Als ich 2015 meine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin erfolgreich abgeschlossen habe, bin ich motiviert und leidenschaftlich zur Arbeit gegangen. Ich begann direkt nach meinem Examen auf einer Intensivstation an der Charité zu arbeiten, welche ich noch heute gerne als meine Arbeitsstelle besuche. Ich fühle mich weiterhin in diesem Beruf heimisch, übe ihn gerne aus und bin mir trotz der vielen Nachteile auch der ganzen Vorteile bewusst. Neben den medizinischen und pflegerischen Tätigkeiten interessieren mich die psychologischen Aspekte der interpersonellen und Patienten-Kommunikation. Unmittelbar, bevor die Corona-Pandemie die Welt auf den Kopf stellte, begann ich mit meinem B.Sc. Psychologiestudium an der SRH-Riedlingen. Das Jahr der Corona-Pandemie und die darauffolgende Zeit sollte meinen Blick auf den Pflegeberuf komplett ändern.
COVID 19-Pandemie als Augenöffner
Es ist kein Geheimnis, dass es in den Pflegeberufen zunehmend zu Unzufriedenheiten durch hohe Arbeitsbelastung und Personalmangel kommt. Die Zeit der Pandemie schweißte das Personal, zumindest in meiner Klinik, stark zusammen. Danach stieg die Unzufriedenheit und Erschöpfung und in der Folge mit psychischen und physischen Zusammenbrüchen. Das Arbeiten auf einer Intensivstation, die die Schwerstfälle an Corona-Erkrankten versorgte, war anstrengend und fordernd. Die Arbeitslast war auf das Maximale erhöht und Entlastungen gab es kaum. Kurzzeitig wurde der Fokus auf die Kliniken und das Personal gelenkt, aber geändert hat sich auch nach dieser Katastrophe nichts in den deutschen Krankenhäusern.
In Deutschland nimmt der Fachkräftemangel dramatische Züge an. Die Anzahl der offenen Stellen stieg 2021 auf 57.000. Es wird sogar vermutet, dass bis zum Jahr 2030 ca. 500.000 Pflegekräfte fehlen könnten. Zu den Gründen dieser prekären Lage gehört unter anderem die immer älter werdende Gesellschaft, deren Alterungsprozess vermutlich weiter fortschreiten wird. Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung und dieser Anforderungen nicht gerecht werdenden Entlohnung wird der Pflegeberuf zunehmend als unattraktiv betrachtet und es entscheiden sich immer weniger Menschen für ihn. Die Corona-Pandemie hat die Situation verschärft und erschwert es dem Fachkräftemangel zu begegnen. Befragungen des medizinischen Personals in Deutschland ergaben, dass ein Großteil der Befragten über hohe Symptombelastungen einer Depression klagten (Bolkart, 2021, S. 3).
Medizin und Psychologie verbinden
Da ich mich für sowohl für medizinische als auch psychologische Aspekte im Krankenhaus interessiere, erschien es naheliegend nach langer klinischer Erfahrung das Studium der Psychologie zu beginnen. Warum für das eine oder andere entscheiden, wenn sich doch beides kombinieren lässt?
Auf den Intensivstationen kommt oftmals eine psychologische Betreuung für Patient*innen und Personal zu kurz. Mein Ziel ist es, dass schon frühzeitig eine psychologische Betreuung gewährleistet werden kann. Der Fokus rückt zunehmend auch auf das Post-Intensive-Care-Syndrom (PICS). Viele Patient*innen entwickeln nach einem Intensivaufenthalt schwerwiegende Belastungsstörungen, die durch die hiesigen Extremsituationen kaum zu verhindern sind. Allerdings lassen sich diese vorbeugen, reduzieren und bei rascher Diagnosestellung schnell behandeln. Präventive Maßnahmen und Risikofaktoren sind bisher noch nicht ausreichend erforscht.
Fernstudium an der SRH – eine gute Wahl
Um die Arbeit, das Privatleben, die Leidenschaften und ein Studium unter einen Hut zu bekommen, bräuchte der Tag mehr als nur 24 Stunden. Ein Präsenzstudium kam für mich aufgrund meiner Arbeit und finanziellen Ausgaben nicht in Frage. Als ich über eine Bekannte von der SRH-Riedlingen erfuhr, war schnell klar wie ich meine Ziele erreichen kann. Es ist auch weiterhin eine große Herausforderung alles miteinander zu vereinen, aber durch das Fernstudium ist es möglich sich seinen eigenen Rhythmus zu schaffen. Obwohl ich eine Person bin, die gerne in den direkten Kontakt geht und zum Lernen den klassische Präsenzunterricht bevorzugt, hat mich das Studieren an der Fernuniversität überzeugt. Zusätzlich gibt es trotzdem auch Möglichkeiten an Präsenz-Veranstaltungen und Prüfungen teilzunehmen. Die orts- und zeitunabhängigen Möglichkeiten sich dem Studienmaterial zu widmen, an Vorlesungen teilzunehmen, Prüfungen abzulegen und einfach komplett flexibel zu sein sind große Vorteile. Was allerdings dabei eine weitere Herausforderung für mich darstellt, ist meine noch ausbaufähige Disziplin. Aber auch diese kann ich durch das Studieren an der SRH weiterentwickeln. Ich lerne durch das „Selbststudium“ Prioritäten zu setzen, Disziplin zu entwickeln und merke, wie sich bestimmte Persönlichkeitsstrukturen entfalten können.
Persönliche Schlussfolgerung
Unabhängig vom Alter oder einer abgeschlossen Berufsausbildung, ist es möglich sich umzuorientieren. Die Gesellschaft vermittelt einem den Eindruck, dass wir frühzeitig unsere Berufung finden und damit ein Leben lang glücklich werden müssen. Wenn ich aber eines gelernt habe, dann dass das Leben oftmals anders verläuft als man denkt. Es kommt häufig vor, dass uns Hindernisse entgegenstehen. Dazu zählen finanzielle Schwierigkeiten, unvorhergesehene Ereignisse im Leben sowie falsche Annahmen, wie etwa die Vorstellung, dass man zu alt ist, um ein Studium zu beginnen oder sich auf eine neue Ausbildung einzulassen. Dennoch existieren Möglichkeiten, diesen Hindernissen zu begegnen. Offenheit über Sorgen und ein Austausch mit Personen, denen es sehr ähnlich geht, kann hilfreich sein, um den Mut zu fassen sich auch später noch einmal weiterzuentwickeln und fortzubilden. Ich kann für mich sagen, dass das Fernstudium an der SRH eine sehr gute Entscheidung war.
Abbildungsverzeichnis
Titelbild: Eigene Darstellung
Abbildung 1: Abbildung übernommen, Quelle: Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe. (12. Februar, 2021). Umfrage unter Pflegekräften: Wie oft haben Sie im Laufe der letzten 12 Monate daran gedacht … [Graph]. In Statista. Zugriff am 15. Februar 2024, von https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1271898/umfrage/umfrage-unter-pflegefachkraeften-ueber-einen-moeglichen-berufs-bzw-arbeitgeberwechsel/
Literaturverzeichnis
Bolkart, J. (2021). Pflegenotstand in Deutschland Statista DossierPlus über den Pflegenotstand in Deutschland. 3–47. https://de.statista.com/statistik/studie/id/104492/dokument/statista-dossierplus-ueber-den-pflegenotstand-in-deutschland/
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe. (12. Februar, 2021). Umfrage unter Pflegekräften: Wie oft haben Sie im Laufe der letzten 12 Monate daran gedacht … [Graph]. In Statista. Zugriff am 15. Februar 2024, von https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1271898/umfrage/umfrage-unter-pflegefachkraeften-ueber-einen-moeglichen-berufs-bzw-arbeitgeberwechsel/