Wie Menschen töten und wieso Krimis spannend sind (Teil II)
Einleitung Das in Teil I angeführte Profiling wurde in den 1990-er Jahren in Mitteleuropa etabliert. Einen definitiven Einfluss auf die Mordrate hatte dies allerdings nicht. Die Kriminalpsychologie kann als Teilwissenschaft der Psychologie, aber präventiv wirken und durch das schnellere Enttarnen von Serienmördern, weitere Opfer eventuell verhindern. Der Kriminalpsychologe Thomas Müllner meint, dass es in der Kriminalpsychiatrie keine Wertung und keine Redewendungen, wie „besonders schrecklich“ oder „grausam“ gäbe. Der Umgang mit den Mördern wäre professionell distanziert und würde so keinen Raum für eigene Emotionen geben (vgl. Interview mit Müllner: Baumann, 2022, S. 2). Trotzdem erklärt er emotionsgeladen die Stimme des US [...]
Wie Menschen töten und wieso Krimis spannend sind (Teil I)
Einführung Die Kriminalgeschichte und auch Kriminalität an sich, ist ein für viele Menschen faszinierender Randbereich der sozialen Gesellschaft. Dabei ist der Begriff Randbereich gar nicht so zutreffend: Kriminalität ist mitten drin, statt nur dabei. Eine besondere Faszination stellen für viele die Mordfälle dar, ganz unabhängig davon, ob sie in echt oder nur im Film passieren (Schwelgengräber, 2022, S. 60). Unzählige Millionen Menschen fiebern Woche für Woche bei diversen Serien mit, in welchen entweder die Arbeit der Kriminalpolizei oder die Arbeit der Mörder thematisiert, glorifiziert und nachvollziehbar dargestellt wird. Meistens geht es um das perfekte Schwerverbrechen. Die Mörder*innen wollen ihren Kopf [...]
Kameraüberwachung und situationsbezogene Kriminalitätsprävention
In vielen Orten des öffentlichen Lebens sind wir mit Überwachungstechnologie konfrontiert. Sei es an Bahnhöfen, Flughäfen, Einkaufszentren oder dem Straßenverkehr – in Ballungszentren gibt es kaum einen Ort, wo keine Kameraüberwachung besteht. Vorwiegend zur Erhöhung der Sicherheit oder zumindest des Sicherheitsgefühls scheinen diese Maßnahmen eine Überwachungsdichte zu ermöglichen, die durch menschliches Personal kaum zu stemmen ist. Doch gibt es tatsächliche Belege für die abschreckende Wirkung einer Kamera? Gibt es negative Einflüsse auf sich rechtens verhaltende Menschen?
Falsche Geständnisse: warum Menschen Verbrechen gestehen, die sie nicht begangen haben. Teil II: das polizeiliche Ermittlungsverfahren
Der erste Teil beschäftigt sich damit, welche personenbezogenen Faktoren das Risiko erhöhen, ein falsches Geständnis abzulegen. Als Risikofaktoren konnten das jugendliche Alter sowie intellektuelle Defizite und psychische Störungen identifiziert werden. Dabei wird die polizeiliche Vernehmung als weitere wichtige Einflussgröße betont, die in diesem Teil näher betrachtet werden soll, um sich der Reziprozität zwischen personenbezogener Disposition und Umweltfaktoren anzunähern. Es gibt unterschiedliche Einflussmöglichkeiten, welche während der polizeilichen Vernehmung die Bereitschaft der Verdächtigen ein falsches Geständnis abzulegen erhöhen. Dieses kann bewusst durch eine Vernehmungstaktik sowie die zeitliche Ausgestaltung geschehen, welche sich positiv auf die Geständnisbereitschaft auswirkt. Bewusste und unbewusste Voreinstellungen beim können [...]
Falsche Geständnisse: warum Menschen Verbrechen gestehen, die sie nicht begangen haben. Teil I: personenbezogene Risikofaktoren
Das Geständnis ist die Krone der Beweisführung. Gesteht ein*e Verdächtige*r, die ihm oder ihr vorgeworfene Tat, kommt es zum Strafprozess und sofern keine Rechtfertigungs- oder Entschuldigungsgründe vorliegen auch zur Verurteilung. Obwohl ein falsches Geständnis im Widerspruch mit den eigenen Interessen zu stehen scheint, ist das falschen Geständnis keinesfalls ein Randphänomen. Es gehört zum Alltag der Strafverfolgungsbehörden und schafft es gelegentlich durch die Berichterstattung der Medien in spektakulären Fällen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Ein solcher spektakulärer Fall ist der Mord an dem schwedischen Premierminister Olof Palme im Jahre 1986. Der Spiegel berichtet 2016 in einem Artikel über diesen Mordfall und [...]