Robotik als Teil der Lösung

130.000 Pflegekräfte werden laut AOK bis 2030 auf Grund des demografischen Wandels fehlen.1 Statista beschreibt, dass bezogen auf die Zahlen aus 2020 „[…] im Bereich der Sozialberufe die größte Fachkräftelücke des deutschen Arbeitsmarkts […]“2 vorherrscht. Bei genauerer Betrachtung zahlen die Altenpflege sowie die Gesundheits- und Krankheitspflege wesentlich auf dieses Ergebnis ein.3

Die Robotik eröffnet nach Darstellung von Friesacher eine Vielzahl neuer Optionen. Diese beziehen sich sowohl auf die Pflege wie auch die Gesundheitsversorgung und schaffen Entlastung für das Pflegepersonal und könnten somit eine mögliche Antwort geben.4 Geht es nach lt. AOK Deutschlands wichtigstem Robotik Forscher Prof. Haddadin, so wird die Robotik den Mensch nicht gänzlich ersetzen, sondern er bestätigt den Ansatz Friesachers nach Entlastung des Pflegepersonals.5

Meyer und Fricke zeigen auf, dass die bisher mangelnde Forschung für die Entwicklung autonomer Roboter für die Rehabilitation und Pflege durch hohe Forschungsgelder mehr in den Fokus gerückt ist.6

1 Vgl. AOK-Bundesverband eGbR – Arbeitsgemeinschaft von Körperschaften des öffentlichen Rechts (2022)
2 Statista Research Department (2024)
3 Vgl. Statista Research Department (2024)
4 Vgl. Friesacher (2022), S. 57
5 Vgl. AOK-Bundesverband eGbR – Arbeitsgemeinschaft von Körperschaften des öffentlichen Rechts (2022)
6 Vgl. Meyer/Fricke (2022), 295

Forschungs- und Einsatzfelder der Robotik im Sozialwesen

Meyer und Fricke stellen fest, dass die Forschung einer zunehmenden Veränderung unterliegt. Interdisziplinäre Kooperationen zwischen Technik-, Pflege- und Sozialwissenschaften prägen die Forschung. Fragestellungen der Ethik rücken ebenfalls in den Mittelpunkt wie Kriterien zur Wirkungsforschung und Evaluation oder auch das Parameter der Akzeptanz der potenziellen Nutzer.

Meyer und Fricke bilden folgende Systemcluster ab:

  • Servicerobotik für Pflegekräfte: funktionale Unterstützung im logistisch-organisatorischen Bereich z. B. beim Transport von Gegenständen oder dem schweren Heben.
  • Sozio-assistive Systeme für älter Menschen: Unterstützung bei Mobilität, Selbstpflege, Sicherheit, Interaktion und Kommunikation.
  • Sozial-emotionale Roboter: Systeme, die zu Interaktion fähig sind, die als emotional wahrgenommen werden.
  • Robotik in der Rehabilitation: Einsatz beispielsweise in der Neurorehabilitation oder bei Schlaganfall durch individuell angepasste Gangrehabilitationssysteme, Ganzkörper-Exoskelette.7

7 Vgl. Meyer/Fricke (2022), 295-296

Robotik in der Pflege

Das gesundheit digital forum betrachtet Robotik in der Pflege genauer und stellt verschiedene Arten von Pflegerobotern dar:

  • Mobilitätsassistenzroboter: Sie helfen die Mobilität auszugleichen oder zu erhalten indem Sie aktiv unterstützend wirken z. B. beim Aufstehen und Hinsetzen, aber auch durch Vermeidung von Unfällen durch eine differenzierte Sensorik.
  • Telepräsenzroboter: Sie erlauben eine Überwachen Vitalparameter und lassen eine Kommunikation zwischen den Pflegenden und Patienten über räumliche Distanz zu.
  • Begleitroboter: Diese sollen kommunikative und emotionale Bedürfnisse stillen und sind häufig bei demenziell erkrankten Menschen im Einsatz. In der Darstellung sind sie meist Tieren nachempfunden.
  • Desinfektionsroboter: Sie desinfizieren selbständig Räume und sorgen für gute hygienische Umstände.
  • Pflegeroboter: Sie unterstützen das Pflegepersonal bei alltäglichen Verrichtungen durch assistierende Tätigkeiten.8

8 Vgl. GFKD – Gesellschaft für Kommunikation und Digitalisierung AG

Zwei Beispiele aus der Praxis

P-Care: P-Care hilft nach Darstellung von Früh und Glasser Menschen mit Unterstützungsbedarf sowie Pflegekräften. Er weist ein humanoides Design auf und ist zur Interaktion fähig. Mit seinen über 30 Softwarefunktionen (Unterhaltung, soziale Interaktion, Erinnerungsfunktionen, u. v. w.) und seinen beiden beweglichen Armen kann er multifunktionell eingesetzt werden.9

Abbildung 1: C-Care Pflegeroboter
(Früh, Glasser (2028), S. 41)

Pepper: Pepper wird von Generation Robots als humanoider Roboter dargestellt. Er kann über Mimik, Gestik und Körperhaltung kommunizieren sowie den Gefühlszustand seines Gegenübers erkennen und adäquat reagieren. Hierzu kann er die Parameter Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Stimmlage eigenständig wahrnehmen und analysieren.10

Abbildung 2: Humanoider Roboter Pepper
(Generation Robots GmbH (2024))

9 Vgl. Früh/Glasser (2018), S. 41-42
10 Vgl. Generation Robots GmbH (2024)

Fazit und kritische Betrachtung

Bei allen Vorteilen gibt es in der Robotik nach Friesacher auch Aspekte kritischer Betrachtung, was er als „nicht beabsichtigte Nebenwirkungen“ beschreibt. So sind nach seiner Ansicht viele Fragen offen, wie z. B. die Auswirkung der Steigerungsraten der Rechenleistungen auf das Soziale, die Auswirkung digitaler anstatt analoger Kommunikation oder auch die Frage zu großer Verselbständigung durch KI.11

Das gesund digital forum sieht Fürsorge und Empathie als unersetzbare Eigenschaft menschlicher Interaktion und betont die Achtung von Selbstbestimmung, Würde und Privatsphäre als elementare Aspekte. Es bedarf klaren Richtlinien und Regularien zum Einsatz der Robotik.12

Entwicklungsperspektivisch kann festgestellt werden, dass das nach Meyer und Fricke vorhandene Defizit in der Servicerobotik13 durch eine Vielzahl an Ansätzen und Förderungen einen erheblichen Schub erfährt.

Die Robotik kann die Pflege revolutionieren und bestehenden Problemen entgegenwirken. Hannes Eilers von FH Kiel nennt drei wichtige Faktoren für einen nachhaltigen erfolgreichen Einsatz:

  • Kommunikation und Koordination als Schlüssel zum Erfolg,
  • Einbeziehung der Nutzenden in den Entwicklungsprozess,
  • Lernen aus Fehlern.14

Bei allen Fragen der Praktikabilität und Akzeptanz sollten auch die Fragestellungen des Datenschutzes sowie der IT-Sicherheit (wie sicher ist die Pepper-Plattform gegen Hacker-Angriffe) nicht außer Acht gelassen werden.

11 Vgl. Friesacher (2022), S. 57–58
12 Vgl. GFKD – Gesellschaft für Kommunikation und Digitalisierung AG
13 Vgl. Meyer/Fricke (2022), 295
14 Vgl. GFKD – Gesellschaft für Kommunikation und Digitalisierung AG

Nachweise

Literaturverzeichnis

AOK-Bundesverband eGbR – Arbeitsgemeinschaft von Körperschaften des öffentlichen Rechts (2022), Sind Pflegeroboter die Zukunft?, abgerufen am 6. 9. 2024.

Friesacher, H. (2022), Neue Technologien im Blick des Anerkennungs- und des Resonanzpa-radigmas. In: Hülsken-Giesler, M./Kreutzer, S./Dütthorn, N. (Hrsg.), Neue Technologien für die Pflege. Grundlegende Reflexionen und pragmatische Befunde, Göttingen, S. 57–77.

Früh, M./Gasser, A. (2018), Erfahrungen aus dem Einsatz von Pflegerobotern für Menschen im Alter. In: Bendel, O. (Hrsg.), Pflegeroboter, Wiesbaden, S. 37–62.

Generation Robots GmbH (2024), Humanoider Roboter Pepper, in: https://www.generationrobots.com/de/402422-humanoider-roboter-pepper.html, abgerufen am 12. 9. 2024.

GFKD – Gesellschaft für Kommunikation und Digitalisierung AG, Roboter in der Pflege: Ein-blick in die Entwicklung, in: https://www.gesundheit-digital-forum.de/de/themen/allgemein/roboter-in-der-pflege-einblicke-in-die-entwicklung, abgerufen am 12. 9. 2024.

GFKD – Gesellschaft für Kommunikation und Digitalisierung AG, Unermüdliche Pflegekräfte: Roboter als Helfer im Gesundheitswesen, in: https://www.gesundheit-digital-forum.de/de/themen/allgemein/roboter-als-helfer-im-gesundheitswesen, abgerufen am 12. 9. 2024.

Meyer, S./Fricke, C. (2022), „Guten Morgen, Lotti“. Autonome Roboter für eine emotions-sensitive Unterstützung älterer Menschen – Ergebnisse einer Erprobungsstudie in 20 Seniorenhaushalten. In: Hülsken-Giesler, M./Kreutzer, S./Dütthorn, N. (Hrsg.), Neue Technologien für die Pflege. Grundlegende Reflexionen und pragmatische Befunde, Göttingen, 295-213.

Statista Research Department (2024), Berufe mit den größten Fachkräftelücken 2022, in: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1326564/umfrage/berufe-mit-den-groessten-fachkraefteluecken/, abgerufen am 11. 9. 2024.

Titelbildquelle

designed by freepik, Roboter, die eine gewöhnliche menschliche Arbeit ausführen, www.freepik.com, abgerufen am 12.09.2024 unter https://de.freepik.com/fotos-kostenlos/roboter-die-eine-gewoehnliche-menschliche-arbeit-ausfuehren_94948794.htm#fromView=search&page=1&position=0&uuid=ac6c6f9b-7bc5-4eb5-8835-5a62bb5d5668

Quellverzeichnis Abbildungen

Abbildung 1: Früh, M./Gasser, A. (2018), Erfahrungen aus dem Einsatz von Pflegerobotern für Menschen im Alter. In: Bendel, O. (Hrsg.), Pflegeroboter, Wiesbaden, S. 41.

Abbildung 2: Generation Robots GmbH (2024), Humanoider Roboter Pepper, in: https://www.generationrobots.com/de/402422-humanoider-roboter-pepper.html, abgerufen am 12. 9. 2024.

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