„Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehören nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch im Alltagsleben zu den großen Megatrends der Zukunft. Häufig werden diese beiden Themen nur isoliert innerhalb einer Fachdisziplin und nicht im Zusammenhang betrachtet, obwohl gerade deren Vernetzung interessante Lösungen für aktuelle Herausforderungen liefert.“ (Jacob, 2020, S. 224).
Begriffe und Zusammenhang
Der Begriff der Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren an großer Bedeutung gewonnen und hat sich im öffentlichen Diskurs durchgesetzt. Nach der Brundtland-Definition umfasst die Nachhaltigkeit einen sogenannten Generationenvertrag. Dieser soll den nachfolgenden Generationen die Möglichkeit schaffen, ihre Bedürfnisse mindestens genauso befriedigen zu können, wie es derzeitige Generationen können (Sühlmann-Faul, 2019, S. 367).
Der Begriff der Digitalisierung bezeichnet im Allgemeinen die Umwandlung von analogen Daten in digitale Daten. Mittlerweile ist die Digitalisierung ein Megatrend und umfasst viele technologische Aspekte, welche auch die gesellschaftliche Ebene betreffen (Sühlmann-Faul, 2019, S. 367).
Die beiden Begriffe rücken inzwischen immer mehr zusammen in den Vordergrund. Doch wie hängt diese Transformation mit Nachhaltigkeit und Arbeit zusammen? Befinden wir uns in einer vierten industriellen Revolution? Die vorangegangenen industriellen Revolutionen (Mechanisierung, Elektrifizierung und Automatisierung) waren alle mit einer hohen Freisetzung von Arbeitskräften verbunden. Auch die Digitalisierung kann damit einhergehen, wenn beispielsweise Thematiken der Automatisierung intensiviert werden. Ob und wie viele Arbeitsplätze dadurch verloren gehen ist unklar und es wird viel spekuliert. Es wird hierbei jedoch allgemein von einer Umschichtung gesprochen, das heißt, dass bestimmte existierende Arbeitstätigkeiten zwar entfallen, jedoch gleichzeitig neue, noch nicht existierende Bereiche geschaffen werden (Sühlmann-Faul, 2019, S. 368).
Aspekte der Digitalisierung für Unternehmen und Arbeitskräfte
Für Unternehmen bietet die Digitalisierung eine Vielzahl neuer Chancen. Sie beinhaltet eine neue Form der Organisation und der Steuerung der Wertschöpfungskette. Durch schnelle Datenverarbeitung und die Vernetzung aller beteiligten Geschäftspartner der Wertschöpfungskette ist der Ausbau eines optimalen Wertschöpfungsflusses möglich. Über eine Cloud und softwarebasierte Dienste können Geschäftspartner untereinander schneller kommunizieren. Dieses digitale Netzwerk bildet die Grundlage für neue Geschäftsmodelle und flexible Wertschöpfungsnetze. Zudem wird dadurch die reale Welt mit der digitalen Welt nahezu in Echtzeit miteinander verbunden und das Zielbild eines „vernetzen Unternehmens“ erreicht (Weissman & Wegerer, 2019, S. 66–67).
Daten bekommen in Unternehmen eine immer größere Bedeutung und entscheiden langfristig über deren Überleben. Das Angleichen bestehender Geschäftsbereiche an die digitale Wirtschaft und die Entwicklung neuer Geschäftsbereiche wird zukünftig im Zentrum stehen. Alle Beteiligten werden davon profitieren. Ein großer Vorteil einer digitalen Wertschöpfungskette ist die Möglichkeit, Daten schnell zu sammeln und zu analysieren, wodurch neue Empfehlungen zur Verbesserung erarbeitet werden können. Eine digitale Vernetzung verschiedener Unternehmen wird zur Regel. Folglich verändern sich auch Arbeitszeit, Arbeitsprozess und Kommunikation. Gerade auch die Mobilität und die Erreichbarkeit bekommen eine immer größere Bedeutung. Eine digitale Wertschöpfungskette bringt viele qualitative Vorteile und geht mit einem hohen quantitativen Nutzen einher. Dadurch wird es möglich, das gesamte Unternehmen besser zu steuern. Unternehmen werden flexibler und anpassungsfähiger und Ressourcen können besser eingesetzt werden (Weissman & Wegerer, 2019, S. 65–66).
Wie sieht es aber bezüglich der nachhaltigen Digitalisierung in neuen Berufsfeldern aus? Digitalisierung bedeutet nicht direkt, dass Nachhaltigkeit miteinbezogen wird. Wichtig ist, dass Nachhaltigkeit nicht nur aus Effizienz (Einsparungsmaßnahmen) folgt, sondern sowohl auch aus Konsistenz, wie beispielsweise Recycling, als auch Suffiziens, der allgemeinen Verringerung von Konsum und Ressourcenverbrauch. Bezogen auf zukünftige Arbeitsplätze bedeutet dies, dass diese nachhaltig sind, solange sie sich in einem Bereich befinden, welcher sich Nachhaltigkeit durch Digitalisierung zur Aufgabe macht (Sühlmann-Faul, 2019, S. 370–371).
Durch die Digitalisierung in Unternehmen verändert sich die Arbeit. Hierarchische Strukturen, die Zusammenarbeit sowie die Arbeitsweise und -umgebung nehmen neue Formen an. Die Arbeit wird vernetzter und flexibler, wodurch Arbeitskräfte zeit- und ortsunabhängig arbeiten können (Weissman & Wegerer, 2019, S. 70). Nach Beckert und Schuhmacher (2013) haben weltweit 76% der Menschen den Wunsch, autonomer, unabhängiger und unter weniger Kontrolle von externen Autoritäten zu arbeiten (Sühlmann-Faul, 2019, S. 370).
Handlungsempfehlungen
Die Digitalisierung ist weltweit im Gange und nimmt mit ihrem Tempo voraussichtlich weiter zu (Jacob, 2020, S. 229).
Dieser Prozess ist kein kurzer Trend, der früher oder später wieder abschwächen wird. Für die meisten Unternehmen führt fast kein Weg dran vorbei, sich diesem Prozess anzuschließen und die Digitalisierung des eigenen Unternehmens aktiv anzugehen, damit von den Chancen profitiert werden kann. Bei der nachhaltigen Digitalisierung geht es dabei nicht nur um das Anschaffen neuer IT-Geräte und das Nutzen bestimmter Software-Dienst, vielmehr geht es um die Schaffung neuer Arbeitsformen und -möglichkeiten, sowie neue Formen der Zusammenarbeit (Sühlmann-Faul, 2019, S. 372).
Zu beachten ist bei diesem Veränderungsprozess, dass Mitarbeitende nicht alleine gelassen werden. In Situationen, in denen große Veränderungen bevorstehen, darf der Faktor Angst nicht unterschätzt werden. Mitarbeitende müssen in den Prozess miteinbezogen werden und sich klar über ihren Wert und den Sinn ihrer Arbeit sein. Sie müssen darauf vertrauen können, dass ihre Arbeit ein Beitrag zu den Unternehmenszielen leistet und auch nach einer Veränderung noch einen Wert hat. Nur so kann eine große Veränderung wie die Digitalisierung erfolgreich ablaufen. Ist eine solche klare Sicht nicht gegeben, überwiegt die Angst, welche nur noch die Flucht vor Augen hat (Weissman & Wegerer, 2019, S. 74).
Fazit
Der Sprung zu einem digitalen Unternehmen findet nicht von heute auf morgen statt, denn die Digitalisierungen ist ein großer Veränderungsprozess, der jeden miteinbezieht. Vom Mitarbeitenden über die Führung, Organisation, Arbeitsformen, alle Prozesse und Beteiligten des Zusammenarbeitens sind daran beteiligt. Die Herausforderungen sind groß, die Chancen ebenfalls (Weissman & Wegerer, 2019, S. 75).
Viele neue Möglichkeiten wie die Flexibilisierung der Arbeit, neue Formen des Zusammenarbeitens und eine stärkere Resilienz gegenüber Dynamiken der Digitalisierung werden dadurch angeboten. Verbunden mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit können optimale Bedingungen geschaffen werden, sodass die Attraktivität des Unternehmens für jungen Arbeitskräfte steigt und auch neue Zielgruppen angesprochen werden. Die Digitalisierung sollte hierbei jedoch nicht nur als Mittel zum Zweck eingesetzt werden. Der Einsatz sollte nur in Bereichen vorgenommen werden, in denen eine digitale Veränderung sich eindeutig nachhaltig auswirkt (Sühlmann-Faul, 2019, S. 374).
Bildverzeichnis
Titelbild: Von Gert Artmann auf https://pixabay.com/de/photos/digitalisierung-netzwerk-gesch%C3%A4ft-4497344/
Literaturverzeichnis
Beckert, B. & Schuhmacher, J. (2013). Szenarien für die Gigabitgesellschaft – Wie Digitalisierung die Zukunft verändert. Stuttgart: Frauenhofer.
Jacob, M. (2020). Nachhaltige Digitalisierung in Unternehmen. Wirtschaftsinformatik und Management, 12, S. 224-229. https://doi.org/10.1365/s35764-020-00261-3
Sühlmann-Faul, F. (2019). Chancen einer nachhaltigen Digitalisierung für Unternehmen und Arbeitskräfte. In A. Hildebrandt & W. Landhäuser (Hrsg.), CSR und Energiewirtschaft (S. 367-376). Berlin: Springer Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-662-59653-1_27
Weissman, A. & Wegerer, S. (2019). Unternehmen 4.0: Wie Digitalisierung Unternehmen und Management verändert. In M. Erner (Hrsg.), Management 4.0 – Unternehmensführung Im Digitalen Zeitalter (S. 43-76). Berlin, Heidelberg: Springer Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-662-57963-3_2