Ein Recht auf Selbstbestimmung: Sexualität von Menschen mit Behinderung in Wohnheimen
Die Gesellschaft wird zunehmend offener und toleranter gegenüber Sexualität, doch das Thema Sexualität von Menschen mit Behinderungen, insbesondere in Wohnheimen, bleibt von vielen Herausforderungen und Tabus geprägt. Menschen mit Behinderungen sind oft auf Unterstützung angewiesen, um ihre Sexualität auszuleben. 1 Dennoch haben sie das gleiche Bedürfnis nach Sexualität wie Menschen ohne Behinderung und sollten gemäß dem Grundgesetz gleichbehandelt werden. Sie haben das Recht, ihre Sexualität zu erleben und als individuelle, sexuelle Wesen in der Gesellschaft anerkannt zu werden. 2 In diesem Beitrag wird die gegenwärtige Lage in Wohnheim für Menschen mit Behinderung erörtert und die wesentlichen Aspekte dieses sensiblen Themas [...]
Negative Geburtserfahrungen – Wie Psychotherapie helfen kann
Eigentlich ist es ein ganz besonderer Augenblick für Eltern, ein Kind zu bekommen. Insbesondere der Moment, in dem das Neugeborene erstmalig im Arm gehalten werden kann. Doch für manche Mütter und Väter ist die Geburt ihres Kindes mit ganz anderen Erfahrungen verbunden. Wenn sich etwa in einer der verletzlichsten Phasen des Lebens Übergriffe ereignen, die sich in Form von psychischer oder physischer Gewalt darstellen können. Berichte über missbräuchliche Behandlung unter der Geburt beinhalten unter anderem körperliche Misshandlung, Demütigung, verbale Beleidigung, aufgezwungene oder ohne ausdrückliche Einwilligung vorgenommene medizinische Eingriffe, grobe Verletzung der Intimsphäre oder Vernachlässigung von Frauen unter der Geburt (WHO Team: [...]
Salutogenese – Gesundheit entsteht nicht ohne uns
Wie kommt es, dass bestimmte Menschen krank werden, während andere unter den gleichen Bedingungen gesund bleiben? Welche Kräfte bewirken es bei einem Menschen gesund zu bleiben oder gesund zu werden, während dies einem anderen nicht gelingt? Mit dieser Frage beschäftigte sich bereits in den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts der israelische Medizinsoziologe Aaron Antonovsky (1923-1994) und prägte mit seiner Arbeit den Begriff der Salutogenese. Er widmete sich nicht allein der Fragestellung was uns krank macht, sondern interessierte sich vielmehr dafür, wie Gesundheit entsteht und sich erhalten lässt (Lorenz, 2004, S. 24; Esch, 2018, S. 175). Salutogenese (lat. salus: Wohlbefinden, Zufriedenheit; griech. genesis: Entstehung, Herkunft) geht [...]
AD(H)S bei Mädchen – Ein oft übersehenes Phänomen
2018 veröffentlichte das Robert Koch-Institut eine Folgeerhebung der KIGGS-Studie mit mehr als 13.000 Heranwachsenden. Demnach haben 6,5 Prozent der Jungen und 2,3 Prozent der Mädchen im Alter von 3 bis 17 Jahren eine diagnostizierte Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) (Robert Koch-Institut, 2018, S. 47-48). Internationale Studien deuten auf einen männlichen Überhang im Durchschnitt von 4:1 hin (Stollhoff, 2023, S. 50). Aber tritt die Entwicklungsstörung bei Mädchen wirklich so viel seltener auf als bei Jungen? Experten bezweifeln dies. Es wird vielmehr von einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis ausgegangen. Schließlich liegt dieses bei Erwachsenen erstaunlicherweise bei nur noch 1,5:1 (Stollhoff, 2023, S. 50). Die AD(H)S gehört zu den häufigsten psychischen [...]
Begegnung mit der eigenen Endlichkeit: Wie gehen wir mit Trauer um?
Es ist unausweichlich, unsere Billionen von Zellen altern, bis der gesamte Körper daran stirbt. Doch warum ist es so herausfordernd, Trauer zu begegnen? Wieso entsteht häufig eine große Hilflosigkeit, die stumm werden lässt, anstatt Trauer als etwas Natürliches, was uns Menschen in vielfältigsten Facetten im Leben begegnet, zu begreifen und anzunehmen? Vielleicht hilft eine Betrachtung von Trauer, um sich diesem Thema nähern zu können und es etwas greifbarer zu erleben. Jeder Mensch ist im privaten und vielleicht auch im beruflichen Kontext, wie bspw. im beratenden und therapeutischen Setting, mit Trauer konfrontiert. Zur Auseinandersetzung mit Trauer gehört auch die Auseinandersetzung mit [...]
Wenn das Thermometer steigt: Die psychischen Auswirkungen des Klimawandels
Die Menschheit hat sich evolutionär über Jahrtausende in einem relativ stabilen Klima entwickelt und an einen engen Temperaturbereich angepasst (Metzen & Ocklenburg, 2023, S. 17). Doch seit den 1950er Jahren steigen die globalen Temperaturen ungewöhnlich schnell. Die Folgen der menschengemachten Klimakrise wie Naturkatastrophen, dem Schmelzen der Polkappen und dem damit einhergehenden Anstieg des Meeresspiegels etc. sind bekannt. Eine Beeinträchtung, die vielleicht nicht direkt mit der Klimakrise assoziiert wird, sind Auswirkungen auf die Psyche (Metzen & Ocklenburg, 2023, S. 1). Abb. 1: Durchschnittliche jährliche globale Temperaturschwankungen von 1850 bis 2022 Die Durchschnittskörpertemperatur von gesunden Menschen liegt bei ungefähr 36°C und die Durchschnittstemperatur des [...]