By Published On: 18. Dezember 2024Categories: Psychologie, Soziales

Einführung

Die Kriminalgeschichte und auch Kriminalität an sich, ist ein für viele Menschen faszinierender Randbereich der sozialen Gesellschaft. Dabei ist der Begriff Randbereich gar nicht so zutreffend: Kriminalität ist mitten drin, statt nur dabei. Eine besondere Faszination stellen für viele die Mordfälle dar, ganz unabhängig davon, ob sie in echt oder nur im Film passieren (Schwelgengräber, 2022, S. 60). Unzählige Millionen Menschen fiebern Woche für Woche bei diversen Serien mit, in welchen entweder die Arbeit der Kriminalpolizei oder die Arbeit der Mörder thematisiert, glorifiziert und nachvollziehbar dargestellt wird. Meistens geht es um das perfekte Schwerverbrechen. Die Mörder*innen wollen ihren Kopf aus der Schlinge ziehen und ungeschoren davonkommen. Während die besten Kommissare des Reviers, genau diese Schlinge zu ziehen und die Täter ihrer gerechten Strafe zuführen möchten. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit dem Morden und den ausgelösten Emotionen.       

Die Frage aller Mordfragen- Die Suche nach dem Motiv

Der erste Teil des Blogbeitrages widmet sich einem kurzen Blick in die dunkle Seele der Täter*innen, deren Morde in allen Fällen zu Leid, Schmerzen und menschlichen Tragödien geführt hatten. Das Töten eines Menschen stellt zu Recht auch heute noch, die schwerste begehbare Straftat dar. Auch wenn sich die Judikatur und das Ausmaß der Täterbestrafung im Laufe der Geschichte erheblich geändert hatte, so ist aktuell der Mord weiterhin mit lebenslanger Haftstrafe sanktioniert. In diesem Beitrag geht es nicht um fahrlässige Tötungen (bspw. Verkehrsunfälle) oder um Totschlag, also um plötzliche Affekthandlungen und Gemütsbewegungen. Auch nicht um Tötungen in Notwehr, in Wahnzuständen oder in Kriegen, sondern dezidiert „nur“ um den „klassischen“, geplanten und ausgeführten Mord. 

Ganz am Anfang, bei Auffinden einer getöteten Person wo Fremdverschulden angenommen werden kann, steht die Frage nach dem Motiv. Was könnte also in dem Täter vorgegangen sein, welche dazu führten, so ein schweres Delikt zu begehen? Motive gibt es leider sehr viele: Habgier, Eifersucht, Rache, Hass, Geltungssucht, Liebe oder Lust. Wie ersichtlich, handelt es sich um stark emotionsgeladene und in bestimmten Fällen auch triebhaften Motive, welche sich durch den Tötungsakt auf schädigende Art und Weise entladen (Kolbe, Zack et Büttner, 2024, S. 149-157). Der eigentlichen Tat, gehen je nach individuellen Fähigkeiten und höchstpersönlichen Voraussetzungen der Täter*innen, Planungstätigkeiten voraus. Diese können sich ausschließlich auf einen nur im Gedanken und gegebenenfalls sehr vage existierenden Verbrechensplan beschränken oder penibel genau recherchiert, bedacht und angewandt realisiert werden. Auch sind sämtliche Bereiche der Planung zwischen diesen beiden Polen möglich. Gefährlich sind alle Mörder*innen: den einzigen Unterschied stellt nur die Auswahl der Oper dar. Die Frage nach dem Motiv, stellt auch für die Kriminalpolizei vermutlich oft den ersten Ansatz bei den Ermittlungen dar. Wenn die Täter*innenmotivation geklärt ist, dann ist bereits ein großer Schritt zur Aufklärung getan. Viele Morde in Deutschland sind Beziehungstaten, bei denen es zwischen Mörder*innen und den getöteten Menschen, wenigstens ein Bekanntschaftsverhältnis gegeben hatte (Habermann, 2023, S. 55-70). Die Protagonisten vieler Filme, nämlich die Serienmörder, stellen eine bei weitem gefährlichere aber auch bedeutend kleinere Gruppe in der Realität dar. Trotzdem sind auch in Deutschland mehrere Serienmorde seit dem Zweiten Weltkrieg bis heute ungeklärt.      

Die Lust am Töten

Aus psychologischer/ psychiatrischer Sicht -nicht aus menschlicher Sicht- ist die Denkweise von Mördern interessant. Die psychologischen Fachleute bringen dabei natürlich keinerlei Verständnis für ihre Taten auf, sondern versuchen das Denken der Täter*innen professionell nachzuvollziehen, um Aufschlüsse über die Gefährlichkeit, weiteren Opfern, einer Zukunftsprognose und besonders auch der durchzuführenden gesellschaftlichen Prävention, zu erlangen. Das Thema wurde von mehreren Forensikern und Gutachtern auch in Büchern aufgearbeitet. Einer dieser Autoren und in Europa anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der Kriminalpsychologie, ist der frühere Profiler des österreichischen Innenministeriums, Dr. Thomas Müllner. Er absolvierte Ausbildungen unter anderem beim FBI in den USA und befragte psychopathische Serienmörder, wie Jeffrey Dahmer oder Frank Gust.  Psychopathen stellen unter den Schwerverbrechern eine gefährliche Untergruppe dar.  Eine Metaanalyse ergab, dass bei psychopathischen Gewalttätern die Aktivität des Gehirns von der Norm abweichend war. Es gab einer ungewöhnliche Aktivität von Gehirnteilen, wie des präfrontalen Kortex sowie der rechtsseitigen Amygdala. In dieser werden gewisse Emotionen durch eine verkürzte Auslösezeit automatisiert generiert. Im präfrontalen Kortex hingegen werden zum Beispiel Entscheidungen getroffen. Die abnorme Gehirnaktivität und Beschaffenheit ist aber kein definitives Indiz für eine Psychopathie oder einen psychopathischen Gewaltverbrecher. In der modernen Forschung wird daher eher disziplinübergreifend von einem mehrdimensionalen Modell an biopsychosozialen Umweltfaktoren und entwicklungspsychologischen Elementen ausgegangen (Buch et al., 2022, S. 33-40). Psychopathie ist nicht gleichbedeutend mit kriminell. Das Zusammenwirken der einzelnen Variablen begünstigen erst das Entstehen, Ausleben der Psychopathie und das Begehen eines Verbrechens.  

Müllner sagt, dass er von Dahmer viel Lernen hätte können und der Täter eine beeinflussende, ruhige, auf Mitmenschen sehr stark wirkende Stimme besaß. Eine Stimme, die er weder zuvor noch nachher ähnlich erlebt habe. Der klassische Mörder beginge seine Tat aus Wut, Hass oder starke Aggression gegen eine andere Person. Serienmörder unterscheiden sich insofern, dass nach dem Mord eine Abkühlungsphase stattfindet und sie sich von der in die Tat umgesetzte Fantasien nähren. Oder von den aufgehobenen Leichenteilen. Wenn die Fantasie alleine nicht mehr ausreiche, dann würden die Serientäter neue Opfer suchen (vgl. Interview mit Müllner: Baumann, 2022, S. 1-2).  

Die Netflix-Serie über Jeffrey Dahmer in 12 Teilen mit dem Titel „Monster“, lag nach 12 Tagen bei über 496 Millionen gesehenen Stunden. Mehr als in 56 Millionen Haushalten waren alle Teile der Serie gestreamt worden (vgl. Der Standard, 2022).              

Fazit

Mörder begehen ihre schrecklichen Taten (gemäß Definition §211 StGB) aus hocherregter Emotion heraus, welche beispielsweise Hass, Rache, Wut oder fehlgeleitete Sexualität sind. Serienmörder unterscheiden sich durch die Abkühlphase und die Tatfantasien. Dies treibt sie auch an, weiter zu töten. Das bewusste Umbringen eines Menschen hat immer mit Emotionen zu tun, die sich in der Tötungshandlung entladen. Teil II erläutert die Statistik zu Morddelikten und zu der Person der Mörder in Deutschland.

Literaturverzeichnis:

Habermann, Julia: Partnerinnentötungen und deren gerichtliche Sanktionierung. Statistische Daten zur Tötungskriminalität. Springer Verlag, Wiesbaden (2023)

Baumann, Birgit: Kriminalpsychologe Thomas Müller: „Dahmer war außergewöhnlich“. Interview (Wien, 2022) [online aufgerufen am 12.11.2024 unter: Kriminalpsychologe Thomas Müller: „Dahmer war außergewöhnlich“ – Streaming & TV – derStandard.at › Etat]

Buch, von Jennifer et Müller, Romina et Köhler, Denis: Einführung in die Rechtspsychologie. Grundlagen und Praxis der Forensischen und Kriminalpsychologie. Springer Verlag, Berlin (2022)

Bundeskriminalamt (BKA): Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) (2023), nach Statista (2024) [aufgerufen am 12.11.2024 online unter: Morde in Deutschland 2023 | Statista]

Der Standard [Hrsg.]: Jefffrey-Dahmer-Serie „Monster“ auf Rekordkurs bei Netflix (Wien, 2022) [online aufgerufen am 12.11.2024 unter: Jeffrey-Dahmer-Serie „Monster“ auf Rekordkurs bei Netflix – Streaming & TV – derStandard.at › Etat]

Schwelgengräber, Wiebke (2022): Wer sehen will, muss spüren. Warum uns manche Serien und Filme berühren und uns andere kaltlassen. Springer, Wiesbaden.

Bildquellennachweis:

Ein möglicher Tatort (eigene Darstellung) (2024)

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