Wer kennt nicht dieses Bild des rauchenden Kranken- und Gesundheitspflegers oder der Altenpflegerein? Meist umgeben von Kollegen oder auch Angehörigen der Patienten. Fast jede zweite Frau in der Krankenpflege raucht. Raucher stehen selten allein beim Rauchen, an einem Ort, an dem es seit 2008 durch Rauchverbote im Gebäude verstärkt für die Gesundheit gekämpft wird.[1] Dieses Bild der paradox erscheinenden Konstellation aus Personen, die es doch vermeintlich besser wissen müssten, welche Folgen Rauchen mit sich bringt und der Tatsache, dass sie es teilweise 19 Mal während einer Schicht machen,[2] soll in diesem Beitrag behandelt werden.
Rauchen ist tödlich! Rauchen tötet ihr ungeborenes Kind! Rauchen schädigt Sie und ihre Umwelt!
Warnhinweise auf Zigarettenschachteln mit Bildern von teerschwarz gefärbten Lungen, Beinen mit klaffenden Wunden und nekrotisch gefärbtem Gewebe oder etwas harmloser die gelblich verfärbten Zähne eines Menschen. All diese Gegebenheiten können durch Zigarettenabusus entstehen. Dass Rauchen gesundheitsschädlich ist, sollten vor allem Gesundheits- und Krankenpfleger, aber auch Altenpfleger wissen, da sie tagtäglich mit den Folgen von Zigaretten und Co. konfrontiert werden in Form von Karzinomen, Wundheilungsstörungen oder einer nichtheilbaren chronischen Lungenerkrankung. Die Politik hat die Präventionsmaßnahmen der schriftlichen Warnhinweise durch Bilder, welche abschrecken sollen, ergänzt. Dennoch geben immer noch Personen an, sie wüssten nichts über die Gefahren und Auswirkungen von Rauchen. Wie kann das sein? Ist es die Verdrängung der potenziellen Gefahr? Oder ist die Kosten-Nutzen-Abwägung[3] zu Gunsten der kurzen Entspannung dank einer Zigarette während der stressigen Schicht immer noch bedeutsamer, als auf die Zigarette zu Gunsten der eignen Gesundheit zu verzichten?
Zigarettenpause als Stressventil
Einige Folgen von Rauchen wurden bereits genannt. Die Teilnehmer einer Umfrage gaben an, sie würden aufgrund des hohen Stressaufkommens während der Arbeit so oft zur Zigarette greifen. Hieße es im Umkehrschluss, eine Reduktion des Stresslevels würde sich nicht nur psychisch positiv bemerkbar machen, sondern auch eine Reduktion des Zigarettenkonsums bedeuten?
Vom Spitzenwert der 19 Zigarettenpausen ausgehend hat eine Krankenschwester ausgerechnet, rauchende Kollegen verbrächten durchschnittlich eine Schicht je Woche beim Rauchen.[4] Diese Raucherpausen gestehen sich also Personen ein, welche bemerken, dass sie sich entspannen müssen, da sie sich gestresst fühlen. Kann man ihnen deshalb ein gesundheitsbewusstes Verhalten hinsichtlich der Entspannung zuschreiben? Die Raucherpausen mögen für den rauchenden Teil der Kollegen als Entspannung dienen, der Nichtraucher-Anteil hat in dieser Zeit jedoch die Arbeit der Kollegen zusätzlich aufzufangen, wodurch sich bei ihnen eine höhere Belastung verzeichnen lässt. Diese Gegebenheit kann von Kollegen toleriert werden mit dem Resultat, dass Arbeit liegen bleibt, sich der Druck für die Anwesenden kurzzeitig erhöht und kompensiert werden muss oder sie gestehen sich selbst diese Freiräume ein und gönnen sich in dieser Zeit eine Atempause, worunter insbesondere in Gesundheitsberufen ein Patient womöglich nachteilig behandelt wird.
Trinken, Essen, ATMEN NICHT VERGESSEN!
Die kleinen Pausen in Berufen, in welchen Unvorhersehbares passiert und Abläufe nicht strikt mit Zeitplan durchführbar sind, haben sicherlich ihre Daseinsberechtigung. Um einen gesundheitsschützenden Arbeitsplatz bieten zu können, sollte jedoch der Arbeitgeber darauf achten, so hohe Stresssituationen zu vermeiden und präventiv zu agieren in Form von mehr Personal, damit die Arbeitsbelastung besser verteilt ist. Auch Entspannungsangebote zur Alternative statt der Zigarette und auch Aufklärungsarbeit durch Schulungen zu leisten wäre sinnvoll.
Fazit: Raucher sind nicht per se die entspannteren Mitarbeiter. Der Griff zur Zigarette oder dergleichen wird aufgrund der Nikotinwirkung mit Entspannung verbunden, zusätzlich stellt es ein erlerntes Verhaltensmuster[5] dar. Sich zu entspannen gelingt jedoch auch auf gesundheitsförderlichem Wege, zum Beispiel durch Autogenes Training.[6] Das Training bedarf Übung, bis der Anwender allein durch den Gedanken an ein Trigger-Wort zur Entspannung kommt. Diese Variante wäre allerdings im Vergleich zum Rauchen kostengünstiger, umweltschonender und besonders gesundheitsförderlich, statt gesundheitsschädlich. Zudem könnten die Kosten im Gesundheitssystem gesenkt werden, da weniger durch Rauchen bedingte Erkrankungen entstünden.
Quellenverzeichnis:
[1] Vgl. https://www.dkfz.de/
[2] Vgl. https://www.aerztezeitung.de/ aufgerufen 30.05.2019
[3] Vgl. Renneberg, B., Hammelstein, P., 2006, S.66
[4] https://www.aerztezeitung.de/ aufgerufen 30.05.2019
[5] Vgl. Myers, D., 2014, S.311
[6] Vgl. KU Gesundheitsmanagement, 07/2012, S.29 https://www.wiso-net.de/document/KU__3126667242
Literaturverzeichnis
Myers, D.: Psychologie, 3. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Springer Verlag, Heidelberg 2014 Renneberg, B., Hammelstein, P.: Gesundheitspsychologie, Springer Verlag, Heidelberg, 2006
Internetquellenverzeichnis
https://www.dkfz.de/de/rauchertelefon/download/BZgA_Rauchfreies_Krankenhaus_Manual.pdf
https://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/assistenzberufe/article/983364/studie-rauchen-laster-pflegekraefte.html aufgerufen 30.05.2019
KU Gesundheitsmanagement, 07/2012, S.29 https://www.wiso-net.de/document/KU__3126667242
Titelbild: Eigene Darstellung