Der Fokus der Arbeitswelt hat sich im modernen Zeitalter deutlich verschoben, heutzutage liegt er beispielsweise auf technischem Fortschritt, globalem Erfolg, Kosteneffizienz und Schnelligkeit, um nur einige Aspekte zu nennen.[1] Neben Globalisierung und demografischem Wandel hinterlässt hierbei im besonderen Maße die Digitalisierung deutliche Spuren. [2] Waren früher zum Beispiel „zeitraubende“ Face-to-Face-Gespräche oder Telefonate notwendig, bevorzugt man heute beinahe automatisch den schnellen E-Mail-Verkehr als Kommunikationsform. In Zeiten der ständigen Erreichbarkeit über Smartphone und Tablet in Verbindung mit einem guten Ausbau des mobilen Internets, scheint diese Entwicklung auch kein unüberwindbares Hindernis darzustellen. Was passiert aber mit traditionsreichen und papiergebundenen Kommunikationsmedien wie einer Mitarbeiterzeitung? Verliert diese automatisch ihren Daseinsanspruch oder gibt es Mittel und Wege für eine Neupositionierung in der digitalen Welt? Kann es sich ein Unternehmen im Zuge des Fachkräftemangels leisten, einen motivationsförderlichen Kommunikationskanal einfach ad acta zu legen?
Kommunikation ist ein komplexes Konstrukt mit weitreichendem Einfluss, dies gilt natürlich nicht nur im Hinblick auf ein Unternehmen. Grundlegend steht aber fest, dass die Unternehmenskommunikation auf zwei Stufen, nämlich einer externen und einer internen Ebene, funktioniert. Die interne Kommunikation umfasst hierbei sowohl die Informationsvermittlung als auch den Dialog untereinander und beinhaltet somit sämtliche Kommunikations- und Informationsbeziehungen des Unternehmens.[3] Daher ist es offensichtlich, dass eine konstruktive Kommunikationsstruktur essentiell ist, um einen effektiven Informationsfluss zu gewährleisten. Auf der Basis einer gesunden, transparenten und vor allem glaubwürdigen Informationskultur fußt ein wichtiger Erfolgsfaktor von Unternehmen, nämlich die Motivation der Mitarbeiter bis hin zur Identifikation mit dem eigenen Unternehmen.[4] Hält man sich diesen Aspekt vor Augen, wird deutlich, dass nicht einfach auf einen förderlichen Kommunikationskanal verzichtet werden sollte, denn als Instrument der internen Kommunikation kann die Mitarbeiterzeitung ihren kleinen, aber beständigen Anteil leisten.
Allerdings kann dies in der heutigen Unternehmenslandschaft nur unter der Prämisse geschehen, dass von der „angestaubten“ Variante, als regelmäßig erscheinendes, gedrucktes Medium mit eingeschränkter, alternder Zielgruppe abgesehen wird. Diese bestehende Form der Mitarbeiterzeitung sieht sich häufig weiteren grundlegenden Problemen bezüglich Glaub-würdigkeit, Verantwortung und mangelnder Aktualität gegenüber.[5] Folglich würde die reine Überführung der Printversion in eine digitale Variante, ohne weiterführende Anpassungsmaßnahmen, zu keinem signifikanten Ergebnis führen. Vielmehr sollte eine Lösung gefunden werden, die einen modernen Magazincharakter mit digitalen Angeboten verknüpft und dabei eine Vernetzung mit dem firmeninternen Intranet fokussiert.[6] Trotzdem sollte darauf geachtet werden, dass die grundsätzliche Aufgabe als Informations- und Koordinationsinstrument, speziell im Hinblick auf Vertrauensbildung und Motivation, bestehen bleibt. Diese Vorstellung wird von der Studie „Die Zukunft der Mitarbeiterzeitschrift 2017“ von Rossi in Zusammenarbeit mit der Berliner School for Communication and Management unterstützt. Hierbei wurden 200 Kommunikationsspezialisten aus den D-A-CH-Ländern befragt, um einen aussagekräftigen Querschnitt aus nahezu allen relevanten Branchen und Betriebsgrößen zu erhalten. Zusammenfassend zeigt die Studie eine eindeutige Entwicklung in Richtung digitaler Präsenz, allerdings besteht aktuell noch eine deutliche Diskrepanz zwischen diesem Anspruch und Umsetzung in der Wirklichkeit. Grundlegend bedarf es einer dynamischen Weiterentwicklung der Mitarbeiterzeitung, am besten in Form einer Multi-Channel-Strategie umgesetzt wird, die eine Verzahnung mit dem Intranet fokussiert. Trotz zeitlichem, finanziellem und fachlichem Aufwand kann so die Eigenständigkeit der Mitarbeiterzeitung erhalten bleiben und ein langsamer Rückzug von der Printausgabe angetreten werden.[7]
Weiterhin sollte natürlich durch eine entsprechende Themenauswahl ein Blick über den eigenen Tellerrand gewährt werden, wodurch eine bessere Handlungsorientierung und darüber hinaus die persönliche Entwicklung angeregt werden.[8] Hierzu zählen organisatorische Änderungen und Erläuterungen zur Geschäftsstrategie, ebenfalls unternehmensbetreffende Marktentwicklungen und Aspekte der persönlichen Sicherheit. Des Weiteren können die individuelle Aus- und Weiterbildung thematisiert werden, sowie Anliegen und Berichte des Betriebsrats integriert werden.[9] Die Vielfältigkeit der Themen gibt der Mitarbeiterzeitung also dennoch einen zeitgemäßen und längerfristig relevanten Charakter, der durch ein quartalsmäßiges Erscheinen unterstrichen werden könnte. Jedoch bedingt ein derartiger Veröffentlichungsturnus, dass keine tagesaktuellen Inhalte publiziert werden können. Hierfür empfiehlt sich die zuvor bereits erwähnte Zusammenführung des Mediums mit dem firmengestützten Intranet, da dieses als gut ausgebautes Informations- und Kommunikationsnetz ein entsprechendes Leistungsvermögen bezüglich Aktualität, Flexibilität und Verfügbarkeit bietet. Somit kann die ernstzunehmende „Bedrohung“ durch die elektronische Konkurrenz in ein unterstützendes Zusatzangebot (ergänzende Links, Podcasts, Videos) umgewandelt werden.[10]
Die Neupositionierung der Mitarbeiterzeitung benötigt also neben einem nicht zu vernachlässigenden Zeitfaktor ebenfalls weitgefächertes fachliches Know-How hinsichtlich digitaler Medien, Bildbearbeitung bzw. Grafikdesign und aus aktuellem Anlass auch zum Aspekt Datenschutz.[11] Darüber hinaus müssen die notwendigen technischen Gegebenheiten vorhanden sein, da das moderne Mitarbeitermagazin hauptsächlich als digitales Format zur Verfügung gestellt werden sollte, zwecks Ausnutzung der potenziellen Synergieeffekte mit dem Intranet. Mit Blick auf die Zukunft könnten größere Unternehmen auch dazu übergehen komplette Mitarbeiterportale zu schaffen, die das Angebot durch konkrete Vorschläge zur persönlichen Gesundheit (Fitness-App, Vernetzung mit Betriebsarzt etc.), Weiterbildung (Online-Seminare, Tutorials etc.) oder einer vernetzten Community erweitern.
[1] Paczian, M.: 2012. 101ff
[2] Keuper, F./ Hamidian, K./ Verwaayen, E./ Kalinowski, T./ Kraijo, C.: 2013.
[3] Mast, C.: 2018. 17ff
[4] Prell A.: 2002. 30ff
[5] Fiedler, K.: 2004. 9-21
[6] Pfannenberg, J.: 2015. 3ff
[7] Rossi, C.: 2017. 21ff
[8] Herbst, D. G.: 2003. 83f
[9] Mast, C.: 2004. 77ff
[10] Mast, C.: 2004. 80ff
[11] Steinbach, M.: 2018. 35f
Titelbild zu „Mitarbeiterzeitung – angestaubt oder zukunftsfähig?“
Eigene Darstellung aus den Quellen:
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https://pixabay.com/de/photos/gesch%C3%A4ftsmann-zeitung-gesch%C3%A4ft-mann-1031755/
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Literatur zu „Mitarbeiterzeitung – angestaubt oder zukunftsfähig?“
Keuper, F./ Hamidian, K./ Verwaayen, E./ Kalinowski, T./ Kraijo, C. (Hrsg.): Digitalisierung und Innovation. Planung – Entstehung – Entwicklungsperspektiven. Bearing Point. Springer Gabler. Wiesbaden. 2013
Fiedler, K.: Mitarbeiterzeitschriften – Entwicklungen und Perspektiven. Ein Literaturbericht. In: Mast, C./ Fiedler, K.: Mitarbeiterzeitschriften im Zeitalter des Intranets. Ergebnisse einer Umfrage bei Banken und Versicherungen. Kommunikation und Management. Band 5. Universität Hohenheim. 2004
Herbst, D. G.: Interne Kommunikation. Das professionelle 1 x 1. Cornelsen Verlag. Berlin. 2003
Mast, C.: Im Zeitalter des Intranets. Mitarbeiterzeitschriften neu positionieren. Fiedler, K.: Mitarbeiterzeitschriften – Entwicklungen und Perspektiven. Ein Literaturbericht. In: Mast, C./ Fiedler, K.: Mitarbeiterzeitschriften im Zeitalter des Intranets. Ergebnisse einer Umfrage bei Banken und Versicherungen. Kommunikation und Management. Band 5. Universität Hohenheim. 2004
Mast, C.: Unternehmenskommunikation. Utb GmbH. 7. Überarbeitete Auflage. 2018
Paczian, M.: Wir verändern uns – Wie steht es mit der Arbeit? In: Jeschke, S./ Hees, F./ Richert, A./ Trantwo, S. (Hrsg.): Arbeit im Wandel. Trends und Herausforderungen der modernen Arbeitswelt. LIT Verlag Dr. W. Hopf. Berlin. 2012
Pfannenberg, J.: Bunter, schneller, digitaler – Die Mitarbeiterzeitung der Zukunft. In: JP-KOM. News-Service. Band 4. 2015.
Prell, A.: Mitarbeiterzeitung als Instrument der Mitarbeitermotivation. Fachhochschule Stuttgart 2002.
Rossi, C.: Die Zukunft der Mitarbeiterzeitschrift 2017. Eine Studie von SCM und KR. SCM und Kammann Rossi GmbH (Hrsg.) Berlin. Köln. 2017
Steinbach, M.: Die DSGVO in PR und Marketing. Kompakter Überblick für PR- und Marketingverantwortliche rund um das Thema Datenschutz. TKMmed!a Datenschutz. VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft. 1. Auflage. Bonn. 2018