„Fähigkeit, neuartige und wertvolle bzw. nützliche Dinge hervorzubringen.“[1]
Kreativität ist eine Fähigkeit, die man auf dem ersten Blick mit Berufen wie Designer, Autoren, Filmemacher oder Werbeexperten verbindet. Allerdings geht diese weit über diese Berufsgruppen hinaus und für Unternehmen ist es bedeutsam, kreative Mitarbeiter zu rekrutieren und zu fördern. Doch welche Bedeutung hat Kreativität für Unternehmen und wie kann diese gemessen werden, um kreative Mitarbeiter zu rekrutieren? Ist es möglich, Kreativität bei den Mitarbeitern durch Anreize weiter zu fördern?
Für Unternehmen sind kreative Köpfe wichtig für den Unternehmenserfolg, denn sie tragen zu innovativen Produkten und Prozessen bei und treffen unternehmensstrategische Entscheidungen. Beispielsweise bedarf auch der Job eines Verkäufers einer hohen Kreativität, um anhand der Kundenwünsche die Serviceorientierung zu verbessern oder innovative Produkteigenschaften zu verkaufen. Somit ist Kreativität nicht nur für die typischen Berufe, die man damit verbindet, relevant, sondern für alle Berufsgruppen eines Unternehmens, die Autonomie zulassen und die für die Verbesserung von Produkten und Prozessen beitragen können.[2]
Dass für Erfolg Kreativität notwendig ist, zeigt sich ebenfalls bei Start-ups. Auch hierfür ist ein kreativer Unternehmer notwendig, denn eine Unternehmensgründung beginnt zuerst mit einer kreativen Idee. Aus dieser entwickeln sich Lösungen, die fortlaufend verbessert und bekannt gemacht werden müssen. Hierfür ist Kreativität ein wichtiger Bestandteil, um sich mit neuen Ideen auf dem Markt zu etablieren. Aus einer Studie von Palmer, Cesinger, Gelléri, Putsch und Winzen zeigt sich, dass Unternehmer ein deutlich höheres Maß an Kreativität besitzen als Mitarbeiter von Unternehmen, die in der Forschung und Entwicklung tätig sind.[3]
Kreative Mitarbeiter sind somit ein wichtiger Faktor, damit auch die Unternehmen kreativ sind. Und dies ist besonders wichtig, wie die Studie „The Creative Dividend“ von Forrester im Auftrag von Adobe zeigt: „Creative companies enjoy greater market share and competitive leadership“[4].
Da für Unternehmen Kreativität sehr bedeutsam ist, sollte diese Eigenschaft bei der Personalauswahl berücksichtigt werden. Folgende Möglichkeiten gibt es, die Kreativität zu messen[5]:
- Biografie und Referenzen
Durch die Biografie und Referenzen kann indirekt darauf geschlossen werden, ob ein Mensch kreativ ist. Hat er bereits kreative Erfolge verzeichnet oder Patente angemeldet, schließt dies auf einen kreativen Menschen. - Selbsteinschätzung
Über eine Selbsteinschätzung wird der Bewerber um seine eigene Einschätzung bezüglich der Kreativität gebeten. Der Vorteil liegt darin, dass auch noch nicht veröffentlichte Ergebnisse berücksichtigt werden können. Allerdings liegt die Gefahr in der Verfälschbarkeit, da sich der Bewerber ggf. besser darstellen wird, um den Job zu erhalten. - Fremdeinschätzung
Über Vorgesetzte, Trainer oder Kollegen kann eine Fremdeinschätzung zur Kreativität eingeholt werden. Zu beachten ist hierbei, dass es Urteilseffekte wie Milde- oder Strengetendenz gibt, die die Fremdeinschätzung beeinflussen kann. Hilfreich sind daher Gesprächsleitfäden, die bei der Beurteilung eine Standardisierung der Fragen und Bewertungsskalen vorgibt. - Kreativitätstests
Es gibt diverse Testklassen, die zum Messen von Kreativität eingesetzt werden können. Dazu zählen beispielsweise Intelligenz- und Fähigkeitstests, Wissens- und Fachkenntnistests oder Persönlichkeitsfragebögen. Der Einsatz ist abhängig von der jeweiligen Berufsgruppe, denn für einen Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung bietet sich ein anderer Test an als für einen kreativen Marketing-Menschen. Außerdem kann eine Kombination diverser Testklassen sinnvoll sein, um eine umfassende Analyse der Kreativität zu erhalten. Zu beachten ist, dass diese Testklassen oft dazu konzipiert wurden, ein anderes Konstrukt zu messen. Daher wurden modernere Kreativitätstests konzipiert, wie die Diagnose berufsbezogener Kreativität – Planung und Gestaltung (DBK-PG) aus 2013 von Schuler, Gelléri, Winzen und Görlich oder die Diagnose berufsbezogener Kreativität – Technik und Entwicklung (DBK-TE) von Palmer und Schuler. Wichtig für Kreativitätstest sind die Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität sowie die Akzeptanz des Durchzuführenden. Der Vorteil bei den Tests liegt in der Standardisierung.
Für die Personalauswahl bietet es sich an, bei der Sichtung der Bewerbungsunterlagen auf erste Anzeichen von Kreativität zu achten. In einem anschließenden Vorstellungsgespräch kann der Bewerber nach einer Selbsteinschätzung gebeten werden. Bei einer internen Bewerbung kann zudem eine Fremdeinschätzung des Vorgesetzten oder der Kollegen eingeholt werden, um diese mit der Selbsteinschätzung vergleichen zu können. Dadurch erhält der Personaler ein genaueres Bild über die Kreativität des Bewerbers. Sollte es sich um einen Beruf handeln, für den Kreativität einen hohen Stellenwert hat, können noch Kreativitätstests eingesetzt werden. Abzuwägen ist allerdings der Stellenwert der Eigenschaft für den Beruf, denn für einen Kommissionierer scheint ein zeit- und kostenintensiver Kreativitätstest weniger sinnvoll als für einen Marketingleiter.
Neben der Auswahl von kreativen Köpfen beim Recruiting spielt auch die Förderung der Kreativität der bestehenden Mitarbeitern eine wichtige Rolle. Doch obwohl Kreativität ein wichtiger Faktor für erfolgreiche Mitarbeiter ist, ist bislang noch zu wenig bekannt, welche Faktoren Kreativität beeinflussen und wie diese somit gefördert werden können. Neben diversen Kreativitäts-förderungstrainings und Ansätzen wie beispielsweise Design Thinking gibt es aktuell eine Diskussion darüber, ob auch Anreize die Kreativität von Mitarbeitern fördern können. Allerdings ist es noch umstritten, ob dies wirklich förderlich für die Kreativität ist oder Anreize die intrinsische Motivation schwächen.[6]
Bei einer Studie aus 2015 untersuchten Erat und Geezy die Wirkung von Anreizen auf die Kreativität. Drei Gruppen erhielten die gleiche kreative Aufgabe – eine Gruppe erhielt dafür einen Stücklohn, eine andere Gruppe einen Wettbewerbsanreiz und die dritte Gruppe einen Fixlohn. Das Experiment zeigte, dass Anreizlöhne und die Bezahlung nach Stücklohnen die Kreativität unbeeinflusst ließen, Wettbewerbsanreize sogar die Kreativität reduzierten. Erat und Geezy wollen mit dieser Studie zeigen, dass Anreize nicht als Standardannahme genommen werden können, die die Kreativität verbessern und dass auf diesem Gebiet weiter geforscht werden muss, um die Faktoren zur Förderung der Kreativität weiter zu untersuchen.[7]
Kreativität ist somit ein wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg und ist für viele Berufsgruppen erforderlich, auch wenn dies auf dem ersten Blick nicht so scheint. Denn mit den kreativen Köpfen wird auch das Unternehmen kreativ und erlangt somit einen Wettbewerbsvorteil und kann sich gegenüber seiner Konkurrenz abheben. Daher ist es wichtig, dass das Top Management eines Unternehmens Kreativität im Blick hat und laufend daran arbeitet. Bei der Personalauswahl sollte bei den entsprechenden Berufsgruppen auch die Kreativität gemessen werden. Sofern möglich, sollte über Kreativitätsförderungstrainings bestehende Mitarbeiter weiter gefördert werden.
Ausblickend lässt sich sagen, dass aufgrund der Globalisierung und Digitalisierung die Kreativität zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Derzeit sind aber zu wenige Faktoren bekannt, die Kreativität bei Mitarbeitern fördern können. Daher ist die Forschung in kreativitätsfördernde Faktoren wichtig, damit Unternehmen der immer stärkeren Herausforderungen – gerade im Hinblick des „War for talents“ – Stand halten können.