Abbildung 1: Chor Abendsterne Ludwigsburg, Verwendung des Bildes mit Genehmigung des Chorleiters Jörg Thum
Es ist bekannt dass Musik in verschiedene Therapieformen z.B. im klinischen, im rehabilitativen und im präventiven Bereich in Form von Musiktherapie unterstützend eingesetzt wird[1]. Forscher des Institutes für Musikpädagogik der Universität Frankfurt am Main fanden in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sängerbund nun heraus, dass die Wirkung der Musik und Klänge eine andere ist, je nachdem ob man dieser lauscht oder sie mit der Stimme durch singen selbst produziert[2].
Das älteste Instrument der Welt ist die Stimme und seit Menschengedenken wird in verschiedensten Situationen gesungen: Im Kindergarten und der Schule, beim Feiern, im Fußballstadion, an Weihnachten, in der Kirche, bei Beerdigungen oder unter der Dusche. Über die gesamte Lebensspanne eines Menschen ist Singen ein bedeutender Bestandteil unterschiedlichster gesellschaftlicher Rituale.
Was macht das Singen so gesund?
Warum aber ist dieses Singen so gut für die Gesundheit und was geschieht dabei in dem Körper eines Menschen?
Singen ist ein sehr aktiver und komplizierter Vorgang, bei welchem bis zu 70 Muskeln aktiviert werden, um all die Bewegungen der Stimmlippen, des Mund- und Rachenbereichs und die dazu nötige Atmungtechnik zu steuern.
Außerdem muss auch die passende Tonhöhe, der richtige Rhythmus und die gewünschte Lautstärke erzielt werden. Das Gehirn, dass dies beim Singen alles steuert, vollbringt dabei Höchstleistungen, was die Hirnfunktionen weiter fördert. Besonders hervorzuheben ist, dass beim Singen sehr stark das Fühlen und Denken integriert wird.
Ein Mensch hat unterschiedliche Gehirnregionen und vereinfacht ausgedrückt kann man von einem emotionalen Gehirn sprechen, welches aus den limbischen Bereichen besteht und einem kognitiven Gehirn, welches sich im Neocortex befindet. Diese beiden Gehirnanteile arbeiten in der Regel relativ unabhängig voneinander aber beeinflussen sich fortlaufend gegenseitig. Eine Synchronisation und Harmonisierung dieser verschiedenen neuronalen Netzwerke ist wichtig für ein physisches, psychisches und sozial gesundes Leben. Genau diese Harmonisierung und Synchronisation lässt sich durch aktives singen und musizieren erreichen, wodurch es zu einer Unterstützung der Gefühlsregulation und einer stimmungsaufhellenden Wirkung kommt, die in vielen Untersuchungen nachgewiesen werden konnte[3]. Zudem liegen etliche Hinweise auf die antidepressive Wirkung des Singens bei älteren Menschen und Verbesserung von demenziellen Erkrankungen vor. Damit fördert Singen die Aktivierung von emotionalen Netzwerken im Gehirn und kann hiermit auch Neubahnungen fördern[4].
Nach dreißig minütigem Singen konnten endokrine Reaktionen nachgewiesen werden, es waren dann in dem Gehirn mehr Beta-Endorphine und Serotonin vorhanden und Stresshormone wie Cortisol wurden abgebaut[5]. Dies wird durch gemeinsames Singen in einem Chor noch verstärkt, da die soziale Gemeinschaft stärkt und verbindet und auch zu einer Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin führt[6].
Singen stärkt auch das Immunsystem
Zu dem Abbau von Stresshormonen kommt noch die Stärkung des Immunsystems hinzu, was in einer Untersuchung von Robert Beck (2000), an der University of California, aufgezeigt werden konnte. Er untersuchte vor und nach der Chorprobe den Speichel von Chormitgliedern und fand heraus, dass es nach dem Singen zu einer Steigerung des Immunglobulins A um bis zu 240 % des Ausgangswerts genommen war. Je stärker und leidenschaftlicher die emotionale Beteiligung der Sänger war, umso stärker war die gesundheitsfördernde Wirkung. Bei den Chormitgliedern, die nicht mitgesungen haben und die Musik nur angehört haben, bleib die Zahl der Antikörper unverändert[7].
Zudem kann durch Singen außerdem die Herz- und Lungenfunktion positiv beeinflusst werden.
Gesunde Entwicklung bei Kindern durch Singen
Auch Kinder profitieren vom Singen, wie eine empirische Studie von Dr. Karl Adamek (1996) mit 500 Kindergartenkindern bewiesen hat. Darin wird deutlich, dass Kinder die viel singen öfter den Schultauglichkeitstest bestehen und auch im sozialen Bereich, in deren Sprache, im Denken und in der Koordination besser entwickelt sind als wenig singenden Kindern[8].
Einfach und wirkungsvoll, man muss es nur tun
Die wissenschaftliche Beschäftigung und Forschung zum Thema Singen und Gesundheit steht in vielen Bereichen noch in den Anfängen. Durch das bisher Erforschte wird allerdings deutlich, dass wir durch Singen einen nicht zu unterschätzender Beitrag für unserer Gesundheit in vielerlei Hinsicht leisten können und dies auch so oft wie möglich tun sollten, zumal es so einfach und überall umzusetzen ist.
[1] Vgl. www.musiktherapie.de, (12.08.2016).
[2] Vgl. www.welt.de, (11.08.2016).
[3] Vgl. Blank, T./Adamek, K.: 2010. S. 28 f.
[4] Vgl. Decker-Vogt H. H./ Weymann, E.: 2009, S. 493
[5] Vgl. www.welt.de, (11.08.2016).
[6] Vgl. www.tk.de, (14.08.2016).
[7] Vgl. Decker-Vogt H. H./ Weymann, E.: 2009, S. 493.
[8] Vgl. www.karladamek.de, (13.08.2016).