By Published On: 3. August 2021Categories: Meine Hochschule und mein Studium

Langeweiliges Studium, kein sinnvoller Job, Ängste, Erkenntnisse und Erfolge. Das sind Höhen und Tiefen, die das Leben bekanntlich interessant machen und Entwicklung ermöglichen. In diesem Beitrag erzähle ich von meinem Weg zum Psychologiestudium an der SRH Fernhochschule Riedlingen und was ich dabei so gelernt habe. 

Höhen und Tiefen
Quelle: Eigene Darstellung

Abitur in der Tasche – und jetzt? 

Der Gegner ,,Numerus Clausus‘‘ (kurz: NC) wurde mir nach meinem Abitur gegenübergestellt. Dieser Gegner setzte mir Grenzen eines Studienanfangs an vielen Universitäten und Hochschulen in Deutschland. Grund dafür: Mein Abi-Schnitt. Doch dieser Gegner ist nicht unschlagbar, dachte ich mir. Voller Tatendrang meine Zukunft in die Hand zu nehmen, begab ich mich auf die Suche nach NC-freien Studiengängen. Die Suche führte mich letztlich ins Ausland. Ohne großartiges grübeln und voller Vorfreude packte ich meine sieben Sachen zusammen und stieg alleine in den Zug. Mein Vorhaben – der Beginn eines Studiums klappte nach erfolgreicher Eignungsprüfung nach Plan. Doch ob mir das Studienfach auch so gut gefiel wie der reibungslose Ablauf des Studieneintritts, blieb mir zu dem Zeitpunkt noch ungewiss. Ich besuchte Vorlesungen, Seminare und merkte schnell, dass ich beim Mitschreiben meist nicht über das Datum und einer Überschrift hinauskam. Doch so viel hinterfragte ich bis dato noch nicht, da mir Schule ja auch nicht gerade Spaß bereitete. Den Gefühlszustand von Zwang und Leistungsdruck kannte ich bereits. Mit der Zeit viel mir der Gang zu Vorlesungen allerdings immer schwerer – bis ich Nebenfächer belegte und Eindrücke in anderen Studiengängen sammelte. Ich wählte nichtsahnend das Fach Psychologie. Erwartungslos besuchte ich die erste Vorlesung. Ich kam mit nichts rein und mit unzähligen Seiten an Mitschriften, die im Nachhinein nicht in meinem Regal verstaubten, hinaus. Das ging von Woche zu Woche so weiter. War eine Vorlesung vorbei, konnte ich die nächste kaum abwarten. Ich stellte mir völlig verblüfft die Fragen ,,Wer bin ich?“ und ,,Wie ist das möglich?“. Meine ersten positiven Lernerfahrungen, welche sogar mit Prüfungserfolgen belohnt wurden. Das war rückblickend mein Wendepunkt. Doch die Erkenntnis bzw. das Eingestehen einer nötigen Veränderung kam erst Jahre später zurück in Deutschland. Die Aussicht auf einen Studienplatz in Psychologie wurde mir hier leider durch den Numerus Clausus, den ich dachte bereits besiegt zu haben, wieder schnell verworfen. Doch aus familiären Gründen konnte ich nicht wieder umziehen. Jahre vergingen, doch das Interesse blieb. Irgendwann recherchierte ich erneut…

Fernstudium klingt gut – oder nicht?

Fernstudium, keine Präsenzzeiten, flexible Zeiteinteilung, Ortsunabhängigkeit und Psychologie. ,,Das überzeugt mich!“, dachte ich. Doch irgendwie verunsicherte es mich auch. Ich kannte ja keinen, der mir von Erfahrungen berichten konnte. Ich kannte lediglich Meinungen anderer wie ,,Das macht man doch, wenn man älter ist und schon lange im Berufsleben steht.‘‘, ,,Wie keine Präsenzuniversität? Ist das seriös?‘‘, ,,Online? Das kann nicht funktionieren.‘‘, ,,Das ist ja teuer.‘‘. Mir fielen zu dem Zeitpunkt keine Gegenargumente ein, außer, dass immer einer etwas zum ersten Mal gemacht hat. Was blieb mir auch übrig? Das Interesse konnte ich ja nicht einfach so eliminieren. Ich habe mich immatrikuliert. Ich studiere jetzt Psychologie online. Die Erste in meinem Umfeld.

Geld verdienen 

Studiengebühren = Geld. Das ist leider keine von Schulzeiten bekannte algebraische Gleichung, Wurzelgleichung oder trigonometrische Gleichung (aber vielleicht auch besser so). Das ist eine Gleichung, die für mich völlig neu war. Also, setzte ich mich ununterbrochen an den PC und recherchierte wieder mal – erneut ohne konkreten Plan. Ich habe viele Bewerbungen verfasst und letztendlich führte es mich als Werkstudentin an die Schule. Angefangen habe ich als Springerkraft in der Teilhabeassistenz und kurze Zeit später durfte ich schon eigenverantwortlich Fälle übernehmen.  Ich habe mich nicht nur finanziell abgesichert, sondern auch wertvolle Erfahrungen gesammelt. Zudem konnte ich Studieninhalte anwenden, Verhalten von Kindern und Jugendlichen analysieren, beobachten und Interventionen entwickeln. Diese Erfahrungen haben mich bestärkt, dass ich mich in die (für mich) richtige Richtung bewege. 

Neue Lernerfahrungen 

Innerhalb meiner Schullaufbahn habe ich nicht gerade positive Lernerfahrungen gesammelt. Ich war mir allerdings nach der Erfahrung (Vergleich: für mich uninteressantes Studium und zeitgleich interessantes Studienfach) sicher, dass ich positive Lernerfahrungen sammeln kann, je nachdem wie sinnvoll mir etwas erscheint. Diesen Sinn muss natürlich jeder selbst festlegen. Für mich ist es die berufliche Verwirklichung, Empathie anwenden zu dürfen und gleichzeitig analytisch denken zu können. Außerdem treibt mich der Wissenszuwachs und die Begeisterung für z.B. den eigenen Körper, das Bewusstsein, Verhalten und die Plastizität des Gehirns an. Gerade die Freiheiten bzgl. der Themenauswahl bei den Prüfungsleistungen an der SRH Fernhochschule ermöglichen es, nach eigenem Interesse wählen zu können. Die Literaturrecherche ist auch immer eine Überraschung. Oft stoße ich auf ein neues Thema, was mich wiederum dazu verleitet, mir andere Fragen zu stellen und Antworten zu finden. Ich habe Bildung und Lernen neu für mich entdeckt. 

Organisation

Ich habe mir von Anfang an den Modulplan ausgedruckt und alles nach meinen Vorstellungen organisiert. Hier habe ich mich selbst gefragt, wie lange ich für ein Modul brauche. Wichtig war es für mich, auch Lebensumstände miteinzuberechnen (z.B. stressige Phasen im Job, familiäre Situationen usw.). Wenn ich für ein Modul länger brauche, akzeptiere ich das und mache weiter, ohne viel zu grübeln oder mir Vorwürfe zu machen. Ich kenne mein Ziel und bewege mich dahin – nicht immer im gleichen Tempo, aber dafür auf der gleichen Strecke. Jedes absolvierte Modul streiche ich auf dem ausgedruckten Modulplan durch, um ,,erledigt‘‘ und ,,noch zu erledigen‘‘ zu unterscheiden. 

Prävention und mein Lernort 

Prävention steht unter anderem für die Förderung von Gesundheit.[1] Dabei fiel mir besonders der Faktor Bewegung auf, welcher für den langfristigen Erhalt der Gesundheit steht. Bedingungen sind ausreichende und regelmäßige körperliche Aktivität.[2] Bewegung wirkt sich aber auch auf die Psyche aus (Freisetzung von Botenstoffen, Bildung von Nervenzellen etc.), den Altersprozess (Erneuerung von Zellen) und auf vieles mehr. Büroarbeit steht jedoch häufig für lange inaktive Phasen, die mit ununterbrochenem Sitzen auf Bürostühlen verbracht werden, was einen Bewegungsmangel begünstigt.[3] ,,Erwischt…‘‘, dachte ich mir. Jetzt schreibe ich über Präventionsmaßnahmen eine Hausarbeit, aber sitze selbst gekrümmt vor einem Bildschirm, völlig vertieft in meinen Studieninhalten. Diese Selbstbeobachtung und -erkenntnis hat mich dazu verleitet, meinen Lernort umzugestalten. Mein Ziel war es ein Raum für ausreichende und regelmäßige Aktivität zu schaffen. Ich machte mich an meine Bestellliste ran, die wie folgt aussah: 1. Höhenverstellbarer Tisch, 2. Laufband (für unter den Tisch). Nun bewege ich mich (auch zu diesem Zeitpunkt) mit angenehmen 3,5 km/h auf einer Stelle hinfort und widme mich meinem Studium. Verknüpfung von Studienerfolg und Prävention – Check! 

Fazit

Ich bin dankbar über diesen Weg, der vielleicht nicht so ganz gerade aus verlaufen ist. Ich habe gelernt, auf mich selbst zu hören und mir zu vertrauen. Andere Meinungen zeigen andere Sichtweisen auf, für die ich durchaus auch offen bin, aber trotzdem hinterfrage ich diese kritisch. Die Entscheidung bleibt immer bei mir. Im Endeffekt läuft das Ganze nur in zwei Richtungen hinaus, die auch wieder veränderbar sind. Für mich gibt es kein falsch oder richtig, sondern ein passt zu mir oder passt nicht zu mir. Das Konzept einer Fernhochschule passt zu mir. Wichtig auch hier: Das ist meine Erfahrung, die auch du kritisch für dich hinterfragen solltest.   


[1] Vgl. Zepp, F.; Hansen, G.: 2014, S.494

[2] Vgl. Manz, K. et al.: 2017, S.4-5

[3] Vgl. Glöckl, J.; Breithecker, D.: 2018, S.39-40

Literatur

Glöckl, J. & Breithecker, D., 2018. Active Office. Der Arbeitsplatz als Bewegungsraum. Wie Sie durch ein revolutionäres Arbeitsplatzkonzept gesund, fitter und produktiver werden. 2. Auflage Hrsg. Wiesbaden: Springer Gabler. 

Manz, K. et al., 2017. Epidemiologie der körperlichen Aktivität und Inaktivität . In: W. Banzer, Hrsg. Körperliche Aktivität und Gesundheit. Präventive und therapeutische Ansätze der Bewegungs- und Sportmedizin. Berlin; Heidelberg: Springer, pp. 4-14. 

Zepp, F. & Hansen, G., 2014. Prävention. Monatsschr Kinderheilkd, Issue 162, pp. 494-495. 

Beitragsbild von Kathleen Bergmann auf Pixabay. Zugriff am 02. August 2021, von https://pixabay.com/de/photos/motivation-möglichkeiten-psychologie-773942/

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