By Published On: 27. März 2016Categories: Meine Hochschule und mein Studium

Wie ihr in meinem vorhergehenden Blogbeitrag gelesen habt, ist die „Panikstörung“ nun seit mehreren Jahren mein ständiger Begleiter. Sie ist bereits da wenn ich morgens aufstehe, wenn ich meinen Haushalt bewältige, einkaufen gehe, eine fertige Hausarbeit beim Postamt abgebe oder eine Klausur schreibe. Sie ist einfach immer präsent.

Somit stellt sich die Frage, wieso die Angst so derartig aus dem Ruder laufen kann, dass sie anstatt ihrer normalen Funktion als Schutzmechanismus zur Qual wird? Das liegt grundsätzlich an der Art und Weise, wie eine einzelne Person Dinge sieht und bewertet. Verantwortlich für diese unterschied-lichen Sichtweisen und Bewertungen ist das Gehirn. Menschen mit einer „Panikstörung“ schätzen bestimmte Ereignisse als bedrohlich ein, welche für gesunde Menschen risikolos erscheinen. Durch diese negative Einschätzung wird der Teufelskreis der Angst gestartet.[1]

 

Der Teufelskreis der Angst

Zunächst müssen die Betroffenen den Teufelskreis der Angst und seine Aufrechterhaltung verstehen. Denn nur wenn der Mechanismus der Angstverstärkung verstanden wurde, erlangt man die Möglich-keit zur Kontrolle und zur aktiven Steuerung (siehe Abb. 1).[2]

Der Kreislauf der Angst

Abbildung 1: Der Kreislauf der Angst (Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Witzleben, v. I./Schwarz, A. A.: 2004, S. 30.)

 

Betroffene bewerten an sich harmlose körperliche Anzeichen (z. B. Atembeschleunigung, Übelkeit, Schwindel usw.) nach der ersten Panikattacke fälschlicherweise als Zeichen einer Bedrohung. In Fol-ge dessen entwickeln die Betroffenen Erwartungsangst, die wiederum weitere körperliche Verän-derungen provoziert. Diese Symptomverstärkung treibt den Prozess weiter voran. Die Folge: eine er-neute Panikattacke setzt ein.[3]

 

Angstabwehr im Alltag – Vermeidungsverhalten

Um den Teufelskreis der Angst zu durchbrechen, versuchen die Betroffenen die Angstempfindungen körperlicher und gedanklicher Art, zum Beispiel durch Ablenkung, Vermeidung oder Flucht, zu unter-drücken. Ich würde versuchen, jeden Gedanken an eine Ohnmacht von mir fern zu halten, indem ich beispielsweise von 1 bis 100 zähle. Eine solche Handlungsweise verstärkt jedoch die Angstproble-matik und führt sogar zu einer Verlängerung der Angstreaktion. Gelänge es den Betroffenen jedoch, die Angst auszuhalten, sie nicht zu vermeiden und zu flüchten, würde die Angst mit der Zeit von allein verschwinden. Angst wird erst dann zu einer Erkrankung wenn man versucht, sie zu unter-drücken, sie nicht auszuhalten und sie zu vermeiden (siehe Abb. 2).[4]

Eyes

Abbildung 2: Symbolbild der Angst (Quelle: Pixabay (01. Februar 2016), https://pixabay.com/de.)

 

Den Teufelskreis durchbrechen

Ist es durch bewusstes Überlegen möglich aus dem Teufelskreis der Angst herauszukommen? In der Regel gelingt dies leider nicht.[5] Aus der Angst kommt man nur heraus, indem die Betroffenen neue Möglichkeiten lernen und üben, sich sinnvoller, effektiver zu verhalten, zu denken und zu fühlen.[6] Allerdings können Betroffene den Teufelskreis der Angst etwas abschwächen, indem sie sich die Art und Weise, wie sich die Angst konsolidiert, ins Bewusstsein rufen. Charakteristisch für Menschen mit Angst ist, dass sie Gefahren, ihre Wahrscheinlichkeit und den eventuellen Schaden nicht realistisch einschätzen.[7]

Betroffene können sich beispielsweise folgende Fragen stellen um mehr Klarheit über ihre Angst zu erhalten:

  • Haben alle Menschen in dieser Situation, vor diesem Objekt oder diesem Ort Angst?
  • Wie hoch ist die Gefahr in Wirklichkeit?
  • War die Angst in dieser Situation schon immer vorhanden?
  • Was würde einem anderen Menschen passieren, dem das, wovor man Angst hat, widerfährt?[8]

Es gibt nur eine wirksame Strategie für den Ausweg aus der Angst: Die Betroffenen müssen sich der Angst aussetzen, sie ertragen und nicht davonlaufen. Je früher dies geschieht desto besser, denn mit der Zeit breitet sich die Angst aus, greift auf weitere Situationen und Objekte über, wodurch die Behandlung immer schwieriger wird. Angehörige sollten aus diesem Grund auch die Vermeidungs-strategien nicht unterstützen, sondern helfen, diese abzubauen (siehe Abb. 3).[9]

Eyes 2

Abbildung 3: Symbolbild der Angst (Quelle: Pixabay (01. Februar 2016), https://pixabay.com/de.)

 

Fazit und Ausblick

Ohne Flucht und andere Strategien endet die Angst ganz von alleine. Spätestens nach einer halben Stunde selbst in ausgeprägten Gefahrensituationen. So wäre es ebenfalls, wenn es den Betroffe-nen gelänge, die Angst auszuhalten. Sie würde einfach abklingen.[10]

Es ist wichtig, dass die Betroffenen in Zukunft der Angst ins Gesicht sehen und alle Vermeidungs-strategien ablegen. Es hat sich gezeigt, dass Angstreaktionen nicht gefährlich sind, sondern in der Menschheitsgeschichte das Überleben gesichert haben. Angstgefühle sind somit sinnvoll und nütz-lich. Bei der „Panikstörung“ hat sich diese Angstreaktion allerdings verselbstständigt. Hier ist der Prozess außer Kontrolle geraten. Wenn sich die Betroffenen vor einem erneuten Angstanfall nicht mehr fürchten, bleibt der Adrenalinschub, der zu einer erneuten Attacke führt, aus.[11]

Je niedriger das Erkrankungsalter, umso hochgradiger können die möglichen Folgen hinsichtlich Schulabschluss, Studium, Berufsausbildung, Partnerschaft und Familie sein.[12] Aus diesem Grund ist es wichtig, die „Panikstörung“ möglichst frühzeitig zu erkennen und zum Beispiel mit Hilfe einer Verhaltenstherapie oder einer medikamentösen Therapie zu behandeln (siehe Abb. 4).[13]

Don`t Panic

Abbildung 4: Don`t Panic (Quelle: Pixabay (01. Februar 2016), https://pixabay.com/de.)

Verweise

[1] Vgl. Roszinsky-Köcher, G.: 2010, S. 17.

[2] Vgl. Roszinsky-Köcher, G.: 2010, S. 33.

[3] Vgl. Roszinsky-Köcher, G.: 2010, S. 33.

[4] Vgl. Roszinsky-Köcher, G.: 2010, S. 19.

[5] Vgl. Witzleben, v. I./Schwarz, A. A.: 2004, S. 31.

[6] Vgl. Witzleben, v. I./Schwarz, A. A.: 2004, S. 31f.

[7] Vgl. Witzleben, v. I./Schwarz, A. A.: 2004, S. 32.

[8] Vgl. Witzleben, v. I./Schwarz, A. A.: 2004, S. 32.

[9] Vgl. Roszinsky-Köcher, G.: 2010, S. 19.

[10] Vgl. Witzleben, v. I./Schwarz, A. A.: 2004, S. 35.

[11] Vgl. Roszinsky-Köcher, G.: 2010, S. 33.

[12] Vgl. Roszinsky-Köcher, G.: 2010, S. 19f.

[13] Vgl. Roszinsky-Köcher, G.: 2010, S. 20.

Literaturverzeichnis

Roszinsky-Köcher, G.: Wissenswertes über Angststörungen. Ein Patientenratgeber der HEXAL AG. München. 2010

Witzleben, v. I./Schwarz, A. A.: Endlich frei von Angst. Denkmuster erkennen, Aktiv trainieren, Selbstvertrauen gewinnen. München. 2004

Internetquellenverzeichnis

Pixabay: Angststörung. 2015. URL: https://pixabay.com/de/augen-psychologie-angstst%C3%B6rung-730746/ (01. Februar 2016).

Pixabay: Augen. 2015. URL: https://pixabay.com/de/augen-psychologie-angstst%C3%B6rung-730749/ (01. Februar 2016).

Pixabay: Panik. 2013. URL: https://pixabay.com/de/stempel-panik-angst-angstzustand-114438/ (01. Februar 2016).

Pixabay: Silhouette. 2013. URL: https://pixabay.com/de/silhouette-mann-rennen-laufen-114436/ (01. Februar 2016).

Beitragsbild: Quelle: Pixabay (01. Februar 2016), https://pixabay.com/de.

Teile diesen Artikel