Soziale Medien sind nicht mehr nur ein Unterhaltungsort; sie haben sich zu einem festen Bestandteil der Bildung entwickelt. Plattformen wie YouTube, Facebook, Instagram oder LinkedIn werden von Lernenden und Lehrenden genutzt, um Wissen zu erwerben, sich zu vernetzen und Informationen auszutauschen. Obwohl die Vorteile offenkundig sind, gibt es jedoch auch kritische Stimmen, die vor den nachteiligen Auswirkungen von sozialen Medien auf den Lernprozess warnen. Schon im Jahr 1844 wurde mit dem ersten elektronischen Informationsaustausch der Grundstein für die Entwicklung sozialer Medien gelegt. Im frühen 21. Jahrhundert wandelten Plattformen wie MySpace und Facebook grundlegend die Art der menschlichen Interaktion. Durch die Smartphones wurde der Zugang zu sozialen Netzwerken noch einfacher, und spätestens seit der COVID-19-Pandemie haben digitale Plattformen wie Zoom oder Google Meet im Bildungsbereich an Bedeutung gewonnen (Educational Tools, 2024).
Die Vorteile sozialer Medien für das Lernen
Die Chancen, die soziale Medien für die Bildung bieten, sind zahlreich. Lehrvideos zu einer Vielzahl von Themen sind auf Plattformen wie YouTube in großer Zahl verfügbar, während LinkedIn neben beruflichen Chancen auch Weiterbildungskurse offeriert. Lernende können auf Quora direkt Fragen stellen und Antworten von Fachleuten erhalten. Lerninhalte werden auf Facebook und Instagram bereitgestellt, während Telegram und Reddit Gruppen für den Austausch von Unterrichtsmaterial bieten. Auch die Kooperation in Echtzeit wird durch Zoom und Google Drive vorangetrieben. Eine wichtige Stärke von Social Media ist der Zugang zu Wissen. Früher mussten Schüler und Studierende mühevoll Bücher durchblättern oder Bibliotheken aufsuchen, während heute eine kurze Suche auf YouTube oder Twitter ausreicht, um Antworten zu finden. Darüber hinaus tragen soziale Netzwerke dazu bei, den Austausch zwischen Lehrenden, Lernenden und Eltern zu vereinfachen. Dies eröffnet Möglichkeiten für eine intensivere Kooperation und eine verbesserte Betreuung (Educational Tools, 2024).
Lernvideos als effektives Werkzeug
Insbesondere Videos haben sich als wirksames Lernmittel bewährt. Lernende können Studien zufolge Inhalte besser verarbeiten und behalten, wenn sie durch audiovisuelle Darstellungen vermittelt werden. Social-Media-Videos bieten die Möglichkeit für flexibles Lernen, da sie jederzeit angehalten oder wiederholt werden können. Dies ist vorteilhaft, insbesondere bei komplexen Themen wie Mathematik oder den Naturwissenschaften (Sommer&Co, 2024).
Herausforderungen und Risiken sozialer Medien im Bildungsbereich
Allerdings gibt es neben diesen positiven Aspekten auch Herausforderungen. Eine große Schwierigkeit ist die Ablenkung durch soziale Medien. Lernende können durch ständige Benachrichtigungen und die Versuchung, durch Feeds zu scrollen, abgelenkt werden und dadurch Schwierigkeiten haben, sich ausreichend auf ihre Aufgaben zu konzentrieren. Dies kann Auswirkungen auf die schulischen Leistungen haben, die nicht positiv sind. Soziale Medien tragen auch zur Suchtgefahr bei, vor allem durch das Phänomen der „Fear of Missing Out“ (FOMO), was die Angst beschreibt, etwas zu verpassen. Jugendliche fällt es schwer, sich von ihren Smartphones abzuwenden, was Auswirkungen auf ihre Aufmerksamkeit im Unterricht haben kann (Habermann, 2024, S.47-49).
Ein weiteres Problem stellt die Verbreitung von Fehlinformationen dar. Inhalte mit starker Interaktion werden von den Algorithmen sozialer Medien bevorzugt, was dazu führt, dass ungenaue oder falsche Informationen häufig verbreitet werden. Daher ist es für Lernende notwendig, die von ihnen verwendeten Quellen bei ihrer Recherche kritisch zu überprüfen (Educational Tools, 2024).
YouTube und TikTok als neue Nachhilfelehrer
Bereits vor der Pandemie verwendeten viele Lernende YouTube, um sich schulische Inhalte erklären zu lassen oder Hilfe bei Hausaufgaben zu bekommen. YouTube-Tutoren, die mit ihren Erklärvideos ein breites Publikum ansprechen, sind besonders gefragt. Der Rat für Kulturelle Bildung betrachtet YouTube als eine Plattform, die das Lernen nachhaltig verändert. Allerdings ist YouTube nicht die einzige Plattform, die das digitale Lernen beeinflusst. Auch TikTok hat das Potenzial von Bildungsinhalten erkannt und fördert zunehmend kurze, prägnante Lernvideos. Die Initiative #LernenMitTikTok ist rasch zu einem der populärsten Bildungsangebote auf der Plattform geworden. Die Inhalte umfassen alles von Mathematik-Tipps und juristischen Erklärungen bis zu allgemeinen Life-Hacks. TikTok zielt bewusst darauf ab, sich als Plattform für die Vermittlung von Wissen zu etablieren. Um Lerninhalte sichtbarer zu machen, werden bereits neue Funktionen erprobt. Auch große Techfirmen haben den Trend bemerkt und legen vermehrt Geld in digitale Bildungsangebote an. Hohe Beträge werden in E-Learning-Plattformen investiert, die das digitale Lernen voranbringen. Social Media wird immer mehr als ernstzunehmende Bildungsressource anerkannt und könnte in Zukunft eine noch bedeutendere Rolle bei der Wissensvermittlung spielen (Gebauer).
Fazit
Soziale Medien als Lernplattform eröffnen die Möglichkeit, Bildung flexibler, zugänglicher und interaktiver zu gestalten. Wissen kann nicht nur durch traditionelle Lehrmethoden vermittelt werden, sondern auch durch kurze, anschauliche Videos, die komplexe Themen verständlich aufbereiten. Plattformen wie YouTube und TikTok zeigen dies. Insbesondere für visuelle Lerntypen tut sich hier eine ganz neue Dimension des Lernens auf. Zugleich ist zu beachten, dass soziale Medien auch Herausforderungen mit sich bringen. Die ständige Ablenkung durch Unterhaltung und die Gefahr von Fehlinformation stellen ernstzunehmende Risiken dar. Wer soziale Medien strategisch und mit Bedacht verwendet, kann sie als nützliche Ergänzung zum herkömmlichen Lernen nutzen. Anstelle von bloßen Zeitfressern können sie zu echten Lernbegleitern werden – vorausgesetzt, die Inhalte werden mit Bedacht ausgewählt und kritisch geprüft.
Literaturverzeichnis
Educational Tools (2024): Die Auswirkungen sozialer Medien auf Lernen und Lehren. Online verfügbar unter https://educational.tools/de/die-auswirkungen-sozialer-medien-auf-lernen-und-lehren/, abgerufen am 14.02.2025.
Gebauer, M.: Social Edutainment: Social Media zum Lernen nutzen. MedienNetzwerk Bayern. Online verfügbar unter https://mediennetzwerk-bayern.de/netzwerkwissen-social-edutainment/, abgerufen am 14.02.2025.
Habermann, K. (2024): Medienkompetenz bei Jugendlichen. Ein Guide für einen verantwortungsvollen Umgang mit Social Media, Gaming und Co. 2. Aufl. Berlin: Springer.
Sommer&Co (2024): Die Rolle von Social Media in der Bildung – Vor- und Nachteile! Online verfügbar unter https://sommer-co.com/blog/social-media-bildung.html, abgerufen am 14.02.2025.
Bildquelle
Bild von Mudassar Iqbal, veröffentlicht am 17.05.2018 über https://pixabay.com/illustrations/social-media-social-media-3408791/, abgerufen am 14.02.2025.
Nutzungsbedingungen unter https://pixabay.com/service/license-summary/, abgerufen am 14.02.2025.