Ein gesunder Mensch verfügt über verschiedene Sinne, durch die er in der Lage ist die Welt um sich herum wahrzunehmen. Neben dem gustatorischen (schmecken) und olfaktorischen (riechen) Sinn existieren drei Wahrnehmungskanäle, die in Bezug auf das Kommunizieren und Lernen besonders bedeutsam sind. Die Rede ist von:[1]
- Dem visuellen Kanal (sehen)
- Dem auditiven Kanal (hören)
- Dem kinästhetischen Kanal (fühlen)
Da das Bewusstsein nicht in der Lage ist alle Reize, die bei den Sinnesorganen ankommen aufzunehmen und zu verarbeiten, werden die Eindrücke gefiltert und unbewusst selektiert.[2] In der Regel nutzen wir einen oder höchstens zwei Sinneskanäle um Informationen aufzunehmen, da jeder Mensch bestimmte Kanäle bevorzugt und andere eher seltener nutzt. Dies bedeutet, dass jede Person ihre Welt individuell wahrnimmt und Erinnerungen unterschiedlich speichert, wodurch Missverständnisse in der Kommunikation leicht entstehen können.[3]
Ob eine Person eher dem visuellen, auditiven oder kinästhetischen Kanal zugewandt ist, zeigt sich nicht nur durch typische Redewendungen, sondern auch durch bestimmte Verhaltensmuster. Im Folgenden sollen die drei Wahrnehmungstypen näher vorgestellt werden.
Der visuelle Wahrnehmungstyp
Umgebungswahrnehmung:
Der visuelle Typ nimmt die Umgebung primär visuell wahr und speichert Erinnerungen anhand von Bildern, die er in kürzester Zeit zügig nacheinander abrufen kann.[4]
Sprache:
Da der visuelle Typ die Sprache eher dazu benutzt seine inneren Bilder zu beschreiben, spricht er oftmals etwas schneller.[5]
Wortwahl:
Worte wie „durchblicken“, „übersichtlich“, „klar“, „scheinbar“, oder auch die Benennung von Farben gehören oftmals zum Wortschatz.[6]
Typische Redewendungen:
Typische Redewendungen des visuellen Typen sind zum Beispiel: „Ich blicke da nicht durch“, „Das sieht gut aus“[7], oder auch „Ich stelle mir das so vor“.[8]
Verhalten:
Eine visuelle Person legt eher Wert auf das Äußere und achtet auf die Farben seiner Kleidung. Ferner achtet der visuelle Typ besonders auf die Mimik und Körpersprache des Gesprächspartners.[9]
Begabungen:
Der Kinästhet schafft Dinge die gesehen werden können. Er ist künstlerisch begabt, schreibt, liest oder zeichnet, bzw. malt gerne.[10]
Der auditive Wahrnehmungstyp
Umgebungswahrnehmung:
Der auditive Typ nimmt seine Umwelt vorrangig über die Ohren und das Hörbare wahr und erinnert Dinge anhand von wahrgenommenen Geräuschen, Klängen und gesprochenen Worten.[11]
Sprache:
Der auditive Typ spricht eher langsam und achtet auf die Wortwahl und den Satzbau.[12]
Wortwahl:
Zu den verwendeten Worten einer auditiv veranlagten Person gehören bspw. „verstehen“, „(be)sprechen“, „verständlich“ und „hören“.[13]
Typische Redewendungen:
Einige Beispiele für typische Redewendungen eines auditiven Typen wären „das hört sich gut an“[14], „ich verstehe das nicht“, „das klingt gut“.[15]
Verhalten:
Der auditive Typ redet viel und gerne und drückt sich in hörbaren Dingen aus.[16] Er achtet auf das Hörbare, den Ausdruck, den Klang und die Betonung der Worte des Redners.[17] Des Weiteren spricht er gerne zu sich selbst und wiederholt Gesprochenes.[18]
Begabungen:
Eine auditive Person ist oftmals musikalisch und kann sich Lieder, Texte und Reime sowie Geschichten leicht merken.[20] Sie hat oft einen großen Wortschatz und es fällt ihr leicht Zahlen, Daten und Fakten zu behalten.[21]
Der kinästhetische Wahrnehmungstyp
Umgebungswahrnehmung:
Für den Kinästheten steht im Vordergrund, welche Gefühle eine Situation bei ihm auslösen oder wie er sich während einer Handlung gefühlt hat.[22]
Sprache:
Da der kinästhetische Typ eng mit seinen Gefühlen verbunden ist, atmet er tief in den Bauch, spricht langsam und hat eine eher tiefe Stimme.[23]
Wortwahl:
Häufig verwendete Begriffe eines Kinästheten sind unter anderem „greifbar“, „Gefühl“, „begreifen“[24], „machen“ und „spüren“.[25]
Typische Redewendungen:
Zu den Redewendungen einer kinästhetischen Person gehören zum Beispiel: „Ich begreife das nicht“, „das fühlt sich gut an“ oder auch „ich bekomme das in den Griff“.[26]
Verhalten:
Der Kinästhet bewegt sich gerne und lernt Dinge, indem er sie tut, frei nach dem Motto „learning by doing“. Des Weiteren hat der kinästhetische Typ oftmals eine ausgeprägte Körpersprache und trägt eher bequeme Kleidung, die sich gut anfühlt.[27]
Begabungen:
Neue Sportarten erlernen fällt dem Kinästhteten durch sein Körperbewusstsein leicht. Weiterhin sind Kinästheten häufig im handwerklichen Bereich geschickt und können bevorzugt Dinge erschaffen, die man berühren kann.[28]
Was bedeutet das in Bezug zu unserem Lernverhalten?
Zu wissen, anhand welcher Sinneskanäle Informationen am effektivsten aufgenommen werden können, kann besonders in Bezug zum Thema „Lernen“ sehr relevant sein, um sich nachhaltig und zügig neue Dinge anzueignen. Dabei ist zu beachten, dass Daten und Fakten besonders leicht aufgenommen werden können, wenn beim Lernen mehrere Sinneskanäle bedient werden – natürlich ist es jedoch von Vorteil den jeweils bevorzugten Sinneskanal ganz bewusst etwas häufiger zu nutzen.
So dienen Schaubilder, farbige Markierungen und Symbole dazu den visuellen Kanal zu bedienen. Diskussionen, das Abfragen von Wissen, lautes Vorlesen, oder das Hören von zuvor aufgenommenen gesprochenen Inhalten ermöglichen ein Ansprechen des auditiven Kanals. Praktische Anwendungsbeispiele, szenische Darstellung, Spiele und praktische Übungen sowie das Abschreiben von Lerninhalten dient dazu den kinästhetischen Kanal zu aktivieren.[29]
Und wie kann man den eigenen Wahrnehmungstyp erkennen?
Eine einfache und effektive Methode um zu erkennen, über welchen Sinn Informationen bevorzugt aufgenommen und gespeichert werden, ist die, dass man sich eine Alltagssituation wie beispielsweise das Zähneputzen vorstellt und genau darauf achtet an was man sich spontan erinnert. Sieht man ein Bild von sich selbst im Spiegel? Hört man das Geräusch des Wassers und der Zahnbürste? Oder erinnert man sich an das Gefühl der Zahnbürste im Mund? [30]
Mit etwas Übung fällt es gar nicht schwer den eigenen oder auch den Wahrnehmungstyp von anderen Personen im privaten Umfeld zu erkennen, was gerade in Bezug auf eine gelungene Kommunikation zum Vorteil sein kann.[31]
[1] Vgl. Recknagel et. al. 2007, S. 37.
[2] Vgl. Seidl. 2015, S. 25.
[3] Vgl. Recknagel et. al. 2007, S. 37.
[4] Vgl. https://www.landsiedel-seminare.de/nlp-bibliothek/practitioner/p-02-03-vorstellung-der-drei-typen.html (26.11.18)
[5] Vgl. https://www.landsiedel-seminare.de/nlp-bibliothek/practitioner/p-02-03-vorstellung-der-drei-typen.html (26.11.18)
[6] Vgl. Seidl. 2015, S. 27.
[7] Vgl. Ebenda.
[8] Vgl. https://www.wiso-net.de/document/FVW__049718065/hitlist/25?all= (26.11.18)
[9] Vgl. https://www.landsiedel-seminare.de/nlp-bibliothek/practitioner/p-02-03-vorstellung-der-drei-typen.html (26.11.18)
[10] Vgl. https://www.kinesiologie-verband.de/uploads/media/06_EVfK_Niklas_0614.pdf (26.11.18)
[11] Vgl. Seidl. 2015, S. 30.
[12] Vgl. https://www.landsiedel-seminare.de/nlp-bibliothek/practitioner/p-02-03-vorstellung-der-drei-typen.html (26.11.18)
[13] Vgl. Seidl. 2015, S. 27.
[14] Vgl. Ebenda.
[15] Vgl. Flume. 2015, S. 70.
[16] Vgl. https://www.kinesiologie-verband.de/uploads/media/06_EVfK_Niklas_0614.pdf (26.11.18)
[17] Vgl. Mohl. 2010, S. 47.
[18] Vgl. Vgl. https://www.landsiedel-seminare.de/nlp-bibliothek/practitioner/p-02-03-vorstellung-der-drei-typen.html (26.11.18)
[20] Vgl. http://www.lernberatung-adorno.de/lerntypen-erkennen2.html (26.11.18)
[21] Vgl. https://www.landsiedel-seminare.de/nlp-bibliothek/practitioner/p-02-03-vorstellung-der-drei-typen.html (26.11.18)
[22] Vgl. Mohl. 2010, S. 47.
[23] Vgl. https://www.landsiedel-seminare.de/nlp-bibliothek/practitioner/p-02-03-vorstellung-der-drei-typen.html (26.11.18)
[24] Vgl. Seidl. 2015, S. 27.
[25] Vgl. Flume. 2015, S. 71.
[26] Vgl. Seidl. 2015, S. 28.
[27] Vgl. https://www.landsiedel-seminare.de/nlp-bibliothek/practitioner/p-02-03-vorstellung-der-drei-typen.html (26.11.18)
[28] Vgl. https://www.kinesiologie-verband.de/uploads/media/06_EVfK_Niklas_0614.pdf (26.11.18)
[29] Vgl. Seidl. 2015, S. 32f.
[30] Vgl. Mohl. 2010, S. 48.
[31] Vgl. Seidl. 2015, S. 33f.
Literaturverzeichnis
Flume, P. & Schmettkamp, M. (2015). Präsentieren. Freiburg: Haufe.
Mohl, A. (2010). Der Zauberlehrling – Das NLP Lern- und Übungsbuch. Paderborn: Junfermann.
Recknagel, M. & Rohmann-van Wüllen, H. (2007). Clever kommunizieren. Offenbach: GABAL.
Seidl, B. (2015). NLP – Mentale Ressourcen nutzen. Freiburg: Haufe.
Internetquellenverzeichnis
Europäischer Verband für Kinesiologie e.V. Lernen, aber wie?
https://www.kinesiologie-verband.de/uploads/media/06_EVfK_Niklas_0614.pdf
(Stand: 26.11.18)
fvw. Persönlicher Verkaufserfolg – Die Sprache des Kunden sprechen.
https://www.wiso-net.de/document/FVW__049718065/hitlist/25?all=
(Stand: 26.11.18)
Landsiedel. Vorstellung der drei Typen: Visueller, auditiver und kinästhetischer Typ
https://www.landsiedel-seminare.de/nlp-bibliothek/practitioner/p-02-03-vorstellung-der-drei-typen.html
(Stand: 26.11.18)
Praxis für Lernberatung und Naturheilkunde. Therapieangebot.
http://www.lernberatung-adorno.de/lerntypen-erkennen2.html
(Stand: 26.11.18)
Bildquelle:
https://pixabay.com/de/r%C3%BCckmeldung-gruppe-kommunikation-2044701/
(letzter Zugriff am 26.11.18)