Einleitung
Das in Teil I angeführte Profiling wurde in den 1990-er Jahren in Mitteleuropa etabliert. Einen definitiven Einfluss auf die Mordrate hatte dies allerdings nicht. Die Kriminalpsychologie kann als Teilwissenschaft der Psychologie, aber präventiv wirken und durch das schnellere Enttarnen von Serienmördern, weitere Opfer eventuell verhindern. Der Kriminalpsychologe Thomas Müllner meint, dass es in der Kriminalpsychiatrie keine Wertung und keine Redewendungen, wie „besonders schrecklich“ oder „grausam“ gäbe. Der Umgang mit den Mördern wäre professionell distanziert und würde so keinen Raum für eigene Emotionen geben (vgl. Interview mit Müllner: Baumann, 2022, S. 2). Trotzdem erklärt er emotionsgeladen die Stimme des US Serienmörders Dahmer als etwas vorher und nachher nie wieder gehörte, ganz besondere Erfahrung.
In Deutschland sind zu einem überwiegenden Teil die Mörder männlich. Im statistischen Mittelwert fallen 277 Menschen einem Gewaltverbrechen zum Opfer. Die Statistik zeigt eine fluktuierende Kurve, welche mit allgemeinen und spezifischen gesellschaftlichen Bedingungen der einzelnen Jahre interdisziplinär verglichen werden müsste. So könnten steigernde oder bremsende Faktoren erkannt werden.
Die Morde in den Statistiken
Es darf nicht vergessen werden, dass hinter den trockenen Zahlen von Statistiken, sehr oft menschliche Tragödien und leidvolle Schicksale stehen. Bei der statistischen Erfassung in Bezug auf Morde, ist dies in jedem einzelnen Fall so.
Der Tatbestand des Mordes wird in Deutschland im Strafgesetzbuch §211 definiert. Die Erfüllung setzt voraus, dass Mordlust, Befriedigung des Sexualtriebes, Habgier oder weitere niedere Beweggründe oder um eine andere Straftat zu verheimlichen oder erst zu ermöglichen, als Motiv vorliegen (deutsches StGB in der Fassung 1977, Heghmanns, 2022, S. 45). Aufgeschlüsselt nach den entsprechenden Motiven und Zahlen, stellen sich die Mordfälle in den letzten 10 Jahren, statistisch wie folgt dar:
Zwischen 2013 und 2023 wurden in Deutschland insgesamt 2.791 Menschen im Zuge von vollendeten Morddelikten umgebracht. Dies entspricht einem Jahresschnitt von 279 Opfern. Ein Überschreiten des statistischen Mittelwertes, war in den Jahren 2015 bis 2017 gegeben. Das Maximum an Delikten wurde 2017 mit 342 unschuldig Getöteten aufgezeichnet und das Minimum im Jahr 2022 mit 211 Opfern. Dies entspricht im Schnitt 0,9 Morden pro 100.000 Einwohnern. Dem Stereotyp entsprechend, waren des Mordes Straftatverdächtige in diesen 10 Jahren der statistischen Erfassung, in 7.612 Fällen männlich und in bedeutend wenigeren 1.150 Fällen, weiblich. Von den Gesamtmorden der Jahre 2013 bis 2023 waren 397 Raubmorde und 98 Sexualmorde- eine weitere Motivklassifizierung ist öffentlich nicht existent. Besonders schrecklich sind Morde an den in einer Gesellschaft am schützenwertesten Gruppe, jener der Minderjährigen. Leider sind in den letzten 10 Jahren auch 355 Kinder und Jugendliche, Täter*innen zum Opfer gefallen (zu den statistischen Zahlen, vgl. BKA, 2023 nach Statista, 2024).
Beziehungen zwischen Täter und Opfer
Um auf das angeführte Beziehungsverhältnisses zwischen Opfer und Täter bei Tötungsdelikten einzugehen, wird die Statistik des Jahres 2023 näher dargestellt: Von den 2.858 Morden, Totschlägen und Tötung auf Verlangen, lag bei 808 Personen gar kein, aber 1.676 Fällen eine Beziehung (sozialer, familiärer oder Partnerschaft) vor. Insgesamt 374 Fälle konnten im Hinblick auf Opfer-Täter-Beziehung nicht geklärt werden. Eine genauere Statistik, in welcher ausschließlich die Morddelikte aufgeschlüsselt werden, liegen öffentlich nicht zur Einsicht auf (zu den statistischen Daten vgl. Habermann, 2023, S. 55-70).
Fazit
Ein Mord ist gemäß der Definition des StGB das schwerste Verbrechen, das ein Mensch begehen kann. Trotzdem scheinen viele Menschen von der Thematik fasziniert zu sein. Die Lustangst, also das lustvolle Erschaudern zwischen Lust und Angst, ist eine menschliche Emotion, die allerdings nicht bei jeder/jedem gleich ausgeprägt ist. Die Kriminalpsychologie versucht die jährlichen statistischen 279 Morde in Deutschland psychologisch aufzuarbeiten, vorherzusehen und so präventiv tätig zu sein.
Hinter den trockenen statistischen Daten stehen menschliche Tragödien, welche Auswirkungen auf viele weitere Personen haben. Jedes der Opfer ist einer zu viel!
Literaturverzeichnis
Habermann, Julia: Partnerinnentötungen und deren gerichtliche Sanktionierung. Statistische Daten zur Tötungskriminalität. Springer Verlag, Wiesbaden (2023)
Heghmanns, Michael: Strafrecht besonderer Teil- Strafrecht für alle Semester. Springer Verlag, Berlin (2022) (2. Auflage)
Baumann, Birgit: Kriminalpsychologe Thomas Müller: „Dahmer war außergewöhnlich“. Interview (Wien, 2022) [online aufgerufen am 12.11.2024 unter: Kriminalpsychologe Thomas Müller: „Dahmer war außergewöhnlich“ – Streaming & TV – derStandard.at › Etat]
Bundeskriminalamt (BKA): Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) (2023), nach Statista (2024) [aufgerufen am 12.11.2024 online unter: Morde in Deutschland 2023 | Statista]
Bildquellennachweis:
Ein möglicher Tatort (eigene Darstellung) (2024)