By Published On: 4. März 2025Categories: Gesundheit, Psychologie

Für viele Menschen bedeutet der Verlust des Arbeitsplatzes mehr als nur den Wegfall eines geregelten Einkommens: Er kann gravierende Folgen für die psychische Gesundheit haben. Diese plötzliche Veränderung kann eine Reihe von emotionalen und psychischen Herausforderungen mit sich bringen, die von Stress und Angst bis zu Depression reichen. Wie Menschen mit Arbeitslosigkeit umgehen und welche Hilfe sie bekommen, kann entscheidend dafür sein, wie gut sie diese schwierige Phase meistern.

Die psychologische Bedeutung von Arbeit

Marie Jahoda hat in ihrer Forschung fünf zentrale psychologische Prinzipien identifiziert, anhand derer sich die psychologische Bedeutung von Arbeit verdeutlichen lässt.

Zunächst einmal bringt Arbeit eine zeitliche Strukturierung des Alltags mit sich. Ein strukturiertes Berufsleben bestimmt unseren Rhythmus deutlich, von der Morgenroutine bis hin zum Feierabend. Die Struktur hilft uns, den Tag zu organisieren und sorgt für einen Wechsel von Anstrengung und Erholung – das ist für unser psychisches Wohlbefinden sehr wichtig. Des Weiteren bietet Arbeit soziale Erfahrungen. Unser sozialer Horizont wird durch den Kontakt mit Kollegen oder Kunden erweitert. Wir begegnen neuen Leuten, bauen soziale Fähigkeiten auf und bekommen Einblicke in die Gefühle und Gedanken anderer. Arbeit vermittelt drittens ein Gefühl der Gemeinschaft. Bei der Kooperation mit anderen machen wir die Erfahrung, dass viele Leistungen nur im Kollektiv zu erbringen sind. Dies begünstigt das Verständnis für die Wichtigkeit von Teamarbeit und die Anerkennung gemeinschaftlicher Bemühungen. Viertens hilft Arbeit bei der sozialen Integration. Oft entwickeln sich aus beruflichen Verbindungen Freundschaften oder sogar Partnerschaften. Außerdem eröffnet uns unsere berufliche Rolle die Möglichkeit, einen gesellschaftlichen Platz einzunehmen und eine soziale Identität zu entwickeln. Zum Schluss eröffnet die Tätigkeit Chancen zur persönlichen Weiterentwicklung. Neue Fähigkeiten erlangen wir durch aktives Handeln und die Auseinandersetzung mit Aufgaben. Dies erfüllt unser psychologisches Grundbedürfnis nach Lernen und Entwicklung und unterstützt uns dabei, unsere Arbeit im Rahmen eines größeren Zusammenhangs anzuschauen.

Diese fünf Aspekte zeigen auf, weshalb Arbeit für die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen von so großer Bedeutung ist (Mental Blog, 2020).

Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf die Psyche

Arbeitslosigkeit hat weitreichende Folgen für die Gesundheit, primär als psychosoziale Belastung. Sie beeinflusst die psychische Gesundheit und das Gesundheitsverhalten, was anschließend körperliche Auswirkungen hat. Studien zeigen, dass Arbeitslose oft einen ungesünderen Lebensstil führen: Sie treiben weniger Sport, ernähren sich schlechter und neigen eher zu Übergewicht. Auch die Ernährung leidet, mit weniger frischem Obst und Gemüse sowie auch weniger warme Mahlzeiten. Diese Verhaltensänderungen können teilweise auf finanzielle Einschränkungen zurückgeführt werden. Der Konsum von Zigaretten und Alkohol steigt bei Arbeitslosen häufig an. Die Wahrscheinlichkeit, einen schweren Alkoholismus zu entwickeln, erhöht sich mit der Zeitspanne der Arbeitslosigkeit. Die Konsequenzen betreffen nicht nur die Joblosen, aber auch deren soziale Umgebung. Kontakte, besonders zu ehemaligen Kollegen, gehen oft kaputt. Schamgefühle und Stigmatisierung können zur sozialen Isolation beitragen. Viele Arbeitslose haben das Gefühl, dass sie stigmatisiert werden. Dies hat negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit. Psychische Gesundheitsprobleme treten bei Arbeitslosen doppelt so häufig auf. Depressionen, Angstsymptome und eine verminderte Lebenszufriedenheit sind typische Folgen. Arbeitslose verbringen auch mehr Zeit im Krankenhaus, besonders aufgrund psychischer Störungen. Marie Jahodas wirksamer Erklärungsansatz hebt den Verlust wesentlicher Funktionen der Arbeit hervor: Tagesstrukturen, regelmäßige Aktivität, Sozialkontakte, gesellschaftliche Teilhabe sowie Status und Identität gehen verloren. Diese Faktoren sind entscheidend für die psychische Gesundheit (Quarks, 2021).

Die Auswirkungen variieren je nach Geschlecht, Alter und Berufsfeld. Männer und junge Menschen sind besonders betroffen. Lange Arbeitslosigkeit führt zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit, die sich mit der Zeit stabilisieren kann, aber weiterhin schlechter bleibt als bei Erwerbstätigen (Paul und Moser, 2019, S. 664-666).

Bewältigungsstrategien und Unterstützung

Um Arbeitslosigkeit zu bewältigen, braucht es eine aktive und mehrdimensionale Herangehensweise. Eine wesentliche Strategie besteht in der aktiven Jobsuche, die das Erstellen von Bewerbungsunterlagen auf professionellem Niveau, die Verwendung verschiedener Jobsuchkanäle und das gezielte Anpassen von Bewerbungen umfasst. Gleichzeitig sind berufliche Fortbildung und berufliche Neuorientierung von Bedeutung, um erweiterte Kompetenzen zu erlangen und die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt nicht zu verpassen. Das kann auch die Möglichkeit zur beruflichen Neuorientierung bieten. Im täglichen Leben ist eine gewissenhafte finanzielle Planung und Budgetierung von entscheidender Bedeutung, wobei auch staatliche Förderprogramme genutzt werden sollten. Zugleich ist es von Bedeutung, auf die eigene Gesundheit und das persönliche Wohlbefinden zu achten, um den Herausforderungen der Arbeitslosigkeit gewachsen zu sein. Die gemeinschaftliche Unterstützung spielt eine bedeutende Rolle: Beratungsstellen und Hilfsorganisationen bieten Hilfe, während Freunde und Familie emotionale Unterstützung bieten können. Um diese Strategien erfolgreich umzusetzen, ist es wichtig, eine positive Einstellung zu bewahren, Geduld zu zeigen und fortlaufend an der eigenen Situation zu arbeiten. Dieser umfassende Ansatz hilft Arbeitslosen dabei, die Herausforderungen besser zu bewältigen und ihre Chancen auf eine Rückkehr in den Job zu steigern (Digitales Institut, 2023).

Fazit

Der Verlust eines Jobs ist mehr als nur eine finanzielle Belastung – er kann das ganze Leben durcheinanderbringen. Ohne die gewohnte Tagesstruktur und den sozialen Austausch kann schnell das Gefühl entstehen, dass alles sinnlos ist. Das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, ist besonders schlimm. Das hat Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und kann zu Stress, Angst und sogar Depression führen. Die fehlende Motivation führt dazu, dass viele in ungesunde Gewohnheiten abrutschen. Gleichzeitig wird offensichtlich, wie wichtig Unterstützung ist – sei es von Freunden, Verwandten oder Experten. Diesen Kampf sollte niemand allein ausfechten müssen. Es ist entscheidend, aktiv neue Strukturen zu schaffen, soziale Kontakte zu pflegen und sich kleine Ziele zu setzen – sei es durch Weiterbildung, Bewegung oder ehrenamtliche Tätigkeiten –, um das Gefühl von Sinn und Zugehörigkeit zurückzugewinnen.

Literaturverzeichnis

Digitales Institut (2023). Online verfügbar unter https://digitales-institut.de/hilfe-bei-arbeitslosigkeit-tipps-zur-unterstuetzung/, abgerufen am 09.02.2025.

Kauffeld, S.; Spurk, D. (Hg.) (2019): Handbuch Karriere und Laufbahnmanagement. Unter Mitarbeit von K. Paul und K. Moser. Berlin: Springer.

Quarks (2021): So stark kann Arbeitslosigkeit die Gesundheit belasten. Online verfügbar unter https://www.quarks.de/gesundheit/darum-ist-arbeitslosigkeit-schlecht-fuer-die-gesundheit/, abgerufen am 09.02.2025.

Schuster, M. (2020): Der Sinn der Arbeit. Mental Blog. Online verfügbar unter https://www.mental-blog.com/MentalBlog_Synergy/sinn-der-arbeit/, abgerufen am 09.02.2025.

Bildquelle

Bild von Anna Tarazevich, veröffentlicht am 14.10.2020 über https://www.pexels.com/de-de/foto/text-5598291/, abgerufen am 12.02.2025.

Nutzungsbedingungen unter https://www.pexels.com/de-DE/lizenz/, abgerufen am 12.02.2025.

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