Wenn mir damals jemand prophezeit hätte, dass ich mit 28 Jahren aufgrund von Mobbing am Arbeitsplatz meinen Job und was für mich noch deutlich schlimmer ist, meine Gesundheit verlieren würde, hätte ich es demjenigen wahrscheinlich nicht geglaubt. Doch leider kommt es manchmal anders als man denkt.
Ich erinnere mich noch als wäre es gestern gewesen. Im gefürchteten wöchentlichen Teamgespräch wurde mir die Frage gestellt, ob ich denn das vom Abteilungsleiter für mich gesetzte Wochenziel erreicht hätte. Ich weiß noch, dass ich die Frage mit einem „Ja, ich habe das Ziel erreicht!“ beant-wortet habe. Dann wurde mir plötzlich heiß und es war, als würde ich keine Luft mehr bekommen. Mein Herz raste, ich fing an zu schwitzen und zu zittern. Ich glaubte, dass ich jeden Moment in Ohnmacht fallen würde. Dann wurden meine Finger taub und fingen an zu kribbeln. Alles kam mir unwirklich vor. Es war so schlimm, dass ich mir sicher war, ich werde jetzt sterben. Dies war mein letzter Arbeitstag und der Beginn meiner „Panikstörung“.[1]
Die Anzeichen einer Panikattacke
Wer schon einmal eine Panikattacke erlebt hat, fühlt sich dem Tode nahe. Die Luft bleibt aus, das Herz schlägt schneller und ein stechender Schmerz verhindert jeden klaren Gedanken. Eine Panik-attacke beginnt wie aus heiterem Himmel und dauert im Mittel ca. 30 Minuten. Allerdings kann diese in Ausnahmefällen auch länger andauern. Der Höhepunkt mit dem intensivsten Angstgefühl wird in der Regel innerhalb von 5-10 Minuten erreicht. Danach klingt die Attacke wieder ab.[2]
Bei einer Panikattacke können folgende Symptome auftreten:
- Herzrasen, Herzklopfen, sowie ein schneller unregelmäßiger Herzschlag,
- Schweißausbrüche,
- Fein- oder grobschlägiges Zittern,
- Mundtrockenheit,
- Atemnot, Kurzatmigkeit und Erstickungsgefühle,
- Enge- oder Beklemmungsgefühle im Hals oder in der Brust sowie Schluckbeschwerden,
- Schmerzen in der Brust oder Angst vor einem Herzinfarkt,
- Hitzewallungen, Kälteschauer und Frösteln,
- Kribbeln der Haut, Taubheitsgefühle, Kribbeln an Fingern, Mund oder Lippen,
- Übelkeit oder ein Missempfinden im Bereich des Magens (Unruhegefühl), Bauchschmerzen bis hin zu Würgereiz,
- Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit sowie das Gefühl in Ohnmacht zu fallen,
- Gefühl, die Objekte sind unwirklich (Derealisation), oder man selbst ist weit entfernt oder nicht wirklich hier (Depersonalisierung),
- Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden und auszuflippen,
- Angst zu sterben (siehe Abb. 1).[3]
Die Entstehung der Panikstörung
Erst wenn die Panikattacken wiederholt auftreten, wird von einer „Panikstörung“ gesprochen.[4] Die-se ist wie ein Tornado. Er ist plötzlich da, hinterlässt eine Verwüstung und verschwindet dann wieder (siehe Abb. 2).[5]
Eine von 75 Personen ist von der „Panikstörung“ betroffen.[6] Durch die Angst vor einer nächsten Attacke, der sogenannten „Angst vor der Angst“, wird das wiederholte Auftreten gefördert. Die Be-troffenen horchen fortlaufend in sich hinein und bewerten die Reaktionen des Körpers. Sind der Herzschlag und die Atmung im Normalbereich? Sind die Schmerzen in der Brust oder das Ohn-machtsgefühl wieder da? Somit wird jede noch so kleinste körperliche Veränderung als Gefahr bewertet. In Folge dessen entsteht eine Stress-Situation im Körper, wodurch Adrenalin und Kortisol ausgeschüttet werden. Der Körper wird in Alarmbereitschaft versetzt und bereitet sich entweder für den Kampf oder für die Flucht vor. Die Blutgefäße verengen sich, der Kreislauf kommt auf Hoch-touren, die Atmung beschleunigt sich. Hierbei handelt es sich jedoch lediglich um einen falschen Alarm des Körpers, da in Wirklichkeit keine Gefährdungssituation vorliegt. Die Betroffenen bewerten diese jedoch als solche und entwickeln dadurch ein gestörtes Körperbewusstsein.[7] Die Angst vor solchen Gefühlen und Gedanken erhöht sich, führt zu einer Daueranspannung und ebnet somit den Weg für die nächste Panikattacke.[8] Ein Teufelskreis beginnt. Die Angst wird zum ständigen Be-gleiter und bestimmt mehr und mehr das gesamte Leben des Betroffenen (siehe Abb. 3).[9]
Häufig kommt noch eine weitere Komplikation hinzu. Bei den Betroffenen kann der Eindruck ent-stehen, dass das Auftreten einer Panikattacke mit bestimmten Örtlichkeiten oder Situationen ver-knüpft ist, wie bspw. wenn die Panikattacken immer beim Präsenzwochenende im Studienzentrum in Stuttgart oder bei den Klausuren im Studienzentrum in Heidelberg auftreten. Aufgrund dessen werden solche Orte oder Situationen in Zukunft gemieden und die „Panikstörung“ somit mit einer Agoraphobie (so genannte Platzangst) vergesellschaftet. Dies ist bei ca. zwei Drittel der Betroffenen der Fall. Die Befürchtungen, in bestimmten Situationen eine erneute Panikattacke zu bekommen, führt zu Erwartungsangst und Vermeidungsverhalten. Das Vermeidungsverhalten verstärkt allerdings die Angst. Somit wird die Angstspirale immer größer, so dass die Alltagsbewältigung erheblich eingeschränkt wird. Aus diesem Grund ist es essentiell einen Weg aus der Angst zu finden, um die Panikattacken zu bewältigen (siehe Abb. 4).[10]
Fazit und Ausblick
Obwohl Panikattacken starke Gefühle mit sich bringen, sind sie jedoch gar nicht so selten. Fast 15 % aller Menschen erleiden im Verlauf ihres Lebens eine Panikattacke. Bei 2 % aller Deutschen bleibt es jedoch nicht bei einzelnen Attacken. Sie entwickeln eine „Panikstörung“, bei der die Panik regel-mäßig vorkommt. Wann eine Panikattacke zum ersten Mal auftritt, ist sehr unterschiedlich. Lediglich bei Kindern und bei Menschen über 45 Jahren ist es sehr selten, dass sie zum ersten Mal einsetzt.[11]
Die „Panikstörung“ ist eine schwerwiegende und ernst zu nehmende Erkrankung. Zum einen, weil sie ganz unmittelbar belastet, und zum anderen, weil gerade die „Panikstörung“ dazu neigt, sich immer mehr auszuweiten. Die meisten Betroffenen entwickeln in Folge dessen eine Agoraphobie und mehr als die Hälfte der Betroffenen werden depressiv.[12]
Trotz dieser rosigen Zukunftsaussichten, werde ich natürlich versuchen mein Leben zu leben und mein Studium so gut es eben geht zu meistern. In meinem nächsten Blogbeitrag möchte ich euch Mittel und Tricks zeigen, mit denen es möglich ist, die „Panikstörung“ zu verbessern oder sogar zu besiegen.
Beitragsbild: Quelle: Pixabay (30. Januar 2016), https://pixabay.com/de.