass er seine Geschichte, und damit seine Macht, nur erhalten kann, weil er die Vergessens Zauber gut beherrscht. Er löst alle kontraproduktiven Erinnerungen seiner Mitmenschen aus, um seine Macht zu erhalten[14].

Das Anschlussmotiv

Das Anschlussmotiv ist die Motivation der Menschen, nach erfüllenden zwischenmenschlichen Beziehungen zu streben und in eine Gruppe integriert zu sein. Sozialer Anschluss fördert die Produktion von Progesteron, Oxytocin und Dopamin, die sich auf das Wohlbefinden auswirken und die Bindung zu anderen Menschen stärken. Zurückweisung löst negative Emotionen aus und kann Unwohlsein, Apathie und Stress hervorrufen.[15]

Auch Zauberer streben nach Anschluss, das wird in den Filmen mehrmals deutlich. Während die Schüler nach dem Unterricht über den Schulhof gehen, bekommt Hermine ein Gespräch ihrer Mitschüler. Sie reden über sie und einer sagt, sie hätte keine Freunde. Hermine war davon überzeugt, dass dieser Schüler ein Freund ist. Sie ist daraufhin sehr verletzt. In dem der Schüler behauptet, sie hätte keine Freunde, fühlt sie sich ausgegrenzt und reagiert entsprechend.[16] Ihr Anschlussmotiv wird in der Ausprägung Hoffnung auf Anschluss sichtbar. Ein weiteres Beispiel ist zu sehen, als Harry Potter im ersten Teil auf den Spiegel Nerhegeb stößt. Harry sieht sich im Kreise seiner Familie, die vom dunklen Magier Lord Voldemort kurz nach seiner Geburt ermordet wurden.[17] Harry wäre gern ein Teil seiner Familie, das macht sein Anschlussmotiv sichtbar.

Das Anschlussmotiv kommt aber auch der vermeidungsorientierten Ausprägung in den Filmen vor. Das Anschlussmotiv in der Ausprägung Furcht vor Ablehnung wird durch die Handlungen der Tod Esser dargestellt. Sie handeln weitestgehend in allen Teilen aus Furcht vor Zurückweisung durch Lord Voldemort und den damit verbundenen Konsequenzen.[18]

J. K. Rowling entwarf für die Geschichte Charaktere mit sehr menschlichen Zügen. So sind auch die Big Theres der Motivationsforschung in den Filmen sichtbar, die eine Erklärung für menschliches Verhalten liefern.


[1] Vgl. Columbus (2001, [00:00:00-00:30:00])

[2] Vgl. Jordan und Wendt (2010)

[3] Vgl. Heckhausen und Heckhausen (2018, S. 2)

[4] Vgl. Bak (2019, S. 132)

[5] Vgl. Brandstätter, Schüler, Puca und Lozo (2018, S. 101-102)

[6] Vgl. Brandstätter et al. (2018, S. 32-33)

[7] Vgl. McClelland, Atkinson, Clark und Lowell (1953)

[8] Vgl. Cuaron (2004, [1:41:00-1:42:00])

[9] Vgl. Newell (2005, [1:31:20-1:35:00])

[10] Vgl. Columbus (2001, [1:49:00-1:51:00]).

[11] Vgl. Brandstätter et al. (2018, S. 68).

[12] Vgl. Columbus (2001, [00:35:41-00:40:00]).

[13] Vgl. Newell (2005, [1:58:30-2:03:00]).

[14] Vgl. Columbus (2002, [1:51:00-1:53:00]).

[15] Vgl. Brandstätter et al. (2018, S. 56-57)..

[16] Vgl. Columbus (2001, [1:04:40-1:05:59]).

[17] Vgl. Columbus (2001, [1:28:30-1:30:40]).

[18] Vgl. Newell (2005, [1:58:30-1:59:59]).

Literaturverzeichnis

Bak, P. M. (2019). Lernen, Motivation und Emotion. Allgemeine Psychologie II – das Wichtigste, prägnant und anwendungsorientiert (Angewandte Psychologie Kompakt).

Brandstätter, V., Schüler, J., Puca, R. M. & Lozo, L. (2018). Motivation und Emotion. Allgemeine Psychologie für Bachelor (Springer-Lehrbuch). Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56685-5

Heckhausen, J. & Heckhausen, H. (Hrsg.). (2018). Motivation und Handeln (Springer-Lehrbuch, 5., überarbeitete und erweiterte Auflage). Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-53927-9

Jordan, S. & Wendt, G. (Hrsg.). (2010). Lexikon Psychologie. Hundert Grundbegriffe (Reclams Universal-Bibliothek, Bd. 18773). Stuttgart.

McClelland, D. C., Atkinson, J. W., Clark, R. A. & Lowell, E. L. (1953). The achievement motive. New York, 5.

Videoquellen

Warner Bros. Pictures (Produzent), Columbus, C. (Regie). (2001). Harry Potter und der Stein der Weisen [Spielfilm].

Warner Bros. Pictures (Produzent), Columbus, C. (Regie). (2002). Harry Potter und die Kammer des Schreckens [Spielfilm].

Warner Bors. Pictures (Produzent), Cuaron, A. (Regie). (2004). Harry Potter und der Gefangene von Askaban [Spielfilm].

Warner Bros. Pictures (Produzent), Newell, M. (Regie). (2005). Harry Potter und der Feuerkelch [Spielfilm].

Bildquelle: Von FF16 auf https://pixabay.com/de/photos/harry-potter-gleis-neundreiviertel-1640525/ [Zugriff am 24.02.2021]

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