Junge Auszubildende im Alter von 16-21 Jahren, wie wir es teilweise waren, sind in ihrer Freizeit sportlich aktiv, ernähren sich bewusst und haben dementsprechend einen guten Gesundheitszustand. So war es bei mir zu mindestens. Natürlich gibt es am Wochenende die eine oder andere Feier mit alkoholischen Getränken und Fastfood, aber in Maßen. Allerdings ist das nicht mehr der übliche Zustand der Auszubildenden in Deutschland.
Wenig Sport, hoher Nikotin- und Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung, Socialmedia, wenig Schlaf
Das sind heutzutage Eigenschaften vieler Auszubildende, um genau zu sein, sind es die von knapp der Hälfte der Befragten, die in einer schlechten gesundheitlichen Verfassung sind.
Das zeigt eine repräsentative Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), die Anfang 2015 1300 Auszubildende zwischen 16 und 21 Jahren in Deutschland befragt wurden. Mehr als die Hälfte der Befragten klagen über körperliche Beschwerden und 46 Prozent sogar über psychische Beschwerden. Den jungen Menschen ist es noch nicht bewusst, wie wichtig es ist, sich frühzeitig mit einem gesundheitsbewussten Lebensstil zu beschäftigen. Vernachlässigen die Auszubildenden ihre Gesundheit, entstehen physische und psychische Beschwerden. Die Autoren des Gesundheitsberichts, der Teil des Fehlzeiten-Reports 2015 ist äußern sich dazu wie folgt: „Wie bei jüngeren Menschen zu erwarten, gibt es zum Teil Defizite in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Schlaf sowie im Umgang mit Suchtmitteln du digitalen Medien.“ Das fängt natürlich schon in der Erziehung zu Hause an. Während unsere Generationen und die unserer Eltern nach der Schule noch auf die Bäume geklettert sind, sitzt die jüngere Generation vor dem Computer oder der Spielkonsole.
Daraus ergeben sich natürlich psychische sowie auch physischen Beschwerden:
- Müdigkeit, Erschöpfung (36%)
- Kopfschmerzen (25,7%)
- Verspannungen und Verkrampfungen (22,1%)
- Rückenschmerzen (21,1%)
Mögliche Ursachen
Wie kommt es aber zu diesen Beschwerden, sind es schlechte Arbeitsbedingungen und liegt es bereits an der Bildung und Erziehung der Eltern?
Schaut man sich die Fehlzeitentage der Auszubildenden an, ist ein Unterschied zwischen denen mit Abitur oder Fachabitur und Haupt- oder Volksschulabschluss zu erkennen. Abiturienten sind im Jahr mit ca. 15 Tagen arbeitsunfähig und Haupt- oder Volksschulabsolventen mit ca. 25 Tagen. Bei Azubis, die keinen Abschluss haben sind es sogar noch mehr.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) macht darauf aufmerksam, dass knapp 40% aller Auszubildenden Überstunden machen und mehr als 25% Probleme haben, sich von der Arbeit zu erholen. Darauf lässt sich schließen, dass es die Aufgabe des Arbeitgebers ist, entsprechende Ausbildungsbedingungen zu schaffen.
Diese Werte geben natürlich keinen sicheren Entschluss über den Ursprung der schlechten gesundheitlichen Verfassung aber einen Hinweis darauf, dass der Bildungsgrad und der Arbeitgeber Einfluss auf gesundheitliche Verhalten der Auszubildenden haben.
Da viele Jugendliche sportlich sind, aber genauso viele es auch nicht sind, sollten die Azubis schon früh lernen und motiviert werden, wie man sich körperlich und geistig für den Alltag und Beruf fit halten kann. Dazu gehört die Sensibilisierung für das Thema Gesundheit, seine eigenen Ressourcen zu kennen sowie Verantwortung für seine eigene Gesundheit zu übernehmen. Für den Arbeitgeber als auch für den Auszubildenden ist die betriebliche Gesundheitsförderung absolut sinnvoll, denn gesunde Mitarbeiter senken die Arbeitsunfähigkeitstage und sorgen für ein erfolgreiches Unternehmen.
Fallbeispiel
Die Azubis sollten lernen, welche gesundheitlichen Risiken es am Arbeitsplatz gibt und wie man diese durch ein gesundheitsbewusstes Verhalten vorbeugen kann.
Inwiefern kann sich das Unternehmen daran beteiligen, damit die Auszubildenden weniger Fehltage aufgrund von physischen und psychischen Beschwerden haben?
Das weltweite Unternehmen Siemens investiert mit einem bundesweiten Azubi- und Studentenprogramm der Siemens Betriebskasse (SBK) in die Gesundheit der Mitarbeiter, sodass diese lernen, wie man mit seinen eigenen Ressourcen verantwortlich umgehen soll.
Seit 2009 besteht das Programm „Fit für die Zukunft“, welches die SBK unter anderem mit Siemens Personal Education (SPE) zusammen aufzieht. Günther Holweg, der als Leiter der Ausbildung bei SPE die Azubis bundesweit betreut, betont, dass das Thema Gesundheit von Beginn an in der Ausbildung bzw. im Dualstudium einen großen Stellenwert einnimmt.
Das Programm der SBK ist einheitlich und wird in vielen weiteren Unternehmen durchgeführt, zurzeit an 22 Standorten. Der Ablauf besteht aus:
- Bedarfsanalyse vor Ort
- Erstellung eines Programms in enger Abstimmung mit den jeweiligen Verantwortlichen im Unternehmen
- Detailplanung und Umsetzung mit den Experten
Die Schritte erfolgen immer nach dem gleichen Prinzip. Durch die vielfältigen Arbeitsplätze und Aufgabenfelder entstehen unterschiedliche Beschwerden, sodass die Programme individuell erstellt werden. Es werden Module, wie beispielweise Stressmanagement, Ernährung, Teamarbeit, Sucht sowie Sportkurse in den Arbeitsalltag etabliert.
Aussicht
Die Ansätze für eine bessere Gesundheitsförderung sind absolut gegeben und ich denke auch, dass es den meisten Unternehmen bewusst ist, dass man viel mehr in die Gesundheit seiner Mitarbeiter und vor allem auch in die jungen Mitarbeiter investieren muss. Mein Eindruck ist, dass der Blick noch einseitig ist, sodass das momentan noch mehr Wert auf die Gesundheitsförderung der älteren Belegschafft gelegt wird und auch nicht allen Unternehmen die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, um wirklich alle Mitarbeiter zu einem gesundheitsbewussteren Verhalten zu sensibilisieren.
Literaturverzeichnis
Clasen, V. (03. 12 2015). Techniker Krankenkasse. Abgerufen am 24. 04 2016 von https://www.tk.de/tk/regional/schleswig-holstein/pressemitteilungen/788392
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Digitalisierung des Gesundheitswesens. (2015). Tätigkeitsbericht 2014 der Bundesärztekammer.
Unbekannt. (kein Datum). IG Metall. Abgerufen am 27. 04 2016 von Ergonomisch am Bildschirm arbeiten. Frisch und entspannt durch den Arbeitsalltag: http://www.ergo-online.de/html/service/download_area/ergonomie_final.pdf