Fallbeispiel: Als Julia (13 Jahre) Akne bekommt, kann sie zu Beginn gut damit umgehen. Nach einigen Monaten tritt immer noch keine Verbesserung ein. Langsam merkt Julia, dass eine psychische Belastung entsteht. In ihrem Umfeld fühlt sich Julia unwohl und zieht einen Vergleich zu anderen, die von dieser Hautkrankheit nicht betroffen sind. Durch die psychische Belastung wird die Erkrankung weiterhin beeinflusst.
Unsere Haut und Psyche haben eine enge Verbindung miteinander. Welche Bedeutung zwischen Haut und Psyche besteht, wird im Folgenden erläutert.
Die Haut und die Psyche
Die Haut reflektiert unsere Emotionen
Typische Emotionen wie z.B. Angst oder Scham werden durch die Haut repräsentiert. Wir erhalten durch Scham Röte im Gesicht, Angst kann durch Blässe im Gesicht festgestellt werden. Daneben gibt es eine weitere hohe Anzahl an Emotionen, die durch unsere Haut sichtbar werden.
Zusammenspiel von psychischen Vorgängen und Hautkrankheiten
Das Zusammenspiel von Psyche und Hautkrankheiten besteht in beiden Richtungen. Hautkrankheiten können durch psychische Vorgänge entstehen, aber ebenso auch psychische Beschwerden durch Hautkrankheiten (Fritsch,1998, S. 721).
Damit ist es wichtig zu erwähnen, dass die Psyche nicht die Ursache für das Entstehen von Hautkrankheiten darstellt, sondern, dass die Psyche eine Beeinflussung für die Hautkrankheiten ist. Dabei entsteht ein sogenannter Teufelskreis, da die Hauterkrankung wieder die Psyche beeinflusst (Scherber, 2019). Durch eine psychische Belastung kann eine Verschlimmerung der Hautkrankheit eintreten. Das allgemeine Wohlbefinden verschlimmert sich dadurch (Spektrum der Wissenschaft, 2019, S. 52).
Die Erkenntnis, dass Menschen mit Hauterkrankungen bereits im Kindesalter unter psychischen Problemen leiden, wurde durch Forscher*innen bestätigt. 3.000 Kinder nahmen an einer Beobachtung teil, welche einen Zeitraum von zehn Jahren hatte (Spektrum der Wissenschaft, 2019, S. 54).
Gründe für die Belastung der Psyche bei einer Hautkrankheit lassen sich auf das sofortige Erkennen der Erkrankung zurückführen. Besonders die jüngere Generation stellt einen Vergleich zwischen dem eigenen Selbst und dem von der Gesellschaft vorgeschriebenen Schönheitsideal her. Oftmals kann es auch zu Einschränkungen z.B. im Berufsalltag kommen. Als Beispiel wird Neurodermitis aufgeführt, durch ständiges Jucken und eine damit auftretende Reaktion des Kratzens.
Studie Zusammenspiel von Psyche und Haut
Eine europäische Studie hat erstmal den Zusammenhang bestätigt. Die Untersuchung umfasste ungefähr 3.600 Teilnehmer*innen, welche von einer Hauterkrankung betroffen waren. Eine Kontrollgruppe stellte 1.400 Teilnehmer*innen dar, welche keine Diagnose einer Hautkrankheit erhielten. Forschende legten das Ergebnis dar, dass 29% der betroffenen Personen einer Hauterkrankung unter einer psychischen Erkrankung litten. Im Gegensatz dazu waren es bei der Kontrollgruppe 16%. Gieler, der kommissarische Leiter der Universität Hautklinik in Gießen beschloss, dass eine Behandlung einer Hautkrankheit nur dann von Wirksamkeit ist, wenn die psychischen Probleme ebenfalls behandelt werden (ÄrzteZeitung, 2014).
Psychotherapie bei Hautkrankheiten
Eine Verbesserung von Hautkrankheiten kann durch verschiedene Anwendungen von Psychotherapien eintreten. Folglich wird eine Psychotherapie anhand von Neurodermitis aufgeführt. Besonders erfolgreich haben sich verhaltenstherapeutische Strategien gezeigt. Insbesondere soll auf die Gruppentherapie eingegangen werden. Hierbei werden einzelne Themen in der jeweiligen Sitzung durchgesprochen. Beispielsweise ist die Thematik der ersten Sitzung, das Besprechen von Neurodermitis. Dabei wird auf die allgemeine Definition dieser Hautkrankheit eingegangen sowie die Ätiologie besprochen (Reimer et al., 2000, S. 462).
Beispiele über weitere Inhalte, die das verhaltenstherapeutische Programm bei der Hautkrankheit Neurodermitis beinhaltet werden folgend dargestellt. Zu jedem Tag wird ein Ziel sowie eine Übung dargelegt.
Am ersten Tag ereignet sich eine Begutachtung des Kratztagebuchs, wodurch ein zuversichtliches Verhalten des Selbst als Ziel gesetzt wird. Progressive Muskelentspannung stellt die Übung an diesem Tag dar. Als letztes Beispiel wird der 4. Tag aufgeführt. Hier ist das Thema der verschiedenen Methoden der Beherrschung des Kratzens. Ziel an diesem Tag ist eine Abgrenzung der negativen Resonanzen auf die Neurodermitis (Reimer, 2007, S. 414).
Ein weiterer Behandlungsansatz ist der psychosomatische. Eine Chance ergibt sich hinsichtlich des Durchbrechens des Teufelskreises aus der seelischen Belastung und der Hauterkrankung (Spektrum der Wissenschaft, 2019, S. 53).
Fazit
Ein Zusammenspiel zwischen Psyche und Hautkrankheiten besteht immer, jedoch ist die Psyche nicht der einzige Auslöser dafür. Eine bedeutende Problematik, welche besteht ist die Sichtbarkeit der Hautkrankheit. Dies stellt eine große Belastbarkeit für die Psyche dar. Der*die Patient*in muss lernen damit umzugehen um dadurch die auftretenden psychischen Belastungen zu reduzieren.
Quellenverzeichnis:
ÄrzteZeitung (2014), Studie bestätigt Haut als Spiegel der Seele. Jede dritte Hautkrankheit tritt gemeinsam mit psychischem Leiden auf, hat eine neue Studie ergeben., in: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Studie-bestaetigt-Haut-als-Spiegel-der-Seele-239046.html, abgerufen am 06.03.2023
Fritsch, P. (1998), Dermatologie und Venerologie. Lehrbuch und Atlas, Berlin, Heidelberg
Reimer, C. (2007), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen, 3. Aufl., Berlin
Reimer, C./Eckert, J./Hautzinger, M./Wilke, E. (2000), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen, 2. Aufl., Berlin, Heidelberg
Scherber, L. (2019), Haut & Psyche: Depression auf der Haut, Österreichische Ärztezeitung, Nr. 6
Spektrum der Wissenschaft (2019), Spektrum Kompakt – Die Haut. Schutzmantel und Sinnesorgan
Bildquelle:
ShotPot (2020), Frau Zerbrochen Jung Gesicht, in: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-zerbrochen-jung-gesicht-6337586/ , abgerufen am 14.03.2023