By Published On: 17. Oktober 2024Categories: Digitalisierung

Künstliche Intelligenz (KI) bietet große Chancen und nahezu unendliche Möglichkeiten, nicht nur für Konsumenten, auch für Unternehmen. Auch für die Textilwirtschaft bietet der Einsatz von KI in Unternehmen große Potenziale.


Die zunehmende Wettbewerbskraft, die immer größer werdende Vielfalt der Produktvarianten, die Schnelllebigkeit von Trends, die Nachfrage und hohe Anforderungen der Konsumenten an die Produkte und das Unternehmen, aber auch die Komplexität und Dynamik, die nach wie vor in der Modebranche zu beobachten sind, machen den Einsatz von KI in Textilunternehmen zu einer Notwendigkeit – und zu einer großen Bereicherung. Dies ist mittlerweile in der gesamten textilen Herstellungskette zu beobachten.


Doch was versteht man unter Künstlicher Intelligenz? „Mit KI sollen Lösungen für konkrete Anwendungsprobleme entwickelt und Menschen dabei unterstützt werden, Entscheidungen zu treffen. Zur Umsetzung werden Verfahren des Maschinellen Lernens eingesetzt, die mittels Algorithmen menschenähnliche Denkprozesse und Fähigkeiten nachahmen.“ (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz [BMWK]; Mittelstand Digital, 2023).
 
KI entlang der textilen Kette
KI, die Modetrends erkennt, ist keine Besonderheit mehr und gilt in vielen Unternehmen als Standard-Prozess. Aber KI, die ganze Kollektionen entwirft? Auch das ist möglich, wie die neuste Kollektion der Modemarke G-Star RAW und der Schuh- und Bekleidungshersteller Adidas beweisen. Das zeigt, dass KI nicht nur in den technologischen Bereichen unterstützend wirken kann, sondern auch in allen Bereichen der Kreativität.


Beispielhaft für den Einsatz in der Modebranche ist auch das KI-Tool von Reebok, dem Schuh- und Bekleidungshersteller, mit dem Konsumenten ihre Sneaker individuell gestalten können und diese in virtueller Form im Metaverse anprobieren können.
Wie sehr KI mittlerweile die Mode beeinflusst, zeigte sich im April 2024, als erstmals die AI Fashion Week in New York stattfand, bei der ausschließlich KI-Kreationen über den „Laufsteg“ gingen.


Durch das Sammeln und Auswerten von Webanalysen aus Trendbewegungen in sämtlichen Bereichen, von Konsumentenverhalten bis hin zu Social Media, kann KI die Kreativabteilungen eines Textilunternehmens unterstützen und Trends, Styles, Farben und zukünftig nachgefragte Produkte vorgeben. Insbesondere durch das Analysieren von Bildern, die aus verschiedensten textilen Bereichen entstammen können, ist die frühzeitige Erkennung und Weiterverarbeitung kommender Modetrends möglich. So funktioniert beispielsweise die Software „Heuritech“ (Van Rinsum, 2023). Schon in diesem frühen Stadium der textilen Entwicklungskette entsteht dadurch ein enormes Potenzial bezüglich Effizienz, Ressourcenersparnissen und Schnelligkeit. 


Auch im Produktionsprozess kann der Einsatz von KI einen großen Mehrwert liefern. Nicht nur Produktionsprozesse können exakter geplant, gesteuert und kontrolliert werden, auch die Fehlervermeidung und -behebung sowie eine frühzeitige Erkennung von Störungen können verbessert werden, was zu einem reibungsloseren und effizienteren Produktionsprozess im Allgemeinen führt. Auch im Bereich der Qualitätssicherung birgt die KI Optimierungspotenziale durch Robotik, Systemen und Vorrichtungen, die zu einer Verbesserung und einer Reduzierung von Ausschuss führen. Damit einher gehen schlankere Prozesse, Automatisierung v.a. von Routineaufgaben und eine höhere Kosteneffizienz. 


Auch der Personalaufwand entlang der gesamten textilen Kette kann so verringert werden. Neben „alltäglichen“ Tätigkeiten, beispielsweise im Bereich der Unternehmens-kommunikation und Verwaltungsprozessen, kann KI in der Sortiments- & Absatzplanung Anwendung finden, indem sie unterstützend wirkt oder die Aufgaben komplett übernimmt, beispielsweise indem mittels KI die Verkaufsprognosen errechnet wird und nachorderfähige Artikel in der richtigen Menge festgestellt werden. Auch im stationären Bekleidungshandel und im Zusammenhang mit der aktuellen Personalsituation bietet KI Potenziale, beispielsweise in Self-Checkouts, Instore-Displays, individuellem Marketing und in der Verbesserung von Produktstammdaten (Freutel, 2024). 


In Zeiten der zunehmenden Individualisierung der Kundenansprache wirkt KI unterstützend im Umgang mit Kunden und potenziellen Zielgruppen, der zielgenauen Werbung und Promotion sowie dem Kundenservice. Dies bedeutet nicht nur eine Steigerung der Kosteneffizienz in diesen Bereichen, sondern trägt bedeutend zur Außenwirkung des Unternehmens bei.
 
KI in Unternehmen 
In großen Textilunternehmen ist der Einsatz von KI entlang der textilen Kette bereits beobachtbar. Allerdings sind diese Anwendungen, wenn die gesamte Modebranche betrachtet wird, noch nicht weit verbreitet. Dies ist begründet durch fehlende Standardanwendungen, hohe Investitionen für die Umrüstung, die teilweise noch unbekannten Kosten-Nutzen-Relationen für den Einsatz der KI, u.U. die fehlenden fachlichen Kompetenzen, IT-Sicherheit und mangelnde Akzeptanz im Unternehmen und bei den Anspruchsgruppen sowie Rechtsunsicherheiten (BMWK; Mittelstand Digital, 2023).


Der Einsatz von KI macht eine gute Stammdaten-Basis in Unternehmen erforderlich, da alle Prozesse nur auf dieser Grundlage funktionieren können. „Viele Unternehmen müssen hier also erstmal die richtige Basis schaffen, um an die Tech-Trends anknüpfen zu können“, so Lars Voss, Partner bei Hachmeister + Partner im Interview mit TextilWirtschaft (Freutel, 2024). Auch ist eine fundierte Sicherstellung der IT-Sicherheit für die Implementierung von KI notwendig. 
„Die Qualität der Daten ist der entscheidende Schlüssel zur Entfaltung des vollen Potenzials von Künstlicher Intelligenz. Eine klare Datenstrategie, Investitionen in Datenqualität und kontinuierliche Schulung bilden das Fundament, auf dem erfolgreiche KI-Anwendungen aufbauen“, so Laura Bies, KI-Trainerin im Mittelstand-Digital Zentrum (BMWK; Mittelstand Digital, 2023).


Wenn es gelingt, diese Daten mit KI zu kombinieren, kann ein besseres Marktverständnis, effizientere Prozesse, neue Möglichkeiten in der Produktentwicklung, Kosten- und Ressourceneinsparungen sowie Prognosen zu Entwicklungen und Trends entstehen. Die Initiative „Mittelstand Digital“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz bietet hierzu umfassende Unterstützung im Bereich der Implementierung von KI.

Literaturverzeichnis

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz; Mittelstand Digital (2023): Künstliche Intelligenz im Mittelstand. Zugegriffen am 27.09. 2024. Verfügbar unter https://www.mittelstand-digital.de/MD/Redaktion/DE/Publikationen/ki-Studie-2023.html

Freutel, A. (2024): H+P Analyse: Technologie-Trends im Handel, TextilWirtschaft. Zugegriffen am 27.09.2024. Verfügbar unter https://www.textilwirtschaft.de/business/news/hp-analyse-technologie-trends-im-handel-xxx-244308

Van Rinsum, H. (2023): Künstliche Intelligenz in der Textilbranche, TextilWirtschaft. Zugegriffen am 27.09.2024. Verfügbar unter https://www.textilwirtschaft.de/fashion/news/kuenstliche-intelligenz-und-modetrends-drei-millionen-bilder–jeden-tag-242870

Titelbildquelle

https://www.freepik.com/free-ai-image/fantasy-scene-with-surreal-elements-mystical-atmosphere_138705913.htm#fromView=search&page=8&position=38&uuid=d81884a1-d487-4e1f-9d3d-2e44b8bd94a1

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